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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Muirgel war siebzehn und damit im heiratsfähigen Alter. Eadulf konnte sich gut vorstellen, dass sie viele Verehrer hatte.
     Und zweitens war sie arrogant. Man merkte es sofort an ihrer Kopfhaltung, an dem herablassenden Zug um die Lippen, der ihren
     Mund geradezu hässlich machte.
    Sie saß in einen Stapel von Kissen gelehnt und begrüßte sie mit einem Gesichtsausdruck, der alles andere als freundlich war.
     Das junge Mädchen, das ihnen die Tür geöffnet und sie zu ihr geführt hatte, blieb kurz stehen, als erwarte sie weitere Anweisungen,
     wurde aber mit einer hochmütigen Handbewegung des Raumes verwiesen.
    |150| Ohne Fidelma und Eadulf eines Blickes zu würdigen, sprach Muirgel den alten Abt von oben herab an.
    »Welche Veranlassung gibt es, meinen nachmittäglichen Frieden zu stören, Abt Colmán? Ich leide an Kopfschmerzen und würde
     gern meine Ruhe haben. Stattdessen muss ich erfahren, dass du mir eine
dálaigh
anschleppst, die mich mit Fragen nerven will.« Sie sprach leise und schleppend und verlieh der Stimme so einen gelangweilten
     Ton.
    Peinlich berührt machte Abt Colmán ein paar Schritte nach vorn und räusperte sich verlegen. Eadulf bemerkte, wie sich Fidelma
     innerlich empörte. Schon ging sie dazwischen.
    »Gut erzogen scheint deine Dienstmagd nicht zu sein, Muirgel.«
    Auf den plötzlichen Vorwurf war sie nicht vorbereitet. Ein gedehntes »Was?« war alles, was sie zustande brachte.
    »Wir haben dem Mädchen an der Tür gesagt, wer wir sind. Doch jetzt haben wir den Eindruck, sie hätte dir die Botschaft nicht
     überbracht.«
    Muirgel schluckte, denn Fidelmas Sarkasmus war nicht zu überhören.
    »Sie hat sich durchaus richtig verhalten«, gab sie zurück. »Nur sollte man meinen, dass Gäste, die sich in der Gesellschaft
     von Abt Colmán befinden, wissen, wie man sich am königlichen Hof verhält. Du sprichst mit der Tochter eines Hochkönigs …«
    Fidelma brachte sie mit einer kurzen gebieterischen Handbewegung zum Schweigen.
    »Ich bin mir wohl bewusst, mit wem ich spreche. Und wenn deine Magd dir meinen Namen gemeldet hat, dann weißt du genauso gut,
     wer ich bin, und auch, weshalb ich hier bin.«
    Die Schärfe des Tons irritierte Muirgel etwas. »Sie sagte mir, dass eine Schwester Fidelma …«
    |151| »Ich bin als eine
dálaigh
hier, zudem im Range einer
anruth
.
    Ich hoffe, du weißt, was das bedeutet?«
    »Natürlich«, zischte Muirgel wütend und brachte sich in eine etwas aufrechtere Haltung.
    »Dann weißt du auch nur allzu gut, dass ich, Fidelma von Cashel, gekommen bin, um dich zum Tod deines Vaters zu befragen«,
     fuhr Fidelma streng und erbarmungslos fort. »Das
mórluachach -Spielen
kannst du also lassen.«
    Es war ein Wort, das Eadulf nur selten gehört hatte, aber es musste für einen Menschen stehen, der vorgab, etwas Besonderes
     darzustellen, und sich mit vornehmem Gehabe schmückte. Wenn Fidelma etwas verabscheute, dann war es Arroganz, und wenn ihr
     jemand mit Hochmut kam, brachte sie – und nur dann – ihre eigene königliche Geburt zur Sprache und ihre Zugehörigkeit zur
     Fürstensippe der Eóghanacht von Muman, die selbst einst um das Amt des Hochkönigs gekämpft hatte.
    Muirgel war blass geworden, Abt Colmán hingegen rot vor Verlegenheit. Man schwieg, bis Fidelma die Stille mit den Worten durchbrach:
     »Adel berechtigt nicht zu Hochmut.« Sie blickte sich im Zimmer um und zeigte auf die umherstehenden Stühle. »Da uns niemand
     angeboten hat, Platz zu nehmen, sei doch so gut, Eadulf, und bring uns ein paar Stühle; im Sitzen lässt es sich leichter miteinander
     reden.«
    Eadulf schmunzelte vor sich hin und holte eilends die Stühle herbei, während Muirgel starr und hilflos ihre Position wahrte.
     Feindselig sah sie Fidelma mit zusammengekniffenen Augen an. Die ihrerseits lehnte sich entspannt zurück und sagte zu Abt
     Colmán: »Du hast noch nicht Platz genommen, Colmán.«
    »Ist auch nicht nötig, Lady«, murmelte der peinlich berührt, denn eigentlich musste er darauf warten, dass Muirgel ihn dazu
     aufforderte.
    |152| »Wie du meinst«, entgegnete Fidelma und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf Muirgel, die inzwischen wieder zu ihrer alten
     Haltung zurückgefunden hatte.
    »Wie man mir erzählt hat, wissen die Eóghanacht von Cashel nicht, sich zu benehmen«, zischte sie.
    Fidelma war um eine Antwort nicht verlegen. »Es ist ein Zeichen von Adel, sich Gästen gegenüber, gleich welchen Ranges, höflich
     zu verhalten«, gab sie ernst

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