Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
Vom Netzwerk:
nichts erfahren. Sie schob ihm einen Stuhl hin.
    »Du kannst dich gern setzen, Lugna.«
    Unschlüssig sah der junge Mann zu Abt Colmán, der mit regloser Miene neben Fidelma stand. Dann zog er ungelenk den Sitz zu
     sich heran.
    Fidelma schaute zu Abt Colmán auf. »Ich glaube, unserem jungen Freund wäre wohler zumute, wenn du dich auch setzen würdest,
     Colmán«, forderte sie ihn freundlich auf. Es gehörte sich nicht, dass ein junger Krieger saß, während ein Abt in seiner Nähe
     stand.
    Der Abt konnte sich nicht sofort dazu entschließen, griff sich dann aber doch einen Stuhl und nahm Platz.
    »So ist es für uns alle bequemer«, meinte Fidelma aufmunternd. »Alles, was ich von dir hören möchte, Lugna, ist eine |117| Schilderung der Ereignisse jener Nacht aus deiner Sicht. Es geht mir nicht um irgendeine Schuldzuweisung. Was ich ergründen
     möchte, ist die Wahrheit über den Verlauf des Geschehens.«
    »Die Fakten sind bekannt. Ich habe sie dem Abt berichtet«, erwiderte der Krieger, immer noch gehemmt, mit einer zum Abt hindeutenden
     Kopfbewegung.
    »Ihm schon, aber nicht mir«, entgegnete sie gleichbleibend freundlich. »Ich aber bin diejenige, die der Große Rat mit der
     Aufgabe betreut hat, den Fall zu untersuchen. Du warst also in jener Nacht für die Wachen im königlichen Wohnbereich verantwortlich.
     Wie lange stehst du schon in des Hochkönigs Diensten?«
    »Ich diene seit fünf Jahren in der Fianna«, gab er nicht ohne Stolz zur Antwort. »Ich bin
toisech cóicat
der ersten
catha

    Auf Eadulfs Gesicht machte sich Unverständnis breit, denn mit den militärischen Begriffen war er nicht vertraut. Fidelma half
     schnell nach.
    »Zu Friedenszeiten unterhalten die Hochkönige drei
catha
oder Brigaden der Fianna. In Kriegszeiten wird die Fianna gewöhnlich bis auf neun solcher Scharen aufgestockt. Die stehenden
     drei Brigaden sind berufsmäßige Krieger, so wie auch mein Bruder die Nasc Niadh von Muman unterhält. Die Erste Garde steht
     dem Hochkönig unmittelbar zur Seite und bewacht die königlichen Anlagen.« Sie wandte sich wieder Lugna zu. »Und wenn du sagst,
     du warst der Anführer einer
cóicat
, heißt das, einer Truppe von fünfzig Mann, nicht wahr?«
    »Wie ich gesagt habe, Lady.« Er war nach wie vor wenig zugänglich.
    »Demnach bist du ein erfahrener Krieger. Woher stammst du?«
    Die Frage überraschte ihn.
    |118| »Ich komme von den Uí Mac Uais Breg von Brega, Lady.«
    »Die wohnen nördlich von hier, jenseits des Flusses Bóinn, stimmt’s?«
    »Ganz recht.«
    »Wann begann deine Wache?«
    »Meine Wache ging von Mitternacht bis Tagesanbruch.«
    »Erzähl, was sich ereignet hat.«
    »Es war kurz vor Tagesanbruch. Cuan und ich waren gerade von einem Kontrollgang im Königsbereich zurückgekommen. So eine Überprüfung
     findet mehrfach während der Nachtwache statt. Wir hatten uns wieder am Eingang der Königsresidenz eingefunden.«
    Fidelma lehnte sich nachdenklich zurück.
    »Ist nicht die Vorhalle die Stelle, wo ihr normalerweise Posten bezieht?«
    »Das ist richtig. Aber als wir noch draußen waren, vernahm Cuan ein Geräusch hinten im Küchenbereich, und wir gingen nachschauen,
     was da war.«
    »Ihr seid nicht ins Haus und durch die Vorhalle gegangen?«
    »Die Küchentür ist nachts immer verschlossen, und wir wollten niemand im Haus unnötig stören. Also sind wir um das Haupthaus
     herum zu den Nebengebäuden gegangen.«
    »Wieso glaubtet ihr, es wäre nicht nötig, das Haus zu wecken, wenn ihr doch Befremdliches gehört hattet?«
    Lugna errötete leicht. »Cuan konnte nicht sagen, was genau er gehört hatte, und mir war gar nichts aufgefallen«, bekannte
     er.
    »Ihr seid also seitlich am Gebäude entlanggegangen. War das nicht ein wenig arglos? Lasst den Haupteingang einfach unbewacht
     und lauft außen herum?«
    Lugna wich ihrem Blick aus. »Wir dachten, wir müssten der Sache auf den Grund gehen.«
    |119| »Und dabei das Haus unbewacht lassen?«, wiederholte sie eindringlich.
    »So ist es geschehen, ja.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass der Befehlshaber der Fianna ganz in der Nähe und zu ebener Erde geschlafen hat. Ist euch
     überhaupt nicht eingekommen, wenigstens ihn zu wecken?«
    Lugna musste wider Willen grinsen. »Irél ohne zwingenden Grund wecken? Das würde ich nie wagen.«
    »Habt ihr eine Erklärung für die Geräusche gefunden?«
    Er hob den Kopf herausfordernd, war aber sichtlich verlegen. »Haben wir nicht, nein.«
    »Und wann seid ihr an euren

Weitere Kostenlose Bücher