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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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der Wohnung des Leschinski hingen lauter Bühnenbilder an der Wand“, sagte Pit.
    „Vermutlich Maruska. Sie war Schauspielerin. Eine kurze Karriere. Doch sie liebte es, sie zu dokumentieren.“
    „Hat sie je mit Jana Tempel gespielt?“
    Der kleine Herr Kolp legte die Hände an die Kante des Tisches, als hielte er sich dort fest. „Der Schwindel kommt“, sagte er, „verzeihen Sie. Ich lege mich jetzt hin.“
    Pit stand auf. „Darf ich Ihnen helfen?“, fragte er.
    Kolp nickte. „Zu den Büchern“, sagte er.
    Pit führte ihn in das Bücherzimmer und half ihm auf die Liege.
    Er breitete die Decke aus und wandte sich zum Gehen.
    Es war genug gewesen für heute.
    „Die Garbo“, sagte Herr Kolp. „Die Garbo hat die Anna Karenina gespielt.“
    „Das war noch nicht so meine Zeit“, sagte Pit.
    „Man muss auch die anderen Zeiten kennen“, sagte Kolp, „nicht nur die eigenen.“ Er lächelte.
    „Aber Sie sind ein freundlicher junger Mann“, sagte der kleine Herr Kolb, „ich bitte Sie, wiederzukommen. Ich werde ein wenig Gesellschaft brauchen.“
    Jana Tempel zog den Vorhang zu, als sie ihn dort drüben stehen sah. Zum dritten Mal. Immer spät am Abend.
    Sie schenkte sich aus der Karaffe ein, die auf der Kommode stand. Hine Antique. Die Hotelleitung verwöhnte sie.
    Diese Geräusche von neben an. Angsteinjagend.
    Dass die Menschen immer wieder laut mit leidenschaftlich verwechselten. Jana Tempel lächelte.
    Ein großer Schluck, den sie aus dem Schwenker nahm. Der Cognac tat ihr gut. In Lutry trank sie ihn täglich als night cup.
    Vielleicht konnte sie bald zurückkehren.
    Therèse vereinsamte allmählich. Die Nachrichten, die von ihr kamen, klangen trist. Die gute Alte hing so sehr an ihr.
    Ein Mann aus Montreux wurde verdächtigt, die Rote in den Weinbergen getötet zu haben. Doch er hatte die Tat von Anfang an bestritten. Jana Tempel glaubte ihm.
    Noch einen Schluck von dem Cognac, und sie trat ans Fenster und lugte durch den Spalt, den der Vorhang ließ.
    Er stand nicht mehr da. So war es bisher immer gewesen.
    Als ob es ihm genüge, einmal bemerkt worden zu sein.
    Ein Trugbild, das schnell verschwand.
    Sie zog die Vorhänge auf, um wieder über die nächtliche Alster blicken zu können. Von nebenan kam ein spitzer Schrei. Hörte sich kaum echt an, dieser Liebesakt.
    In ihren Ohren klang es eher, als täusche ein unerfahrenes Huhn einen Orgasmus vor.
    Warum lebte das Kind eigentlich ohne Mann?
    Nur mit dem Baby und diesem kleinen zähen Terrier von Haushälterin, der sich für einen Wachhund hielt.
    Vera hatte ihr von dem Klavierspieler erzählt. Doch der war länger als ein Jahr tot. Verlebte sich die Trauer nicht?
    „Es ist alles passiert. Zu spät zum Weinen“, sagte Jana Tempel laut, als spräche sie diesen Satz auf der Bühne.
    Woher kam der Satz?
    Sie sollten wieder singen, Kind, hatte sie zu Vera gesagt, als sie telefonierten. Nachdem sie sich für den Abend bedankt hatte und um Diskretion gebeten.
    Das Kind hatte diesen Vorschlag weggelacht.
    Doch eine kleine gute Nachricht gab es. Drei von ihren alten Gefährten hatten dieser Nick und das Kind aufgetan.
    Stan. Stan Block. Hans Kaleschke. Jantosch.
    Was war aus Leontine geworden? Was aus Maria?
    Die anderen waren ihr schon lange entglitten. Dennoch, sie gehörten dazu. Vielleicht waren sie tot. Nicht jeder hatte die Gelegenheit, den achtzigsten Geburtstag in greifbarer Nähe zu haben. Ihn zu fassen zu kriegen.
    Nicht anmelden, hatte sie zu dem Kind gesagt, ihr müsst sie überraschen. Hans würde der Erste sein.
    Das Haus war ein helles Klinkerhaus aus den fünfziger Jahren. Daneben ein zweites helles Klinkerhaus. Auf der anderen Seite der Bahndamm. Da oben donnerte die S 1 vorbei auf dem Weg nach Othmarschen und Blankenese.
    Hier kannte kaum einer diese eleganteren Viertel.
    „Klingel du“, sagte Nick.
    Waren Männer das weniger mutige Geschlecht?
    Vera drückte auf den in Klinkersteinen eingelassenen Knopf.
    Ein kleines altes Emailleschild. Kaleschke. Es passte nicht zu dem gefliesten Schick der Fünfziger.
    „Keiner da“, sagte Nick, „dann stecken wir das Kuvert in den Kasten.“ Er wirkte erleichtert.
    Doch dann hörten sie ein Schlurfen, das näher kam.
    „Schlurfte das Gespenst von Canterville nicht auch ganz schrecklich?“, fragte Nick.
    „Ich kann mich nicht erinnern“, sagte Vera. Sie konzentrierte sich auf die Haustür, in die senfgelbes Glas eingelassen war.
    Eine Gestalt zeichnete sich dort hinter ab, die zu zögern

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