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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Blick zu Boden. »Ich hörte etwas«, verteidigte er sich trotzig.
     »Das habe ich Lugna gesagt, und er meinte, wir sollten lieber nachschauen.«
    »Er war in jener Nacht dein Vorgesetzter?«
    »Er ist der Anführer eines Trupps von fünfzig Mann. Ich bin ein einfacher Krieger.«
    Fidelma betrachtete ihn aufmerksam. Sie spürte, dass er ihr nicht die Wahrheit sagte, und wiederum konnte sie den unbeweglichen
     Klotz ohne rechte Handhabe nicht aushebeln. Wahrscheinlich war es das Beste, es zunächst dabei zu belassen. Von den beiden
     ließ sich Lugna möglicherweise eher eine wahrheitsgemäße Antwort abringen, warum sie in der fraglichen Zeit ihren Posten verlassen
     hatten.
    Während Abt Colmán Cuan aus der Bibliothek geleitete, meinte sie zu Eadulf gewandt in aller Ruhe: »Hinter dem Ganzen steckt
     viel mehr als nur ein Mörder, der zuschlägt und dann sich selbst umbringt. Wie wir vorhin schon feststellten, hat dieser Mörder
     außerordentliches Glück gehabt. Ungeachtet aller Anordnungen, dass nach Einbruch der Dunkelheit nur mit der Erlaubnis des
     Hochkönigs Leute eingelassen werden, gewährt ihm ein Wachtposten Zutritt zum Burggelände. Dann betritt er das Wohnhaus des
     Hochkönigs, weil zwei Wächter, die eigentlich in der Vorhalle zu stehen haben, just im rechten Moment ums Haus nach hinten
     gegangen sind, um einem Geräusch nachzuspüren. Und zu guter Letzt dringt er auch noch in das Schlafgemach des Hochkönigs ein,
     weil |123| er im Besitz eines zweiten Schlüssels ist, der vor kurzem nach dem Schlüssel vom Thronnachfolger angefertigt wurde. Mir kann
     keiner erzählen, dass das alles auf Glück beruht. Da ist Mittäterschaft im Spiel.«
    Wie so oft schürzte Eadulf nachdenklich die Lippen.
    »Du glaubst, die Geräusche wurden vorsätzlich gemacht, um die Wachtposten in die Küche zu locken?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube einfach, sie lügen. Sie behaupten, den Lärm vorn vor dem Königshaus gehört zu haben. Das kann sein. Aber niemand
     anders ist davon wach geworden. Niemand in den Räumen hinten hat irgendetwas gehört. Wenn ein Komplize die Wachen hat fortlocken
     wollen, damit der Mörder ungestört ins Haus konnte, war das nicht gut durchdacht. Wie hätte er sicher sein können, dass nur
     die Wächter aus der Vorhalle in den Küchenbereich gelockt wurden und dass der Lärm nicht auch die anderen im Haus aufschreckte,
     von denen ja etliche in jener Nacht hier waren?«
    Eadulf ließ sich Zeit, ihren Gedankengang nachzuvollziehen. »Wann hast du vor, sie in die Enge zu treiben?«
    »Mir fehlt noch das rechte Druckmittel, um ihren Widerstand zu brechen. Ich denke, sie haben sich auf diese Geschichte geeinigt,
     und ehe ich nicht mehr weiß, kann ich sie nicht der Lüge überführen. Wir werden also erst mit der Befragung der anderen Zeugen
     fortfahren.«
    Abt Colmán war zurückgekommen. »Wen soll ich jetzt hereinrufen?«, erkundigte er sich.
    »Ich glaube, es wäre sinnvoll, sich gleich mit dem anderen Wachtposten, dem vom Haupttor, zu unterhalten. Erc hieß er wohl,
     oder?«
    Der Abt nickte. »Den hat man ins Verließ gesteckt. Soll ich ihn holen lassen?«
    |124| »Nein, wir gehen zu ihm und sprechen mit ihm an Ort und Stelle. Vielleicht kann er sich in dem Umfeld dort besser auf meine
     Fragen konzentrieren.« Sie war bereits aufgestanden.
    Erc der Sommersprossige erhob sich von der Holzbank in dem dunklen Loch, in das man ihn gesperrt hatte. Er machte einen erbärmlichen
     Eindruck, wie er so vor ihnen stand mit gesenktem Kopf und herabhängenden Armen. Er wirkte wie ein sich in sein Schicksal
     ergebender Mann, in ein Schicksal, gegen das er machtlos war und das ihn zermalmte.
    In ernstem Ton kündete ihm Abt Colmán den Besuch mit Rang und Namen an.
    Fidelma ließ sich auf einem Schemel nieder und lächelte ihm aufmunternd zu. »Die Situation, in der du dich befindest, scheint
     nicht gerade die günstigste.«
    Der Krieger gab einen Stoßseufzer von sich; er wusste offenbar nicht ein noch aus. »Ich habe falsch gehandelt und bin im Unrecht,
     Lady. Da gibt es nichts zu entschuldigen«, erklärte er tonlos.
    Fidelma wies auf die Holzbank und forderte ihn auf, sich zu setzen.
    Er tat es, aber an seiner bemitleidenswerten Hilflosigkeit änderte es nichts.
    »Wie ich höre, sprechen die Tatsachen für sich«, begann Fidelma. »In der Nacht, in der Sechnussach ermordet wurde, hattest
     du am Haupttor der Königsburg Wache. Richtig?«
    Erc nickte.
    »Schildere den Verlauf der

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