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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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daraus, dass Brónach die Küche durch einen Seiteneingang verlassen hatte. Einen
     Moment wartete er noch, verfolgte dann endlich sein eigentliches Anliegen, nach Waschwasser Ausschau zu halten. |106| Cnucha war allein in der Küche und mit der Zubereitung von Backwerk aus Hafermehl für das Frühstück beschäftigt. Überrascht
     schaute sie bei seinem Eintreten auf.
    »Ich dachte nicht, dass du schon auf bist, Bruder.« Schuldbewusst errötete sie.
    Er täuschte ein herzhaftes Gähnen vor. »Ich bin eben erst aufgestanden und wollte mich nach Waschwasser umsehen. Ist schon
     jemand anders hier gewesen? Mich dünkte, ich hätte eine Stimme gehört.«
    »Ach, das war nur Brónach. Sie ist für uns und unsere Arbeit verantwortlich.«
    »Ach ja? Mit ihr haben wir, glaube ich, noch nichts zu tun gehabt.«
    Cnucha zuckte nur mit den Schultern und bearbeitete weiterhin ihren Teig. Sie wies mit dem Kopf zum Waschraum. »Das Wasser
     zum Waschen wird gerade warm gemacht.«
    »Danke.«
    Sie klang abweisend. Die Gelegenheit, eine Unterhaltung anzubahnen, war verpasst. Er trug es mit Fassung.
     
    Wie versprochen holte sie Abt Colmán nach dem Frühstück ab, um sie zur
Tech Cormaic
, der königlichen Residenz, zu geleiten. Es war ein großes, rechteckiges Gebäude mit zwei Stockwerken. Mehrere Nebengelasse
     innerhalb des Schutzwalls gehörten dazu; sie lagen in gebührendem Abstand von der Verteidigungsanlage, die die Wohngebäude
     der Adligen umgab. Für das Haus des Hochkönigs hatte man beim Bau verschiedene Hölzer verwendet, hauptsächlich aber Eiche
     und Eibe. Jetzt in der Morgensonne leuchteten die
slinntech darach
, die einander überlappenden Bretter polierter Eiche, die das Dach bildeten. Der Abt führte sie zu den schweren Doppeltüren
     aus massiver Eiche. Ein Wachtposten mit gezogenem |107| Schwert, die Klinge lässig an die Schulter gelehnt, salutierte Abt Colmán und trat zur Seite.
    »Man möchte meinen, der Täter ist in der Dunkelheit der Nacht auf diesem Wege in das Haus eingedrungen«, erklärte der Abt
     und öffnete die Tür.
    »Und diese Türen sind nie verschlossen oder verriegelt?«, fragte Eadulf und wollte noch einmal bestätigt bekommen, was man
     ihnen schon am Abend zuvor erzählt hatte.
    Der Abt wies auf den die Festung umgebenden Wall. »Um bis hier vorzudringen, muss man eine Reihe bewachter Tore und das Haupttor
     der Burg passieren, das stets verriegelt und im Inneren bewacht ist.«
    »Trotzdem ist der Täter bis hier vorgedrungen«, stellte Eadulf fest.
    Abt Colmán errötete, antwortete aber nicht.
    Auch Fidelma unterließ jede Bemerkung. Gemeinsam betraten sie den spärlich beleuchteten Vorsaal. Es gab nur ein Fenster, das
     einen Lichteinfall gestattete, und das war über der Tür. Man nannte es
forless
. Das undurchsichtige dicke Glas ließ nur wenig Licht durch. Hauptlichtquelle waren Öllampen, die einen stechenden Geruch
     verbreiteten.
    Wie so oft schürzte Eadulf nachdenklich die Lippen.
    »Für den Mörder war es ein glücklicher Zufall, dass die Wächter wider Erwarten nicht auf ihrem Posten hier waren. Sie hatten
     ein verdächtiges Geräusch in der Küche vernommen und waren dem nachgegangen, war es nicht so?«
    Der Abt nickte, und Eadulf zog leicht die Augenbrauen hoch.
    »Könnte sein, der Mörder hatte nicht nur das Glück auf seiner Seite«, murmelte er.
    »Wir werden die Wachtposten zu gegebener Zeit befragen«, lenkte Fidelma rasch ab, schmunzelte ihm aber vielsagend zu, |108| weil er mit seiner Bemerkung den wunden Punkt getroffen hatte. »In der Tat muss der Mann außergewöhnliches Glück gehabt haben.
     Gibt es von hier aus einen Zugang zum Küchenbereich?«
    »Die Küche befindet sich hinten am Haus und ist ein separates Gebäude. Da hinten gibt es auch eine Tür, und die fertigen Gerichte
     werden von dort zum Hochkönig gebracht. Nachts ist sie im Allgemeinen verschlossen. Den Schlüssel hat der Befehlshaber der
     Leibgarde.« Abt Colmán zögerte, zeigte dann aber zur Treppe. »Der Mörder wird die Stufen hier hochgegangen sein.«
    »Liegen alle Schlafzimmer oben?«, fragte Eadulf.
    »Nicht alle, aber die Gemächer des Hochkönigs und auch die Zimmer für seine Familie und seine Leibdienerschaft. Hier unten
     hat der Befehlshaber der Fianna, der Leibgarde des Königs, sein Zimmer. Und für den Fall, dass sich Cenn Faelad im Königshaus
     aufhält, ist auch sein Gemach hier unten. Zu ebener Erde gibt es noch Kammern für einige Bedienstete. Außerdem befindet

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