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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern
Autoren: P Tremayne
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Fidelma die Übeltäter des Diebstahls überführen können – es waren Ornait, Sechnussachs Schwester, und
     ihr Liebhaber Ailill Esa Flann gewesen, der
tánaiste
oder rechtmäßige Thronnachfolger.
    In Abt Colmáns Augen funkelte es spitzbübisch. »Auf die Frage habe ich gewartet. Ich gebe zu, dass mir, als der Mord geschehen
     war, Ornaits Name auch kurz durch den Kopf ging. Aber du weißt ja, dass der Oberste Richter sie und ihren Liebhaber Ailill
     ins Exil verbannt hat. Sie sind daraufhin ins Königreich von Rheged auf die Insel Britannien gegangen. Soweit mir bekannt
     ist, sind sie bis heute dort.«
    Eadulf begriff nichts von dem Gespräch der beiden, doch Fidelma versprach ihm, ihn später ins Bild zu setzen, ehe sie sich
     erneut dem Abt zuwendete: »Um von Rheged bis hierher zu gelangen, segelt man nicht länger als einen Tag. Ornait und Ailill
     hatten es schon vor fünf Jahren auf den Thron abgesehen. Wer sagt, dass sie heute nicht von dem gleichen Wahn besessen sind
     und vielleicht doch etwas mit der Mordtat zu tun haben? Sie wären nicht die Ersten, die man ins Exil getrieben hat und die
     dann zurückkehrten und unter Beifall zum König gekrönt wurden.«
    Fidelma dachte dabei an ihren eigenen Vorfahren Conall Corc, der aus dem Exil nach Muman zurückkehrte und nicht nur König
     wurde, sondern auch Cashel zu einer beachtlichen Hauptstadt machte.
    »Wenn Ornait tatsächlich hier angelandet ist, wäre längst etwas durchgesickert«, erwiderte Abt Colmán.
    |80| »Es sind ja ohnehin nur Erwägungen«, lenkte Fidelma ein. »Später mit Cenn Faelad werden wir noch viel zu besprechen haben.
     Jetzt werden wir uns ein wenig frisch machen. Haben wir uns dann zusammengesetzt und erst mal alle Fakten beisammen, können
     wir über die Hintergründe debattieren.«
    Der Abt bekundete sein Einverständnis, drehte sich zum Gästehaus um und klatschte in die Hände.
    Im Nu wurde geöffnet, und ein großes, schlankes, dunkelhaariges Mädchen erschien und begrüßte sie. Die helle Haut und im Kontrast
     dazu die dunklen Augen gaben ihr etwas Engelhaftes, so dachte zumindest Eadulf. Sie war einfach hübsch, fand er, und ihre
     Bewegungen hatten etwas Graziöses. Ihr freundliches Lächeln galt ihnen allen.
    »Das ist Báine«, stellte Abt Colmán sie vor. »Solange ihr hier weilt, wird sie sich um eure Belange kümmern. Wir haben keine
     weiteren Gäste, und ich könnte mir vorstellen, dass ihr eure Begleitmannschaft«, er nickte Caol und Gormán zu, »gern in eurer
     Nähe hättet. Das Gästehaus bietet Platz genug für alle.«
    Mit einer ehrerbietigen Kopfbewegung, die Fidelma galt, erklärte das Mädchen: »Ich habe Wasser warm gemacht, Lady, und den
dabach
auch schon gefüllt.« Sie meinte damit den Holzbottich, in dem man badete.
    »Das lasse ich mir nicht zweimal sagen«, erwiderte Fidelma freundlich. »Da werde ich sogleich ein Bad nehmen.«
    »Wenn ihr euch erfrischt habt, komme ich wieder und bringe euch zu Cenn Faelad«, sagte Abt Colmán. »Er wohnt zur Zeit in meinem
     Haus am anderen Ende der Burg. Wir hielten es für besser, dass er vorläufig noch nicht die königliche Residenz bezieht. Die
     Dinge sollten erst geklärt sein. Er erwartet euch zu einem gemeinsamen Mahl, und dabei können wir uns in aller Ruhe über den
     eigentlichen Anlass eures Besuches |81| austauschen. Báine wird sich um das leibliche Wohl eurer Krieger kümmern.«
    Mit freundlichem Winken verabschiedete er sich und entschwand zwischen den Hauptgebäuden auf dem Gelände.
    Sie folgten dem Mädchen ins Gästehaus. Pflichtbewusst und umsichtig zeigte sie Fidelma und Eadulf ihr gemeinsames Zimmer und
     führte Caol und Gormán zu den ihnen zugedachten Räumen gleich nebenan. Wie die meisten Gebäude war auch das Gästehaus ein
     rechteckiger Holzbau, vorrangig Eichenstämme und Eibentäfelung, mit reetgedecktem Dach. Ohne Fenster war es in den Räumen
     reichlich düster, und obwohl es draußen noch hell war, brannten hier Talglichter und Öllampen und schwängerten mit ihren schweren
     Düften die Luft.
    Fidelma und Eadulf blieb kaum Zeit, sich näher umzuschauen und ihre Satteltaschen auszupacken, denn schon war Báine wieder
     da, um Fidelma zum Baden zu holen.
    »Ich habe alles zurechtgelegt, auch Badezusätze und einen Kamm, du brauchst also nichts mitzunehmen.«
    »Das nenne ich Gastlichkeit«, meinte Fidelma schmunzelnd und verließ mit dem Mädchen den Raum.
    Wenige Augenblicke später klopfte Báine sacht an die Tür.
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