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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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bist du bereit, die Ergebnisse besagter Untersuchung vorzutragen?«
    Fidelma erhob sich und hüstelte leicht, ehe sie sprach.
    »Ja. Um meine Darlegungen zu untermauern oder ihnen gegebenenfalls zu widersprechen, habe ich eine Reihe von Zeugen hergebeten.
     Ich möchte den Großen Rat bitten, Nachsicht walten zu lassen und zu gestatten, dass sie in unserer Mitte Platz nehmen dürfen,
     auf dass sie meiner Beweisführung, |378| die ich vorzutragen gedenke, zustimmen beziehungsweise sie zurückweisen können.«
    Abt Colmán neigte sich zu Brehon Sedna, und beide tuschelten miteinander. Diesmal war es Brehon Sedna, der das Wort ergriff.
     »Rechtliche Gründe verbieten, deiner Bitte nachzukommen, Fidelma von Cashel. Sein Ton war scharf und unmissverständlich. »Wir
     sind hier nicht vor Gericht, wo der Angeklagte belangt werden kann. Wenn sich herausstellt, dass es bei diesem Mord Mittäter
     gab, obliegt es nicht dem Großen Rat, ein Urteil zu fällen. Für uns gilt das Regelwerk, wie im
Cóic Conara Fugill
, den fünf Grundgedanken der Rechtsprechung, festgelegt. Heute handelt es sich nur um die Anhörung deines Berichts …«
    Höflich neigte sie den Kopf in seine Richtung. »Ich hätte gern einen Präzedenzfall angeführt, um die Zeugen hier zulassen
     zu dürfen …«
    »Einen Präzedenzfall? Die Ermordung des Hochkönigs ist ja wohl ohne Beispiel!«, entgegnete er ungehalten.
    Fidelma blieb freundlich. »Mit aller ihm gebührenden Hochachtung möchte ich den weisen Brehon auf das Werk der Chronisten
     verweisen, die zu berichten wissen, dass der Hochkönig Muirchertach, Sohn des Erc, in einem Fass voller Wein ertank, so geschehen
     in seinem Haus in Cleiteach am Ucht Cleitig an den Ufern des Bóinn. Zugegeben, es ist viele Generationen her, dass sich das
     zutrug, nämlich – so lesen wir – genau in dem Jahr, in dem der heilige Ailbe von Imleach starb, der die christliche Lehre
     in unser armes Königreich von Muman brachte.«
    Brehon Sedna errötete und wandte sich an einen der Schreiber, die anwesend waren, um die Beschlüsse des Großen Rates festzuhalten,
     und der in Schriftzeugnissen und in Geschichte als bewandert galt. Er winkte den Mann zu sich heran, und man |379| verständigte sich. Im Ergebnis schaute Brehon Sedna überrascht auf.
    »Ich muss dein Wissen loben, Fidelma«, sagte er. »Ich wurde soeben daran erinnert, dass eine Frau namens Sín am Tod des Hochkönigs
     Muirchertach für schuldig befunden wurde; der König starb, wie von dir dargestellt.«
    Fidelma nahm das Lob in gebotener Bescheidenheit hin. »Den Berichten zufolge war es ein merkwürdiger Tod. Sein Haus geriet
     in Brand, und der Hochkönig versuchte, den Flammen zu entkommen, indem er in ein Fass Wein kletterte. Der Firstbalken des
     brennenden Dachstuhls fiel dem König auf den Kopf und schlug ihn bewusstlos, sodass er in dem Fass zurücksank und ertrank.
     Der Große Rat berief eine Anhörung ein, und man ließ Zeugen daran teilhaben, um die Darlegungen des mit der Untersuchung betrauten
     Brehons zu verfolgen. Das ist der Präzedenzfall, auf den ich mich beziehe.«
    Brehon Sedna wandte sich erneut dem Schreiber zu, der mit raschem Kopfnicken ihre Zusammenfassung der Geschichte bestätigte.
    »Der von dir vorgetragene Präzedenzfall leuchtet ein. Wir gestatten deinen Zeugen, an der Ratsversammlung teilzunehmen, auf
     dass sie deinen Bericht mit anhören.«
    Schweigend beobachtete man, wie Irél Gormflaith und ihre Tochter hereinführte, wenngleich sich darob auf allen Gesichtern
     Erstaunen abmalte. Sie wurden zu den von Mitgliedern der Fianna bewachten leeren Bänken geleitet. Den beiden Frauen folgten
     die Krieger Lugna, Erc und Cuan, der Letztgenannte streng bewacht. Danach kam die gesamte Dienerschaft des königlichen Haushalts,
     Bruder Rogallach, Torpach, Brónach, Báine, Cnucha, Maoláin und Duirnín. Der immer noch humpelnde Bischof Luachan erschien
     mit seinem Verwalter Bruder Céin, und als Letzter betrat Iceadh, der Apotheker, |380| den Versammlungsraum und setzte sich auf den ihm zugewiesenen Platz. Brehon Sedna wartete, bis alle auf den Bänken saßen,
     und äußerte dann gegenüber Fidelma neuerliches Bedenken.
    »Ich muss auf einen weiteren Punkt verweisen, den uns das Gesetz vorschreibt. Abt Colmán gehört doch gewiss auf die Zeugenbank
     und muss diesen Platz hier verlassen.«
    Überrascht sah der Betroffene ob dieses Ansinnens auf, auch kam es wieder zu lautem Gemurmel unter den Anwesenden, aber Fidelma
    
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