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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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dass hier absolut niemand wohnt, ist befremdlich.«
    |144| Beim näheren Hinsehen fiel auf den leeren Regalen und Kisten eine Staubschicht auf.
    »Wer seid ihr?«, ertönte plötzlich eine gebieterische Stimme. »Was erdreistet ihr euch, hier einfach einzudringen?«
    Erschrocken drehten sie sich um. Im Türrahmen stand eine Frau, die sie argwöhnisch musterte. Sie war nicht so jung wie Báine
     oder Cnucha, aber auf ihre Art eine Schönheit; die Figur zeugte von fraulicher Reife, und auch die eintönige Kleidung einer
     Magd konnte ihre Reize nicht schmälern. Sie hatte dunkles Haar, blasse Haut und strahlend helle Augen, deren eigentliche Farbe
     in dem ungünstigen Licht schwer auszumachen war.
    Fidelma nahm sie prüfend in Augenschein und sagte dann: »Ich bin Fidelma von Cashel, die
dálaigh
, die der Todesursache von Sechnussach nachgeht. Das gibt mir das Recht, mich in den Räumlichkeiten hier umzuschauen, und
     ich tue das mit Genehmigung von Cenn Faelad und dem Obersten Richter.«
    Die Frau blinzelte; der tadelnde Gesichtsausdruck entspannte sich und wurde etwas milder, fast konnte man es als Entschuldigung
     deuten.
    »Verzeihung, Lady. Ich wusste nicht, wer du bist. Selbstverständlich hat man mir mitgeteilt, dass du dich auf dem Burggelände
     aufhältst und deine Nachforschungen betreibst.«
    »Und wer bist du?«
    »Ich bin Brónach. Ich bin für die Mägde im Hause verantwortlich. Kann ich in irgendeiner Weise behilflich sein?«
    »Brónach bist du also. Behilflich? Ja, natürlich. Das Zimmer hier zum Beispiel wurde schon eine ganze Weile nicht mehr saubergemacht.
     Wie erklärt sich das?«
    Die Frau trat ein paar Schritte näher. Eadulf betrachtete ihren Gang und ihre Haltung mit Wohlgefallen. So gut wie sie |145| jetzt noch aussah, musste sie einst eine wahre Schönheit gewesen sein.
    »Es muss nicht regelmäßig saubergemacht werden, Lady. Es wird nicht benutzt. Wenn jemand drin wohnte, wäre es etwas anderes.«
    »Dass es unbewohnt ist, sieht man«, bestätigte Fidelma. »Aber soviel ich weiß, sind es doch die Zimmer von Sechnussachs Frau
     und Familie.«
    »Eine Weile schon nicht mehr.« Es war eine klare Feststellung, und trotzdem verriet die Stimme eine gewisse Zurückhaltung.
    »Eine Weile – wie lange?«
    Die Frau enthielt sich einer Antwort, und nach kurzem Warten fuhr Fidelma fort: »Ich suche Muirgel, die Tochter des Hochkönigs.
     Wo könnte ich sie finden?«
    »In einem Haus in der Südostecke vom Burggelände. Du kannst es nicht verfehlen, die Tür ist weiß getüncht. Es heißt
tech laoghaire

    Erst jetzt erinnerte sich Fidelma, dass Abt Colmán eine Bemerkung hatte fallen lassen, dass Muirgel in einem separaten Gebäude
     wohnte. Ihre Vergesslichkeit ärgerte sie.
    »Wohnt die Familie des Hochkönigs schon lange dort?«
    »Verzeihung, Lady, aber ich bin nur eine Bedienstete im Hause und darf ohne ausdrückliche Erlaubnis von Bruder Rogallach,
     dem Kammerherrn, über den Hochkönig und seine Familie keine Auskunft geben.«
    »Obwohl du weißt, dass ich eine
dálaigh
bin?«
    »Trotzdem nicht«, erwiderte die andere verbissen.
    »Wie ich erfahren habe, warst du in der Mordnacht hier.«
    »Da du es bereits erfahren hast, will ich es auch nicht leugnen, aber …«
    »Du kannst durchaus antworten, Brónach«, war plötzlich |146| die Stimme des Abtes zu vernehmen, der bereits auf dem Treppenabsatz stand und jetzt zu ihnen trat. »Du hast die Erlaubnis,
     alle Fragen, die die
dálaigh
dir stellt, zu beantworten.«
    Achselzuckend nahm die Frau die Aufforderung zur Kenntnis. In Fidelmas Augen war sie die pflichtgetreue Dienerin, die ohne
     ausdrückliche Zustimmung des über ihr Stehenden keine Auskünfte geben würde.
    »Ich war in der Mordnacht hier«, bestätigte sie steif.
    Fidelma nickte kurz Abt Colmán zu, um ihm für seine Unterstützung zu danken, und widmete sich dann wieder Brónach.
    »Berichte mehr darüber.«
    »Da gibt es nicht viel zu berichten. Ich schlief und wurde von
    Rufen und Stimmengewirr geweckt. Ich ging zur Tür und …«
    »Dein Zimmer liegt wo?«, unterbrach sie Fidelma.
    »Einfach den Gang hier runter.«
    »War es ein Schrei, den du hörtest? Wurdest du davon wach?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Einen Schrei habe ich nicht gehört, nur laute Stimmen. Ich ging zur Tür und sah im Gang Torpach
     und Maoláin mit Báine, der Magd. Bruder Rogallach kam gerade aus seiner Kammer.«
    »Dann waren es wohl deren Stimmen?«
    »Laut sprachen sie, das ist wahr. Aber das

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