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Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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zu übernehmen oder sich eine auszudenken, bei der er mit der außerakademischen Welt in Berührung kam.
    Er stand in einer Tür, um nicht der plötzlich hervorbrechenden heißen Sonne ausgesetzt zu sein, und schaute die breite Straße entlang. Die »dreckigen Hütten« waren überhaupt nicht dreckig; nur Wahls schlechte Laune hatte ihn das behaupten lassen, nicht sein Verstand. Ja, sie waren sogar sauber, staunte Master Carl. Nicht schmuck. Und nicht groß. Aber sie sahen gemütlich und keineswegs abstoßend aus. Es waren schlichte Fertighäuser aus irgendeiner Art gepreßter Fiber, mit Plastik verbunden – höchstwahrscheinlich ein einheimisches Produkt, diagnostizierte Master Carl; Palmenpulp war dabei verwertet worden.
    Ein Hubschrauber surrte, tauchte, setzte vor ihm auf der Straße auf, faltete seine Propeller und rollte zu dem Eingang des Gebäudes, in dem Carl stand. Der Pilot sprang heraus, rannte zur anderen Seite der Maschine und öffnete die Tür.
    Das war aber merkwürdig.
    Der Pilot benahm sich so, als würde die Kaiserin Katharina den Fuß auf eben jenen Boden setzen, über den sie herrschte, aber was aus dem Hubschrauber stieg, war keine erwachsene Dame, sondern sah, auf den ersten Blick, wie eine vierzehnjährige Blondine aus. Carl spitzte die dünnen Lippen und blinzelte in die grelle Sonne. Komisch, wunderte er sich, diese Person winkte ihm!
    Diese Person sagte mit der metallenen Stimme keiner Vierzehnjährigen: »Sie sind Carl. Kommen Sie schon, steigen Sie ein. Ich warte schon seit anderthalb Stunden auf euch und muß noch heute abend in Rio de Janeiro sein. Und treiben Sie bitte diesen alten Bock St. Cyr zur Eile an!«
    Zu Carls Verblüffung erschlug St. Cyr die Kleine nicht.
    Er trat hinaus und grüßte sie so freundlich, wie seine tonlose Stimme klingen konnte, und setzte sich in stummer Verbundenheit alter Freundschaft neben sie auf den Vordersitz des Hubschraubers. Aber nicht nur das war erstaunlich. Bei näherer Betrachtung war das »Mädchen« auch eine Überraschung, denn es war gar kein Mädchen, sondern eine geschminkte Großmutter mit geliftetem Gesicht, Bermuda-Shorts und einer blonden Perücke! Warum konnten Frauen nicht mit Anmut altern, wie St. Cyr oder übrigens Master Carl selbst?
    Immerhin konnte sie, wenn St. Cyr sie kannte, nicht so übel sein, und außerdem mußte Carl sich um etwas anderes kümmern. Cornut fehlte.
    Der Hubschrauber war startbereit. Carl stand auf. »Warten Sie, es fehlt jemand!« Keiner hörte auf ihn. Die Großmutter in Shorts plauderte in St. Cyrs Ohr, ihre Stimme klang seltsam und gedämpft durch die sich stufenweise entzündenden Raketen, die die Propeller ankurbelten. »Präsident St. Cyr! Lassen Sie bitte den Piloten umkehren.« Aber St. Cyr wandte nicht einmal den Kopf.
    Master Carl war beunruhigt. Er drückte das Gesicht ans Fenster und schaute auf die Eingeborenenstadt zurück, aber sie war schon zu weit entfernt, so daß er nichts mehr erkennen konnte.
    Natürlich, so sagte er sich, bestand keine Gefahr. Es gab auf der ganzen Welt keine feindlichen Eingeborenen mehr. Kein Blitz schlug ein. Cornut war so sicher, als läge er in seinem eigenen Bett.
    »Genauso sicher«, beruhigte ihn sein Verstand ernst, aber auch nicht sicherer.
     
    In Wirklichkeit trank Cornut ein Glas Bier an dem staubigen Tisch einer Straßenkneipe. Zum erstenmal seit – war es einer Ewigkeit? – hatte sein Verstand wieder Frieden gefunden.
    Er dachte nicht an die Anomalien, die ein statistischer Zensus in Wolgrens Distributivgesetz entdeckt hatte. Er dachte nicht an die von Master Carl vorgeschlagene Heirat, ja nicht einmal an die lästige Unterbrechung, die diese Expedition darstellte. Sie kam ihm gar nicht mehr so lästig vor, nachdem er einmal hier war. Es war so still. Es glich dem Duft einer neuen Blume. Er prüfte es versuchsweise mit den Ohren und entschied, daß es zwar seltsam, aber angenehm war. Ein paar hundert Meter weiter knatterte irgendein Flugzeug in den Himmel, störte die Stille, aber das Merkwürdige war, daß die Stille wiederkehrte.
    Cornut hatte jetzt endlich die Gelegenheit, nach der er seit dem Verlassen der Klinik gestern abend suchte, und zwar zehntausend Meilen davon entfernt. Er bestellte bei der gelbhäutigen Kellnerin noch ein Bier und zog den Bericht aus der Tasche, den dieser Arzt ihm gegeben hatte.
    Es waren mehr, als er erwartet hatte.
    Wie viele Fälle, hatte der Analytiker gesagt, waren an seiner eigenen Universität vorgekommen? Ungefähr

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