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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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seine Aufmerksamkeit auf sich und lenkte ihn ab. Er seufzte. Ihm war nicht nach Arbeit zumute. Offenbar schliefen alle anderen im Flugzeug. Oder taten so. Nur St. Cyr sah, ganz vorne auf Luftkissen in eine halbkreisförmige Nische gebettet, so wach aus wie immer. Aber es war besser, sich nicht mit St. Cyr zu unterhalten. Carl war sich bewußt, daß die meisten Gespräche, die ihn betrafen, früher oder später entweder auf seine Privatforschungen oder die Zahlentheorie hinausliefen. Da er darüber mehr wußte als sonst ein Lebender, arteten sie in Vorlesungen aus. Das war bei St. Cyr nicht das richtige. Er hatte es schon vor langem klargemacht, daß er kein Interesse daran hatte, von Lehrern, die er engagierte, belehrt zu werden.
    Außerdem war er verstimmt.
    Merkwürdig, dachte Master Carl, weniger aus Groll als aus wissenschaftlicher Neugier, aber St. Cyr war ohne triftigen Grund ziemlich wütend auf Cornut und ihn gewesen. Es konnte nicht daran liegen, daß sie das erste Flugzeug versäumt hatten – wenn sie es noch bekommen hätten, wären sie jetzt tot, wie die Besatzung und die vier Assistenten, die darin saßen. Trotzdem war St. Cyr wütend gewesen, die Tick-Tack-Stimme heiser und atemlos, die haarlosen Augenbrauen fast finster. Master Carl wandte die Augen vom Fenster ab und ließ das Problem St. Cyr fallen. Möge er doch schmollen. Carl konnte keine Probleme leiden, für die es keine Lösung gab. Niemand zuvor, oh, küßte eine Konkubine. Aber war es etwa besser, sich an Liedtexte zu halten?
    Er spürte eine Alkoholfahne in seinem Nacken.
    »Es freut mich, daß Sie wach sind, Wahl«, sagte er, sich umdrehend, das Gesicht nur wenige Zentimeter von dem verkaterten Gesicht des Anthropologen entfernt. »Darf ich bitte Ihre Meinung hören? Was kann man leichter behalten: ›Niemand zuvor, oh, küßte eine Konkubine‹. Oder ›O hohes C, bejauchze jede Potenz‹?«
    Wahl schauderte. »Um Himmels willen. Ich bin gerade erst aufgewacht.«
    »Was macht das schon? Vielleicht hilft es. Mir geht es darum, eine Gedächtnisstütze zu finden, die sich unter allen Umständen einstellt – und sie«, sagte er taktvoll, »in eine verdauliche Form zu bringen.« Er drehte seinen Sitz herum, so daß er Wahl ansah, und blätterte in seinem Notizbuch, um dann eine vollgekritzelte Seite aufzuschlagen. »Können Sie das lesen? Verstehen Sie, mir geht es darum, daß man die aliquoten Zahlen schnell erkennen kann. Wie Sie natürlich wissen, können alle Quadrate nur mit einer von sechs einfachen Zahlen enden. Kein Quadrat kann mit einer Zwei, Drei, Sieben oder Acht enden. Darum war mein erster Gedanke – und ich bin immer noch nicht sicher, ob ich nicht doch auf dem richtigen Weg war –, ›Nie Ziffern im Quadrat zu verwenden‹. Sicherlich erkennen Sie die Nützlichkeit. Drei Buchstaben im ersten Wort ›nie‹. Sieben Buchstaben in ›Ziffern‹, zwei in ›im‹ und acht in ›Quadrate‹. Das kann man sich leicht merken, glaube ich, und es spricht für sich selbst. Das halte ich für einen Hauptvorteil.«
    »Ach so«, sagte Wahl.
    »Aber«, fuhr Carl fort, »es ist negativ. Außerdem könnte man ›nie‹ falsch auffassen, nämlich wie ›nichts‹ oder ›nichtig‹, also als Null. Deshalb bin ich umgekehrt vorgegangen. Ein Quadrat kann mit einer Null, Eins, Vier, Fünf, Sechs oder Neun enden. Darum schrieb ich, wobei der Ausruf Oh für die Null steht: ›O hohes C, bejauchze jede Potenz!‹ Sie sehen also: Null, Fünf, Eins, Neun, Vier, Sechs. Entschuldigen Sie bitte, ich bin so gewohnt, vor Studenten zu dozieren, daß ich manchmal zu allzu ausführlichen Erklärungen neige. Wenn auch sehr viel dafür spricht, läßt sich doch einiges dagegen einwenden, ihm fehlt … aber … hmhm .« Er lächelte etwas verlegen. »Deshalb hatte ich gerade diesen Einfall: ›Niemand zuvor, oh, küßte eine Konkubine‹. Endlich recht einprägsam und mnemotechnisch, finden Sie nicht?«
    »Und ob, Carl«, pflichtete ihm Wahl bei und rieb sich die Schläfen. »Sagen Sie, wo ist Cornut?«
    »Es ist Ihnen doch klar, daß das ›o‹ hier wieder für die Null steht.«
    »Oh, das ist er ja. Hallo, Cornut!«
    »Seien Sie doch still. Lassen Sie den Jungen schlafen!« Carl wurde aus seiner Konzentration gerissen. Er beugte sich vor und sah zu seiner Genugtuung, daß Cornut in seinem Polstersitz noch leise schnarchte.
    Wahl brach in Lachen aus, verstummte plötzlich mit verblüfftem Blick und umklammerte seinen Kopf. Nach einer kurzen Pause sagte er:

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