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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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vermutlich seine Kleidungsstücke, Waffen oder auch Ranzen für Bücher aufgehängt
     hatte. Weitere Einrichtungsgegenstände gab es nicht.
    Fidelma streifte alles mit einem aufmerksamen Blick.
    »Es stimmt, Colmán, wenn die andere Tür und das Fenster in jener Nacht sorgfältig verschlossen waren, gab es nur die eine
     Möglichkeit, das Zimmer zu betreten oder zu verlassen. Der Täter hätte die Tür von der Badestube nicht wieder von |114| innen verriegeln können, wenn er durch sie entkommen wäre. Trotzdem, eine Sache lässt mir keine Ruhe …«
    Abt Colmán zog die Stirn in Falten und erwartete Erhellung.
    Sie wies auf das Schloss der Tür zum Schlafgemach.
    »Warum hat Sechnussach nicht den Schlüssel im Schloss stecken lassen? Hätte der Schlüssel im Schloss gesteckt, hätte der Mörder
     seinen Schlüssel nicht ins Schlüsselloch bekommen. Selbst wenn es ihm gelungen wäre, den steckenden Schlüssel herauszustoßen,
     hätte der beim Runterfallen genügend Lärm gemacht, um den Hochkönig aus dem Schlaf zu schrecken, ehe der Mörder zustach.«
    »Eine solche Überlegung ist mir bislang …«, begann der Abt zu stammeln.
    Eadulf fiel ihm ins Wort: »Wo hat man eigentlich den Schlüssel des Hochkönigs gefunden?«
    »Auf dem Tisch neben dem Bett.«
    »Vielleicht ist es müßig, weiter darüber zu rätseln«, meinte Eadulf. »Könnte ja sein, er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht,
     die Tür abzuschließen und den Schlüssel neben sich abzulegen.«
    Fidelma ließ noch einmal ihren Blick durch das Zimmer gleiten und kam zu dem Ergebnis: »Ich habe genug gesehen. Zumindest
     habe ich jetzt eine Vorstellung, wo und wie das Verbrechen begangen wurde. Ich denke, wir können mit der Vernehmung der Zeugen
     beginnen.«

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    KAPITEL 7
    Sie waren mit dem Abt ins
tech screpta
gegangen, ein kleines Gebäude, das die königliche Bibliothek beherbergte. Fidelma nahm sich einen Stuhl, und Eadulf versorgte
     sich mit
ceraculum
, |115| einem Schreibtäfelchen aus Buche, das mit
cera,
einer Wachsschicht, überzogen war. Mit einem Griffel ließen sich Notizen in das Wachs einritzen, die dann später auf haltbareres
     Pergament übertragen werden konnten. Abt Colmán blieb bei ihnen und stand ihnen hilfsbereit zur Verfügung. Auf Fidelmas Wunsch
     bat er als Ersten den Arzt herein, der Sechnussach betreut hatte.
    Der Arzt bestätigte lediglich die bekannten Fakten zur Todesursache des Hochkönigs. Sie hatte es nicht anders erwartet, hielt
     es aber für wichtig, dass jede Einzelheit festgehalten und besonders in diesem Fall niemand übergangen wurde, der mit auf
     der Bühne des Geschehens gewesen war. Der Arzt hieß Iceadh, was so viel wie »der Heilende« bedeutete. Er war ein schon älterer
     Mann und hatte die Eigenart, in abgehackten Sätzen zu sprechen, wenn es um medizinische Dinge ging, als würde er bei längeren
     Satzgebilden in Atemnot geraten.
    »Die Kehle war aufgeschlitzt. Die Jugularvene durchtrennt. Kurzer Stich ins Herz. Beide Wunden tödlich. Beim Täter fand sich
     ein scharfes Instrument. Ein Jagddolch. Scharf geschliffen. Hätte alles schneiden können. Keine Chance, sein Leben zu retten.
     Sechnussach muss sofort gestorben sein.«
    »Ich verlasse mich auf dein Fachwissen«, schmeichelte sie ihm. »Würdest du sagen, man hat den Hochkönig mitten im Schlaf überfallen?«
    »Mitten im Schlaf. Wie denn sonst? Kam gar nicht dazu, sich zu wehren. Glaub nicht, dass er was gemerkt hat. Der Mörder wusste,
     was er tat.«
    »Hast du auch den Leichnam des Mörders untersucht?«, fragte Eadulf.
    »Dubh Duin? Selbstverständlich. Auch da war jede Hilfe zu spät. Scharfe Klinge mitten ins Herz. Sich selbst beigebracht, |116| als von Wächtern erwischt. Hat angeblich noch wenige Augenblicke gelebt. Soll zu einem der Wächter was gesagt haben.«
    Fidelma nickte und entließ den Mann. Als nächster betrat der Krieger Lugna den Raum.
    Der machte einen völlig anderen Eindruck und stand befangen vor ihr. Er war jung, groß und rothaarig, sah aus wie einer, mit
     dem nicht zu spaßen war, einer der kräftig gebauten jungen Männer der Fianna, der Elitetruppe des Hochkönigs.
    »Es heißt, du wärest in der Nacht der Mordtat der Postenführer bei der Bewachung des Könighauses gewesen. Ist das richtig?«
    »Es ist, wie man es dir gesagt hat«, antwortete er unbeholfen.
    Seine steife und verschlossene Haltung missfiel ihr. Fidelma spürte, sie musste seine innere Spannung lösen, sonst würde sie
     aus seinem Munde

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