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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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die Barráns Geliebte und Mitspielerin war, die die Macht als Hochkönig mit ihm teilen wollte.«
    »Den Namen der Frau, wenn du ihn weißt«, befahl Brehon Sedna.
    »Ich fürchte, es gab noch eine andere Person, die dafür gesorgt hat, dass Dubh Duin sich dir nähern konnte, Gormflaith. Eine
     Person, die ihre Machtbefugnis nutzte, die Wachtposten anzuweisen, Dubh Duin nachts ungehindert auf das Burggelände zu lassen,
     die letzten Endes den Wachmann Erc anwies, ihm zur festgesetzten Stunde freien Zugang zu gewähren, als nämlich die Zeit für
     den Mord gekommen war …«
    Mit einem Aufschrei war Muirgel aufgesprungen und schien die Flucht ergreifen zu wollen, doch Irél hielt sie fest.
    Kreidebleich war Gormflaith auf ihren Platz gesunken und blickte auf ihre älteste Tochter.
    »Das ist nicht wahr!«, tobte Brehon Barrán los und sprang ebenfalls auf. Im gleichen Moment spürte er die Hand eines Kriegers
     der Fianna auf der Schulter, die ihn niederdrückte.
    »Und wie das wahr ist!«, zeterte Báine los. »Muirgel war von Anfang an mit dabei. Auch dafür bin ich zur Zeugenaussage bereit.«
    »Teilhabe an einer Verschwörung, den … den eigenen Vater zu ermorden?« Brehon Sedna war erschüttert.
    »Wer vom Ehrgeiz besessen ist, geht über Leichen«, murmelte Abt Colmán eine alte Spruchweisheit.
    Irél hielt immer noch Muirgel fest, und die stand mit blitzenden Augen da, als wollte sie alle zum Teufel jagen.
    |399| »Sie glaubte, sie hätte uns alle in der Hand«, holte Báine aus und sah dabei Muirgel finster an. »Wir waren eine Verschwörergemeinschaft,
     jeder hatte sein eigenes Ziel. Sie war so eingebildet, dass sie gar nicht mitbekam, dass wir sie und ihren albernen Liebhaber
     Barrán für unsere Zwecke nutzten. Albern, ja, denn wie konnte ein junges Mädchen wie Muirgel so einen wie ihn lieben, alt
     und abgewirtschaftet, wie der ist? Sie benutzte ihn genauso, wie sie jeden anderen benutzte. Sie war versessen auf Macht.
     Macht ist ihr Gott.«
    Fidelma ließ ihren Blick von der sich ereifernden jungen Frau zu dem in sich zusammengesunkenen alten Mann schweifen, Barrán,
     bislang Oberster Richter der fünf Königreiche, im ganzen Land bekannt. Wie er da hockte, gab er das Bild eines schwachen,
     jämmerlichen Wracks ab. Er saß nach vorn gebeugt, den Kopf in die Hände gestützt, fassungslos, dass auch er als Werkzeug missbraucht
     worden war.
    Vorsichtig ergriff Fidelma das Wort. »Ehrgeiz ist wie ein immer mächtiger werdender Dämon; er verdirbt Herz und Verstand und
     lässt beides verkümmern.« Lauter und vernehmlich für alle im Saal fuhr sie fort: »Den kläglichen Rest dessen, was vom Menschen
     geblieben ist, fordert er zum Tanz auf, und erweist sich der Tanz als gelungen, gibt es eine Belohnung: kurzlebige Macht und
     flüchtigen Ruhm, um dann endgültig in die Vergessenheit des Grabes zu sinken.«
    Eadulf sah sie überrascht an, und schmunzelnd klärte sie ihn auf: »Es sind Zeilen von einem heidnischen Dichter.«
    Abt Colmán und Brehon Sedna mahnten zur Ruhe, denn alles raunte und tuschelte.
    »Der Oberste Richter Barrán ist selbstverständlich seines Amtes enthoben, und seine Ernennung zum
tánaiste
des Hochkönigs wird zurückgenommen. Man wird ihn zusammen mit Muirgel, Tochter des Sechnussach, und Báine und |400| Cuan wegen Verschwörung zum Mord an Sechnussach vor Gericht stellen«, verkündete Brehon Sedna ernst.
    Abt Colmán bekräftigte sein Einverständnis durch Kopfnicken und fügte hinzu: »Gut, dass wir die Sache endlich zum Abschluss
     bringen können. Ich bedauere nur, dass Dubh Duin selbst Hand an sich gelegt hat und wir ihn nicht wegen Ermordung des Hochkönigs
     vor Gericht bringen können.«
    »Dubh Duin war es nicht, der den Hochkönig ermordet hat.«
    Der von Fidelma klar ausgesprochene Satz stand im Raum und bewirkte eine Totenstille. Man mochte meinen, alle hätten den Atem
     angehalten.
    Ungläubig starrte Brehon Sedna sie an. »Jetzt mit uns scherzen zu wollen, ist weiß Gott der falsche Moment, Fidelma.«
    »Ich scherze nicht.«
    »Aber die Zeugen, die Tatsache, dass wir ihn auf frischer Tat ertappt haben, dass Dubh Duin Selbstmord beging! Nimm doch Vernunft
     an.«
    »Es bleibt eine Tatsache, Dubh Duin hat Sechnussach nicht ermordet, wiederholte sie entschieden.«
    »Das wirst du uns erklären müssen.«
    »Nichts einfacher als das. Als Dubh Duin zum Jagddolch griff und Sechnussach die Kehle durchschnitt, war der Hochkönig bereits
     tot.«

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