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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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solange sie heiß waren.
    Wie viele heiße Kartoffeln hatte sie schon angefasst.
    In Scheiben geschnitten und dann den Essig drüber.
    Wo Vera nur mit den Würstchen blieb. Gleich würde der Kleine aufwachen.
    Salz und Weißwein auf die Kartoffeln.
    Was wusste Anni von Gustav?
    Außer, dass sie ihn immer geliebt hatte.
    Der kleine alte Herr war ihm nahe gegangen. Er hatte diese armenische Traurigkeit in den Augen, hatte sie schon bevor die Kühlschublade aufgezogen worden war.
    Doch wer ahnte in diesen Tagen noch was von armenischer Traurigkeit. Wer kannte Charles Aznavour?
    Pit staunte, dass er ihn kannte. Vermutlich, weil der Herr Kommissar ein großer Melancholiker war. Ahnte nur keiner.
    Der kleine Herr Kolp kam aus Eimsbüttel.
    Er war der Vater des Herrn Loew aus der Kühlschublade.
    Der Vater von Kristian Loew war bei dessen Geburt sechzehn Jahre alt gewesen. Die Mutter achtzehn. Zu einer Heirat hatte es keine Gelegenheit gegeben.
    Wie der Ausweis eines toten Obdachlosen in die Taschen des toten Sohnes kam, davon hatte der kleine alte Herr keine Ahnung. Der Name Altgraf sagte ihm nichts.
    Vater und Sohn hatten bis zuletzt im selben Haus gelebt.
    Pit Gernhardt war deprimiert gewesen gestern Abend, nachdem er den alten Herrn vor einem vierstöckigen Gründerzeithaus in der Osterstraße abgesetzt hatte.
    Am Bahnhof trieb er Tulpen auf, vier Bund. Doch ansonsten klappte nichts. Die Atmosphäre in Veras Küche, die ihn sonst so sehr wärmte, ließ ihn verlegen sein. Diese Jana Tempel schüchterte ihn ein. Neben ihr kam er sich wie vierzehn vor und nicht wie zweiundvierzig.
    Die Verzweiflung des Herrn Kolp, der mit sechzehn Jahren einen Sohn bekommen hatte, in der Trümmerlandschaft Hamburgs, und ihm ein Leben lang nahe gestanden hatte, lag ihm auf der Seele. Da konnte er Jana Tempels tiefes Lachen kaum ertragen. Warum lachte sie, wo sie doch von Fritz Altgraf sprach, der auf der Straße gestorben war?
    Nur ein Bühnenlachen?
    Die Fotos fielen ihm wieder ein. Er hatte vergessen, den kleinen alten Herrn danach zu fragen. Die Wohnung, in der sein Sohn gefunden worden war, kenne er nicht, hatte er gesagt. Pit glaubte ihm.
    Warum ergingen sich Schauspieler so gerne in Anekdoten? Hatten sie sonst nichts zu sagen, wenn es kein Script gab?
    Tell, du hast mein Herz gerührt. Ich erlasse dir den Schuss.
    Das war nicht die Art Anekdoten, die Jana Tempel erzählte.
    Bei ihr ging es um Männer und Anbetung und Glanz.
    Nicht um Äpfel auf den Köpfen von Kindern.
    Den Kronleuchter kenne ich, hatte Jana Tempel gesagt und auf den venezianischen Traum aus blauem und weißem Glas gezeigt, der über dem Küchentisch hing, seit Vera denken konnte. Und nun sagte Jana Tempel, sie sei es gewesen, die ihn aus Venedig herbeigebracht habe.
    Zum Geburtstag deines Vaters, Kind.
    Eltern hatten ein Leben, bevor man geboren wurde.
    Jana Tempel konnte viel davon erzählen, dass der Fritzel sie angebetet hatte. Warum er gewaltsam zu Tode gekommen war, darüber wusste sie nichts. Dennoch beunruhigte es sie. Dessen war sich Pit sicher.
    Doch Fritz Altgraf war identifiziert. Eindeutig.
    Ein Erfolg des Abends, auch wenn Pit die Dame noch einmal aufs Präsidium bitten musste und in die Rechtsmedizin.
    Was hatte er für ein wunderbares Ambiente zu bieten.
    Schien es ihm nur, dass Vera kühl gewesen war, als sie ihn verabschiedet hatte? Später in seinem Bett war ihm ein Gedicht von Kästner eingefallen. Apropos Einsamkeit.
    ‚Da hilft es nichts, mit sich nach Haus zu fliehen
    und, falls man Brom zu Haus hat, Brom zu nehmen.’
    Er hatte kein Brom.
    Nicht einmal Wick Medinait.
    Pit hatte wachgelegen und den Entschluss gefasst, mit der diskreten Werbung um Vera aufzuhören.
    Er musste endlich mal landen.
    Wenn du mir nicht hilfst, werde ich auf der Straße landen.
    Warum kriegte sie diesen Satz nicht aus dem Kopf?
    Weil sie ihn gestern Abend verschwiegen hatte?
    Sie wollte nicht, dass der Polizist zu viel wusste.
    Jana Tempel war bereit, den toten Fritzel zu identifizieren und ihn zu beerdigen. Vielleicht hätte sie ihm damals Geld schicken sollen, statt nun Sarg und Grab zu kaufen.
    Das Atelier in der Widenmayer zwangsgeräumt. Wer hätte denn das gedacht? Er hatte sie dort fotografiert. Dass sie ihren Fuß zu ihm hineinsetzte, hatte nur an dem Modesalon gelegen, der sich im selben Haus befand. Lauerte Fritz nicht schon, wenn sie von der Nieborg kam?
    Wenn du mir nicht hilfst, werde ich auf der Straße landen.
    Vielleicht eine katholische

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