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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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fünfzehn. Aber hier standen über hundert Krankheitsgeschichten. Er überflog die Zusammenfassungen und entdeckte, daß das Problem sich über die Universität hinaus ausdehnte – Fälle an anderen Hochschulen, Fälle völlig außerhalb der Universitätskreise. Offenbar hatte es auch unter Regierungsbeamten um sich gegriffen. Und da war eine Konzentration von zwölf Fällen unter den Mitarbeitern eines einzigen Fernsehsenders.
    Er las die bedeutungslosen Namen und studierte die fast ebenso bedeutungslosen Fakten. Einer der Leute vom Fernsehen hatte bei einem angeblich narrensicheren Heizkissen achtmal Kurzschluß verursacht, ehe es ihm gelang, auf diese Weise zu sterben. Er war glücklich verheiratet und sollte gerade befördert werden.
    »Ancora birra?« Cornut schrak zusammen, aber es war nur die Kellnerin.
    »Na gut – warten Sie.« Diese dauernden Unterbrechungen hatten keinen Sinn. »Bringen Sie mir ein paar Flaschen.«
    Die Sonne ging unter, die Wolken waren machtlos, die Insel vor ihrer Hitze zu schützen, denn der Horizont war klar und blau. Es war heiß, und das Bier machte ihn schläfrig.
    Es kam ihm in den Sinn, daß er eigentlich versuchen sollte, die anderen einzuholen. Sie waren sicher aus Versehen ohne ihn abgeflogen, Master Carl tobte wahrscheinlich.
    Es kam ihm auch in den Sinn, daß es hier gemütlich war. Auf einer kleinen Insel wie dieser würde es ihm nicht schwerfallen, die anderen zu finden, wenn er es wollte. Indessen hatte er noch etwas Bier und all diese Berichte, und es störte ihn nicht weiter, daß er, obwohl er alle von A bis Z durchgelesen hatte, keinen entdecken konnte, bei dem der Ablauf des Syndroms mehr als zehn Wochen betragen hatte, um seinen Höhepunkt zu erreichen. Zehn Wochen. Ihm verblieben noch zwanzig Tage.
     
    Master Carl befahl: »Umkehren! Sie können doch den armen Jungen nicht sterben lassen!«
    Erstaunlicherweise wieherte St. Cyr. Die Frau lachte schrill: »Es geht ihm gut. Was ist denn los, wollen Sie ihm etwa den Spaß verderben? Geben Sie dem Jungen doch die Chance, sich umzubringen!«
    Carl holte tief Luft. Dann fing er wieder davon an, aber es nutzte nichts, sie beharrten darauf, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen. Er sank auf seinen Sitz zurück und starrte aus dem Fenster.
    Der Hubschrauber landete vor einem Gebäude, das größer war als die meisten Fertighäuser. Die Fenster hatten Scheiben und waren vergittert. Die Blondine sprang wie eine Gummipuppe auf und kreischte: »Alles aussteigen. Hopp, hopp, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Mürrisch folgte Carl ihr in das Gebäude. Er wunderte sich, wie er sie, wenn auch nur auf den ersten Blick und aus einiger Entfernung, für ein Mädchen hatte halten können. Hellblaue Augen unter blondem Haar, das ja; aber die Augen waren blutunterlaufen, das Haar ein über den Schädel gezogener gelber Schopf. Sie verabscheuend und sich über Cornut Sorgen machend, stieg er eine Treppe hinauf, ging durch eine Gittertür und schaute in einen doppelt vergitterten Raum.
    »Die Ur-ein-woh-ner«, sagte St. Cyr mit seiner tonlosen Stimme.
    Es war das Ortsgefängnis, das nur eine Zelle hatte. Und in dieser Zelle waren ein Dutzend oder mehr kleiner, olivhäutiger, zerlumpter Männer und Frauen zusammengepfercht. Keine Kinder dabei. Keine Kinder, dachte Carl verdrossen, dabei hatte man ihnen doch einen ganzen Stamm zur Auswahl versprochen! Die da waren alle alt. Die jüngsten sahen mindestens wie hundert aus …
    »Schau-en Sie sie sich sorg-fäl-tig an«, sagte St. Cyrs langsame Stimme. »Es ist kei-ner dar-un-ter, der ü-ber fünf-zig Jah-re alt ist.«
    Master Carl fuhr zusammen. Schon wieder Gedankenlesen! Mit einem Anflug des Neids dachte er, wie wunderbar es sein mußte, so weise, so erfahren, so allwissend zu sein, daß man wie St. Cyr wußte, was ein anderer dachte, ehe er es laut aussprach. Es war jene Weisheit, die, wie er hoffte, seine Untergebenen ihm zuschreiben würden, aber sie taten es nicht; und es war schmerzlich mit anzusehen, daß St. Cyr sie besaß.
    Master Carl schritt gereizt den Korridor entlang und betrachtete die Ureinwohner durch die elektrisch geladenen Stäbe. Ein gelbhäutiger fetter Mann in geblümten Shorts kam herein, verbeugte sich vor der blonden Frau, verbeugte sich vor St. Cyr, gönnte Master Carl ein leichtes Nicken und behandelte die anderen wie Luft. Eine lehrsame Demonstration, wie ein Mann mit echter Menschenkenntnis gleich beim ersten Kontakt mit einer Gruppe von Fremden die

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