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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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zurück.
    »Den Uí Néill gebührt Respekt, denn wir sind ein ehrwürdiges Haus«, erklärte Muirgel schnippisch.
    »Es heißt aber auch, die Schwelle zu großen Häusern ist oft schlüpfrig«, erwiderte Fidelma gelassen. »Respekt muss man sich
     erarbeiten, der fällt einem nicht in die Wiege. Ich habe Sechnussach, deinen Vater, gekannt, und ihm gebührte mein Respekt.
     Deshalb bin ich aus Cashel angereist und will die Umstände, die zu seinem Tod geführt haben, klären.«
    Das Mädchen kniff den Mund zusammen, und um ihr Kinn zuckte es, als wollte sie sich weiter streiten, aber Fidelma ließ sie
     nicht zu Worte kommen.
    »Wo warst du in der Nacht, als dein Vater ermordet wurde?«
    Noch war Muirgel nicht bereit zu antworten.
    »Denk dran«, ermahnte sie Fidelma, »bei der Befragung durch eine
dálaigh
im Range einer
anruth
sind jegliche Privilegien einer sozialen Stellung hinfällig. Ehre und Gewissen gebieten dir, meine Fragen zu beantworten,
     andernfalls wirst du bestraft.«
    Muirgel schluckte.
    »Zweifelsohne hat man dir längst gesagt, wo ich war; folglich erübrigt sich deine Frage.«
    Fidelma holte merklich gereizt tief Luft.
    »Wir wissen lediglich, dass du nicht zusammen mit deiner Mutter und deinen Schwestern Mumain und Bé Bhail im Kloster |153| Cluain Ioraird warst. Warum nicht? Wie wir hörten, waren sie dorthin gegangen, um für deine verstorbene Großmutter zu beten.«
    »Meine Großmutter ist schon vor einiger Zeit gestorben, und ich stand ihr nicht sehr nahe.«
    »Es hätte sich aber gehört, Lady«, warf Abt Colmán vorsichtig ein, der das Gefühl hatte, etwas sagen zu müssen.
    »Willst du mir etwa vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe?«, wütete sie ihn mit funkelnden Augen an.
    Fidelma und Eadulf tauschten miteinander Blicke aus. So viel stand fest, sie hatten es mit einem arroganten und eigenwilligen
     jungen Mädchen zu tun. Unter anderen Umständen hätte sich Fidelma wegen des ungehörigen Verhaltens dem Abt gegenüber eingemischt,
     sie brauchte aber Antworten auf ihre Fragen.
    »Wann und wo hast du von dem Tod deines Vaters erfahren?«
    »Ich habe den Abend mit einem … mit einigen Freunden verbracht. Dann bin ich hierher gekommen, wie das Mädchen« –, sie wies
     auf die Tür, um anzudeuten, dass sie die Magd meinte – »wie das Mädchen dir bestätigen wird. Am nächsten Morgen wollte ich
     zum Haus meines Vaters gehen, um mit ihm zusammen zu frühstücken. Aber als ich mich gerade fertig machte, kam ein Bediensteter
     und überbrachte mir die Nachricht.« Sie sprach die Sätze ohne jede Gefühlsregung.
    »Hast du deinen Vater gemocht?« Die Frage kam rasch und unerwartet. Muirgel blinzelte.
    »Natürlich.«
    »Gut zu hören«, meinte Fidelma. »Es ist nicht unbedingt die Regel, dass eine Tochter den Vater mag. Sie kann ihren Vater lieben,
     aber das habe ich ja nicht gefragt.«
    Muirgel konnte ihr offensichtlich nicht folgen und zuckte statt einer Antwort mit den Achseln.
    |154| »Was hast du empfunden, als du von seinem Tod erfuhrst?«
    »Ich wollte, dass alle, die an der Gräueltat beteiligt waren, dafür zahlen müssen. Das ist ja wohl verständlich.«
    »Alle, die daran beteiligt waren? Glaubst du, dass es mehr als nur einen Mörder gab?«
    Wieder verzog Muirgel den Mund zum Schmollen. Sie hatten sich schon daran gewöhnt.
    »Ich hab in derlei Dingen keine Erfahrung. Ich habe das nur so dahingesagt.«
    »Du kanntest doch aber den Mörder«, sagte Fidelma nachdrücklich. »Wann bist du Dubh Duin zum ersten Mal begegnet?«
    Muirgels Augen weiteten sich vor Schreck; dass Fidelma davon etwas wusste, damit hatte sie nicht gerechnet. Einen Augenblick
     schwieg sie, versuchte zu ergründen, worauf Fidelma mit ihrer Frage hinauswollte.
    »Dubh Duin war ein entfernter Verwandter, ein Stammesfürst der Cairpre«, erklärte sie schließlich sachlich.
    »Wer er war, wissen wir alle hier. Wann du ihn kennengelernt hast, möchte ich von dir hören.«
    Wieder zögerte sie. »Ich weiß nicht. Er war immer beim Großen Rat meines Vaters dabei. Kann sein, ich habe ihn dort kennengelernt.«
    »Kam er oft zu den Zusammenkünften des Großen Rates?«
    Sie zeigte auf Abt Colmán. »Das kann dir der Abt besser beantworten, denn er ist Berater und Vorsitzender des Rates.«
    »Mir geht es eigentlich mehr um dein Verhältnis zu Dubh Duin während der letzten Wochen.«
    Das Mädchen wurde glutrot. »Verhältnis? Was? Wie kannst du es wagen … Was willst du damit andeuten?«
    Fidelma blieb

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