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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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»Verzeihung, Bruder, ich wollte nur fragen, ob vielleicht ein Becher
     frisch gepresster Apfelsaft genehm wäre, bis dein Bad soweit ist.«
    »O ja, den nehme ich gern«, erwiderte er amüsiert und folgte ihr in eine kleine Nebenkammer, wo sie das Getränk bereitete.
    »Bedienst du schon lange die Gäste hier?«, fragte er.
    Erschrocken sah sie ihn an. »Es fehlt doch hoffentlich an nichts, Bruder?«
    »Nein, nein«, beruhigte er sie. »Alles ist in bester Ordnung. Du denkst wirklich an alles.«
    |82| Sie war merklich erleichtert. »Es ist das erste Mal, dass ich hier im Gästehaus Dienst tue, und ihr seid meine ersten Gäste.«
    »Das hätte ich nicht gedacht, ich hätte eher vermutet, du machst das schon lange.«
    Lächelnd reichte sie ihm den gefüllten Becher. »Gelernt habe ich, wie man Herrschaften bedient, aber nicht im Gästehaus. Normalerweise
     arbeite ich im Haushalt des Hochkönigs.«
    »Ach so.« Fast klang es wie eine Frage.
    »Heute jedoch hat mich Bruder Rogallach hierhergeschickt mit dem ausdrücklichen Auftrag, mich um Lady Fidelma und um dich
     zu kümmern.«
    »Bruder Rogallach?«
    »Er hat alle Bediensteten im Hause des Hochkönigs unter sich. Er ist der Kammerherr des Hochkönigs.«
    »Und du bist schon lange hier?«
    »Seit meiner Volljährigkeit.«
    Eadulf wusste, dass Mädchen mit dem fünfzehnten Lebensjahr das Alter der Wahl erreichten.
    »Lange kann das noch nicht sein.«
    »Fünf Jahre«, erwiderte sie ernst. Dass Eadulf ihr ein Kompliment hatte machen wollen, war ihr nicht aufgegangen.
    »Geradezu eine Ewigkeit«, ging er gutmütig auf sie ein.
    »So könnte man sagen … Vom heutigen Standpunkt gesehen«, erwiderte Báine nach einer seltsamen Pause.
    »Warst du im Hause, als der Hochkönig getötet wurde?«
    Sie zuckte zusammen und nickte.
    »Das muss schrecklich für dich gewesen sein.«
    Sie schluckte und nickte abermals. »Ja. Sechnussach war … war ein gütiger Mensch. Ich diente ihm gern. Zu allen, die mit ihm
     zu tun hatten, war er liebenswürdig und großherzig.«
    |83| »Dann ist die Trauer um so größer. Und du warst selbst im Haus, als der Mörder dort eindrang?«
    »Ich lag im Bett und schlief.«
    »Der Mord soll kurz vor Tagesanbruch geschehen sein. Dann musst du ja von dem Lärm, der entstand, als die Schreckenstat entdeckt
     wurde, wach geworden sein.«
    Zu seiner Überraschung schüttelte sie den Kopf. »Brónach hat mich aus dem Bett getrieben. Erst von ihr hab ich erfahren, was
     geschehen war. Ich muss den ganzen Lärm verschlafen haben.«
    »Wer ist Brónach?«
    »Von den Frauen in der Dienerschaft ist sie die Oberste. Wir sind nur drei, die im Haus des Königs ihren Dienst tun. Sie ist
     die älteste und für uns verantwortlich.«
    Gern hätte Eadulf das Mädchen noch weiter befragt, aber Fidelma rief aus dem Baderaum nach ihr.
    Báine murmelte eine Entschuldigung und folgte dem Ruf. Allein zurückgeblieben nippte Eadulf gedankenverloren an seinem Apfelsaft.
     Kurz darauf ging die Tür zum Gästehaus auf, und ein anderes Mädchen trat ein. Sie war von zierlicher Statur und einfach gekleidet,
     hatte braunes Haar und nichts besonders Auffälliges an sich. Sie wirkte jünger, als sie vermutlich war. Eadulf schätzte sie
     auf achtzehn. Sie machte einen verunsicherten Eindruck. Ein flüchtiger, ängstlicher Blick streifte Eadulf, dann schaute sie
     verlegen zum Boden.
    »Ich bitte um Verzeihung«, kam es schüchtern.
    » Absolvo te a peccatis tuis«
, erwiderte Eadulf belustigt. »Alle Sünden sind dir vergeben.«
    Verdutzt schaute sie ihn kurz an, senkte den Blick aber sofort wieder zur Erde.
    »Beichten wollte ich nicht, Bruder. Ich suche Báine, soll fragen, ob sie Hilfe braucht.«
    |84| »Sie hat gerade im Badehaus zu tun. Und wer bist du?«
    »Ich bin Cnucha.«
    »Heißt das nicht soviel wie ›kleiner Berg‹?« fragte er nach kurzem Überlegen. »Ich hab mal eine Legende gehört, in der es
     um den großen Krieger Cumal ging, den Vater von Fionn von den Fianna, und der fiel dann in der Schlacht bei Cnucha.«
    Das Mädchen, das immer noch nicht aufsah, schüttelte den Kopf.
    »So hieß aber auch die Frau von Geanann, einem der fünf Könige der Fir Bolg, die diese Insel in die fünf Königreiche aufteilten.«
    Beschämt stellte Eadulf fest, dass er sich über den hörbaren Stolz in der Stimme der unscheinbaren Bediensteten amüsierte.
    »Und wer waren diese … wie sagtest du … diese Fir Bolg? Welche Vorfahren waren das, die das Land in die fünf

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