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Tod den alten Göttern

Tod den alten Göttern

Titel: Tod den alten Göttern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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ruhig. »Gar nichts wollte ich damit andeuten. Ich habe nur eine Frage gestellt, und die möchte ich beantwortet |155| haben. Ich möchte wissen, weshalb du mehr als einmal in der letzten Zeit, und zwar kurz bevor es zur Ermordung deines Vaters
     kam, die Wachen ermächtigt hast, Dubh Duin nach Mitternacht die Tore der Königsburg passieren zu lassen.«
    Es herrschte Totenstille im Raum. Man hätte das Fallen einer Nadel hören können.
    »Wer hat gesagt …?«, hub das Mädchen an.
    Fidelma winkte ab. »Komm, Muirgel. Du glaubst doch selbst nicht, dass so etwas unbemerkt bleibt und sich nicht herumspricht?
     Ist es nicht an der Zeit, ehrlich darüber zu reden?«
    Kurz verfiel sie wieder in Schweigen. Dann sagte sie langsam und bedächtig. »Ich kannte Dubh Duin nur von seiner Teilnahme
     an den Ratsversammlungen wie andere auch. Vielleicht habe ich ihn außerdem ein-, zweimal auf einem Festgelage meines Vaters
     gesehen. Ich verspürte keine Lust, ihn näher kennenzulernen. Ich spreche die Wahrheit.«
    »Weshalb …?«
    Diesmal war es an Muirgel, die Hand zu erheben, um Fidelma am Reden zu hindern.
    »Als man mich bat, ihm Zutritt in die Königsburg zu verschaffen nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Tore geschlossen waren,
     geschah es weder, weil es mein Wunsch und Wille war, noch ging es um mich. Man bat mich, es zu tun. Ich tat nichts weiter,
     als meine Weisungsbefugnis zu nutzen, damit die Wächter ihn am Tor einließen, und ihm dann auf dem Gelände Geleitschutz zu
     gewähren. Das war alles.«
    Gelassen betrachtete Fidelma das junge Mädchen.
    »Das war alles?« Es klang bissig. »Wohl kaum. Du hast es auf dich genommen, den Mann nachts mehrfach in die Burg zu lassen,
     ihn zu begleiten, und dann sagst du, es war weder dein Wunsch noch Wille? Komm, du hast uns weiß Gott mehr |156| zu berichten. Du wirst doch gewusst haben, was ihn hierher trieb, wenn es nicht um dich ging.«
    »Ich schwöre, es ging nicht um mich«, begehrte Muirgel auf und verfiel wieder in ihre alte Tonart. »Ich empfand keinerlei
     Zuneigung zu Dubh Duin.«
    »Warum dann aber? Was führte ihn hierher?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie störrisch.
    »Bei allem, was heilig ist, das kann ich nicht gelten lassen«, schalt Fidelma, die langsam die Geduld verlor. »Wenn man von
     dir verlangte, deine Befehlsgewalt zu nutzen, um den Mann einzulassen, den Mann, der deinen Vater ermordet hat, muss es doch
     jemanden gegeben haben, dem du hörig warst?«
    Das Mädchen schwieg und blickte zu Boden.
    Abt Colmán hüstelte verlegen. »Du darfst uns nichts vorenthalten, Lady«, redete er ihr sanft zu. »Wenn du es nicht warst,
     der Dubh Duin Zugang zur Burg verschaffen wollte, wer hat es dann von dir verlangt? Wer hat dich dazu gedrängt, deine Befugnis
     zu nutzen? Und warum hast du dem nachgegeben? Wer hatte eine solche Macht über dich, dass du dem Ansinnen nicht widerstehen
     konntest und gefügig warst?«
    Muirgel saß immer noch mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern da. Eadulf wurde plötzlich gewahr, dass ihr Oberkörper zitterte
     und bebte, dass sie weinte.
    Fidelma blieb hart. »Zum Katz-und-Maus-Spielen haben wir keine Zeit, Muirgel. Wer hat von dir verlangt, Dubh Duin Eintritt
     zu gewähren? Was hat dich bewogen, dem Folge zu leisten?«
    Mit tränenüberströmtem Gesicht sah das Mädchen Fidelma an. »Es war meine Mutter.«

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    |157| KAPITEL 10
    Die einzigen Laute, die dem beklemmenden Schweigen nach Muirgels Bekenntnis folgten, waren Abt Colmáns geräuschvolles Ausatmen
     und das anhaltende Schluchzen des Mädchens.
    Fidelma blieb unerbittlich.
    »Du behauptest allen Ernstes, dass Gormflaith, Sechnussachs eigene Frau, sich des Nachts auf dem Burggelände mit seinem Mörder
     getroffen hat?«, fragte sie langsam und eindringlich.
    Das Mädchen versuchte sich zusammenzunehmen. Sie schien zu begreifen, dass ihr nun – da sie eine entscheidende Tatsache bereits
     zugegeben hatte – nichts weiter übrigblieb, als auch diese Frage zu beantworten.
    »Es ist, wie ich es gesagt habe«, erwiderte sie halb trotzig, halb schluchzend.
    »Wenn du Dubh Duin zu deiner Mutter begleitetest, wo hat sie ihn zu so später Stunde empfangen?«
    »In diesem Hause, in ihren Gemächern. Seit der Geburt meiner kleinen Schwester Bé Bhail bewohnt meine Mutter hier separate
     Räumlichkeiten. Besser konnte sie es gar nicht haben, ein Haus, von dem großen König Laoghaire erbaut! Wir alle wohnen hier.«
    »Und du sagst, deine einzige

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