Tod den alten Göttern
gewinnen. Er hat auch die Banden unterstützt, die über christliche
Gemeinden hergefallen sind. Das waren Fanatiker, und doch waren ihre Schandtaten vergleichsweise nur Nadelstiche, die nicht
genug schmerzten. Man musste auf andere Dinge sinnen.
Nicht Dubh Dubin hat die Verschwörung ausgeheckt. Wer steckte dahinter, hat ihm eingeredet, dass der Weg zum Ziel die Ermordung
Sechnussachs sei? Jemand aus dem königlichen Haushalt? Einen Fanatiker gab es, der auf dem königlichen Burggelände arbeitete
…«
»Cuan!«, wurde sie unterbrochen. Der Ausruf kam von Lugna. »Er hat den Lockvogel gespielt und mich in jener Nacht von meinem
Posten an der Tür des Königshauses fortgelockt.«
Fidelma schüttelte den Kopf. »Nicht Cuan. Der war nicht klug genug, um sich eine dermaßen komplizierte Verschwörung auszudenken.
Der wurde erst später missbraucht und |386| hatte ohnehin eine zwiespältige Haltung zu religiösen Fragen.«
»Missbraucht? In welcher Hinsicht? Auf welche Weise?«, drängte Brehon Sedna.
»Es ging um Liebesdienste«, erklärte Fidelma. »Er wurde erst zu einem späteren Zeitpunkt in das Ganze mit einbezogen, als
das Komplott als solches schon ausgearbeitet war.«
Für alle unerwartet stand Gormflaith plötzlich auf.
»Ich möchte dem Großen Rat eine Erklärung abgeben.«
Überraschte Gesichter sahen sie neugierig an. Brehon Sedna vergewisserte sich mit einem Blick bei Fidelma, und die meinte
nur achselzuckend: »Von mir aus, bitte.«
»Ihr werdet zweifelsohne von Fidelma zu hören bekommen, dass Dubh Duin mein Liebhaber war«, tat Gormflaith kund. »Das will
ich nicht leugnen …«
Erneut musste man warten, bis das Stimmengewirr abebbte.
»Aber jede Teilhabe an dieser sogenannten Verschwörung weise ich von mir. Ich bin Christin. Dubh Duin hat sich mir gegenüber
nie über seinen Glauben oder Nichtglauben geäußert. Wir haben nie über Religion gesprochen. Auch hat er nicht meinen Mann
umgebracht, weil er meine Gunst erwerben wollte. Ich kann den Beweis erbringen, dass sich Sechnussach und ich seit drei Jahren
entfremdet hatten, und kann weiterhin mit einem Zeugen aufwarten, dass Sechnussach und ich uns auf eine Scheidung geeinigt
hatten, die am Tage nach meiner Rückkehr von Cluain Ioraird besiegelt werden sollte, nur war zu dem Zeitpunkt …«, sie führte
den Satz nicht zu Ende. »Mein Zeuge ist Brehon Barrán.«
Fidelma schaute zu Brehon Barrán hinüber, der den Kopf schüttelte, und wandte sich mit einem traurigen Lächeln Gormflaith
zu.
»Ich fürchte, der Oberste Richter wird in Bezug auf die geplante |387| Scheidung nicht als dein Zeuge auftreten«, sagte sie vorsichtig.
»Dubh Duin hatte keinen Grund, Sechnussach meinetwegen zu töten«, wiederholte sie hartnäckig. »Wir hatten die Absicht, zu
heiraten und Tara zu verlassen.« Sie setzte sich.
In dem erschrockenen Schweigen, das folgte, war Fidelmas Stimme besonders deutlich zu vernehmen.
»Es tut mir leid, feststellen zu müssen, Lady, dass Dubh Duin nicht die Absicht hatte, dich zu heiraten. Er benutzte dich
lediglich als Mittel zum Zweck, über dich konnte er zu Sechnussach vordringen. Als dein Liebhaber erlangte er Zutritt zur
inneren Burg, wann immer es ihm beliebte, wie der Krieger Erc bestätigen wird. Die ganze Zeit hatte Dubh Duin nichts anderes
im Sinn, als Sechnussach zu ermorden. Man hat dich irregeführt, Lady, du bist ein unschuldiges Opfer der Verschwörung.«
Abt Colmán hüstelte, um auf sich aufmerksam zu machen, und brachte dann Folgendes vor: »Es ist bereits gesagt worden, dass
mit Sechnussachs Tod Cenn Faelad der Nachfolger sein würde. Cenn Faelad ist bekannt für seine christliche Haltung und seine
Freigebigkeit gegenüber der Kirche. Wie er hier selbst vor dem Großen Rat ausgeführt hat, würde er nie eine Rückkehr zur Götzenverehrung
dulden.«
»Und wie ich bereits ausgeführt habe, wäre er nicht lange im Amt gewesen, selbst wenn es dazu gekommen wäre, dass man ihn
in selbiges eingeführt hätte«, entgegnete Fidelma. »Nicht Cenn Faelad hat gemeinsames Spiel mit Dubh Duin getrieben. Der Hauptverschwörer
war es, der Dubh Duin zu der Missetat verleitet hat. Nach Sechnussach wäre Cenn Faelad das nächste Opfer gewesen. Dann wäre
der Weg für den Hauptverschwörer frei gewesen, die Macht zu übernehmen und das Land zum Alten Glauben zurückzuführen.«
|388| »Dubh Duin wurde von jemand anderem zu dem Mord verführt?«, fragte Brehon Sedna mit
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