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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Büchern.“
    „Aber sie haben nicht zusammen gewohnt“, sagte Pit.
    „Nein. Doch in dieses Zimmer habe ich mich manchmal zurückgezogen. Hier ist es mir vertraut, allein zu sein.
    In den anderen haben wir oft gesessen.“
    War es eine symbiotische Beziehung, die der kleine alte Herr mit seinem Sohn gepflegt hatte?
    Und wenn schon, dachte Pit. Er selbst hätte gegen eine nette Symbiose nichts einzuwenden.
    „Er hat Bücher nicht so geschätzt wie ich es tue.“
    „Sie hatten beruflich mit Literatur zu tun?“
    Kolp schüttelte den Kopf. „Ich war Buchhalter“, sagte er. „In meinem Leben lief vieles anders als ich es erhoffte.“
    Er schob einen Stapel Bücher beiseite und nahm eine Flasche Wodka und ein Glas aus dem Schreibtisch.
    „Ich werde in der Küche ein zweites Glas holen“, sagte Kolp.
    Pit war beunruhigt. Er hatte noch nie warmen Wodka getrunken. Kolp kehrte mit einem weiteren Glas zurück.
    „Ich trinke sonst kaum. Doch es gibt Zeiten im Leben, in denen nur die Betäubung hilft. Die Literatur weiß das.“
    Pit probierte vorsichtig. Der Wodka war weich.
    „Ich kenne die Wohnung nicht, in der Kristian getötet wurde. Doch ich weiß, wer darin lebte“, sagte der kleine Herr Kolp.
    Pit setzte sein Glas ab.
    „Maruska“, sagte Kolp, „Kristians Mutter. Sie hat sich leider nie um ihn gekümmert. Ihn nicht angenommen. So nennt man das doch bei den Tieren.“
    „Das achtzehnjährige Mädchen, das Sie geschwängert haben. Sprechen wir von ihr?“
    Kolp lächelte. „Eines Tages war sie da und schlief in unserer Küche. Meine Mutter hatte sie aufgenommen.“
    „Wo kam sie her?“
    „Aus Schlesien“, sagte Kolp. Er schenkte noch Wodka ein.
    „Wo lebt sie jetzt?“
    „Gar nicht. Sie ist vor zwei Jahren gestorben.“
    „Hatten Sie da noch Kontakt zu ihr.“
    „Seit vielen Jahren nicht.“
    „Maruska“, sagte Pit, „das klingt östlich.“
    „Schlesien ist weit im Osten. Von Hamburg aus gesehen.“
    Der kleine Herr Kolp stand auf und ging aus dem Zimmer. Ohne ein weiteres Wort. Eine kleine Unhöflichkeit, die nicht zu ihm passte. Pit wartete eine Weile. Er betrachtete die Bücher, die auf dem Stapel lagen. Oben lag Tolstoi. Auferstehung.
    Das zweite Buch war von Artur Górsky. Pit hatte noch nie von ihm gehört. Er stand auf, um nach Kolp zu suchen.
    Er fand ihn in der Küche sitzend. Er schien lautlos zu lachen und sah verzweifelt aus dabei.
    Zwei Gedecke lagen auf dem Tisch. Auf den Tellern ein tagealtes Essen. Sonst war es sauber und aufgeräumt.
    „Wenn ich wüsste, was Kristian in Maruskas Wohnung gemacht hat“, sagte Kolp. „Sie ist jetzt versiegelt.“
    Er sah zu Pit auf, der neben dem Küchentisch stand.
    „Sie waren da?“
    „Ihr Liebhaber hat die Wohnung geerbt. Nicht ihr Sohn.“
    „Der Liebhaber hat Leschinski die Wohnung vermietet?“
    „Er ist Leschinski“, sagte Kolp.
    „Er muss mehr als dreißig Jahre jünger gewesen sein.“
    „Sie hatte große Angst vor der Vergänglichkeit. Darum hat sie sich an die Jugend geklammert.
    „Sie wissen viel über eine Frau, zu der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hatten.“
    „Kristian“, sagte Herr Kolp. „Er ist das Kind geblieben, das um ihre Aufmerksamkeit bettelte. Immer wieder hat er nach ihren Spuren gesucht. Egal, wie alt er wurde.“
    Pit wusste darauf nichts zu sagen. Er hatte wenig Verständnis für Menschen, die in die Jahre kamen und immer noch um das Kind weinten, das sie einmal gewesen waren.
    Er setzte sich auf den zweiten der Küchenstühle und guckte auf die Teller, die vor ihm standen. Schnitzel hatte es geben sollen vor Tagen. Gurkensalat. Auf den Schnitzeln lag je eine getrocknete Zitronenscheibe und eine Anchovis.
    „Er hieß Loew, weil die Mutter Loew hieß“, sagte Pit.
    Der kleine Herr Kolp nickte.
    „Haben Sie nicht gewollt, dass er Ihren Namen annimmt?“
    „Später nicht mehr.“
    Pit schloss die Augen und ließ die acht Namen vorbeiziehen, die Nick und Vera ihm gegeben hatten. Als er bei Maria Loew angekommen war, schlug er sie wieder auf.
    „Kennen Sie Jana Tempel?“, fragte er.
    „Eine Schauspielerin“, sagte Kolp. „Hat sie nicht die Anna Karenina gespielt?“
    Pit hatte keine Ahnung.
    „Ich liebe die russische Literatur“, sagte der alte Herr.
    „Wir werden uns heute die Wohnung Ihres Sohnes ansehen.“
    „Wer ist wir?“
    „Mein Kollege und ich.“
    Kolp blickte auf die Schnitzel. „Kapern“, sagte er, „ich hatte keine Kapern mehr. Kristian liebte Wiener Schnitzel.“
    „In

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