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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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ihr Missfallen:
     »Als Oberster Richter solltest du wissen, es ist |370| unbillig, von einem Bericht Kenntnis erlangen zu wollen, ehe er dem Großen Rat zur Beschlussfassung vorgelegt ist.«
    Barrán wurde rot. »Es war reine Wissbegier, wie sie jeder hat«, murmelte er und fuhr sogleich fort: »Schon gut. Sobald der
     Große Rat zusammengetreten ist, können wir die Amtseinführung des Hochkönigs vorantreiben und endlich die Regierungsgeschäfte
     wieder aufnehmen. Zu lange sind wir schon ohne Herrschergewalt.«
    »Ohne Herrschergewalt? Halten wir uns nicht zugute, dass die Herrschergewalt beim Volk liegt?«, gab Fidelma zu bedenken. »Von
     alters her begleitet uns die Frage, ›Wie kommt es, dass ein Volk stärker ist als ein König?‹ Die Antwort darauf lautet: ›Weil
     das Volk den König krönt, nicht aber der König das Volk‹.«
    »Eine bekannte Spruchweisheit.« Cenn Faelad lachte gut gelaunt. »Und du hast wie immer recht, Fidelma, wenn es um die Auslegung
     von Gesetzen geht. Barrán ist die Frage nur unversehens über die Lippen gekommen. Er sorgt sich schon die ganze Zeit, dass
     beim Fehlen eines starken Zentrums die einzelnen Königreiche in Clangebiete zerfallen und sich auflösen könnten. Umso mehr
     freut uns deine gute Nachricht. Ich werde die Zusammenkunft des Großen Rats für morgen anberaumen.«
    Sie gingen zum Gästequartier zurück. Eadulf überlegte immer noch hin und her. »Oberflächlich betrachtet, liegt das Motiv offen
     zutage. Dubh Duin hatte teil an der fanatischen Bewegung der Heiden. Aber gewiss hat er das Gesetz der Thronfolge gekannt.
     Der Tod des Hochkönigs musste nicht unbedingt seinen Absichten förderlich sein, es sei denn, der Nachfolger unterstützte seine
     Bestrebungen.«
    »Du legst den Finger auf die Wunde, Eadulf«, pflichtete ihm Fidelma anerkennend bei.
    |371| »Verstehe ich nicht.«
    »Ehrlich gesagt, mir ist die richtige Lösung auch erst eingefallen, als Bruder Rogallach gestern Abend einen Spruch zitierte,
     den er oft von Sechnussach gehört hatte.«
    »Was für einen Spruch?«
    »Sit non doctissima conjux.«
Verständnislos schaute ihr Mann drein. Sie nahm ihn am Arm und flüsterte vertraulich: »Komm, ich erklär es dir, während wir
     uns unsere Beweisführung für morgen zurechtlegen.«

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    KAPITEL 22
    Es war zur Mittagszeit, als sich der
airlechas
, der Große Rat, zusammenfand. Die Adligen versammelten sich im Königssitz, der östlich der Residenz des Hochkönigs lag, und
     nicht wie sonst in der Banketthalle im nördlichen Burggelände. Der Große Rat setzte sich aus drei Gruppen zusammen: Den Adligen,
     die die fünf Königreiche vertraten – wenn die Könige nicht selbst teilnehmen konnten, erschienen ihre rechtmäßigen Nachfolger.
     So war Fidelma zum Beispiel nicht die Ankunft ihres Vetters Finguine mac Cathail entgangen, Nachfolger auf dem Thron ihres
     Bruders. Die führenden Brehons oder Richter der fünf Königreiche stellten die zweite Gruppe dar, und schließlich waren da
     noch die wichtigsten Kirchenmänner, die die dritte Gruppe ausmachten. Unter ihnen war Fidelma bereits Abt Ségdae von Imleach,
     der einflussreiche Kirchenmann der südlichen Königreiche, aufgefallen sowie sein Rivale Ségéne, der Abt und Bischof von Ard
     Macha, der für sich die Vorherrschaft über die Königreiche des Nordens in Anspruch nahm.
    Es wimmelte von bedeutenden Persönlichkeiten, von allen |372| Bänken in der großen, aus Balken gezimmerten Halle klang Stimmengewirr.
    Fidelma und Eadulf hatten auf dem den Anwälten vorbehaltenen Podest in der Halle Platz genommen. Man hatte zwei Stühle eigens
     für sie hingestellt, und hinter ihnen standen Caol und Gormán. Als Fidelma erschien, um mit Eadulf zum Königssitz zu gehen,
     hatte er sich an dem Wandel ihrer Erscheinung nicht satt sehen können. Sie hatte ihr schlichtes und praktisches Gewand, das
     sie sonst immer als Angehörige der frommen Schwesternschaft trug, abgelegt und sich gekleidet, wie es ihr als Tochter und
     Schwester des Königs von Muman zukam. Eadulf hatte sie nur selten derart geschmückt gesehen.
    Sie hatte sich für ein Kleid aus tiefblauem Satin entschieden. Der Stoff war mit Goldfäden durchwirkt, die ein kompliziertes
     Muster ergaben. Bis zur Taille lag das Gewand eng an; der weitschwingende Rock reichte bis an die Knöchel. Die Ärmel waren
     im Stil des so genannten
lam-fhoss
, am Oberarm eng anliegend, unterhalb des Ellbogens üppig weit bis zu den Handgelenken, dem

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