Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Beerdigung.
Ihr lagen die Katholiken längst nicht mehr am Herzen. Doch sie machten eindeutig die bessere Show.
Vera und dieser Nick sollten kommen.
Der Polizist wäre wahrscheinlich auch da.
War es nicht schrecklich, wenn keiner hinter einem Sarg herging? Ohne Geleit in die Grube gelassen zu werden.
Wo doch dann die große Einsamkeit begann.
„Sentimentaler Quatsch.“ Sie sagte es laut. Sentimentalität hatte sie sich schon vor vielen Jahren verboten.
Das Kind musste sie anrufen. Danken für den Abend. Und noch mal um Diskretion bitten. Die kleine Recherche, die sie in Auftrag gegeben hatte, ging die Polizei nichts an.
Jana Tempel zuckte zusammen, als die Tür im vorderen Teil der Suite geöffnet wurde. Das Zimmermädchen war schon vor zwei Stunden da gewesen.
„Können Sie nicht anklopfen?“
Die Frau im Kittel schien vor Verlegenheit die Schale mit den Trauben fallen lassen zu wollen.
„Stellen Sie schon hin“, sagte Jana Tempel freundlicher.
Die Frau verschwand. Ohne ein Wort.
Jana Tempel atmete tief durch.
Dass doch so viel Angst in ihr war.
Er hatte nur drei der Namen im Melderegister gefunden.
Die anderen waren vermutlich verzogen oder tot.
Pit Gernhardt tippte die Adressen neu ein und ließ einen Bogen ausdrucken. Er ging zum Schrank und holte eine noch nicht benutzte Klarsichtmappe und einen großen weißen Umschlag heraus. Präsentation war alles.
Er betrachtete die Adressen als eine Art Brautgabe, die er auf schnellstem Wege zu Vera bringen wollte.
War das nicht immer schon sein Fehler gewesen, die Dinge zu überstürzen, nachdem er sie hatte schleifen lassen?
Wie hatten Vera und er es fertig gebracht, noch nicht einmal beim Du angekommen zu sein?
Pit verließ sein Büro und nahm die Treppen, weil ihm der Aufzug zu langsam schien.
Er kratzte in Eile die Scheiben des Mercedes frei. Kaum Schnee, doch schon gefroren. Er setzte sich ins Auto und drehte den Zündschlüssel. Der Motor knurrte ihn kurz an.
Er sollte aufgehalten werden. Pit ahnte es.
Zweiter Versuch. Dritter. Vierter. Die Geduld behalten.
„Scheiße“, schrie Pit.
Ein Klopfen an der Scheibe. „Kann ich helfen?“
Pit öffnete die Autotür. Jan Kummer stand dort. „Das ist der alten Karre zu kalt“, sagte er.
„Hast du was Besseres?“, fragte Pit.
„Seit gestern. Einen nagelneuen Mondeo.“
„Als Dienstwagen?“
„Klar“, sagte Jan Kummer.
„Kann ich mir den für eine Stunde ausleihen?“
„Ich hab selber was vor. Vielleicht kann ich dich absetzen.“
Pit griff nach dem weißen Umschlag und stieg aus.
Eine kleine Kopfbewegung von Kummer. Sein energisches Kinn wies auf den Umschlag. „Dienstlich?“, fragte er.
„Die Aussage der Schauspielerin“, sagte Pit, „soll sie noch unterschreiben.“
„Ach. Sie war schon hier?“
„Ich wollte ihr entgegenkommen. Genügt doch, dass die alte Dame noch in die Rechtsmedizin muss.“
„Du bist ein echter Gentleman“, sagte Jan Kummer, „dann setze ich dich am Vier Jahreszeiten ab.“
Pit seufzte. Wie leicht der Mensch in eine Lügerei geriet, die das Leben nur komplizierter machte.
Doch er traute Kummer noch nicht genügend, um ihm von seinem kleinen Freundschaftsdienst zu erzählen, das Zentrale Melderegister anzuzapfen.
Sollte er sagen, er ginge vorher noch zum Zahnarzt?
Jan Kummer schob den Ärmel hoch und guckte auf die Uhr. „Obwohl ich in die entgegengesetzte Richtung muss.“
„Dienstlich“, sagte Pit.
Kummer nickte. „Fuhlsbüttel“, sagte er, „Knast.“
„Kein Problem“, sagte Pit, „die U-Bahn ist ja um die Ecke.“
Er zog die Handschuhe aus den Taschen der Lederjacke.
„Hat das was mit unserem Fall zu tun?“
Jan Kummer war verlegen. „Welchem?“, fragte er.
„Entschuldige. Ich dachte jetzt an Altgraf. Aber wir haben ja auch noch Kristian Loew.“
„Gucken wir uns nachher Loews Wohnung an?“
„Haben wir den Vater informiert?“
„Müssen wir nicht“, sagte Jan Kummer. Er öffnete die Tür seines Fords, „Der hat übrigens für dich angerufen.“
Er stieg ein und startete durch, noch ehe er den Gurt umgelegt hatte. Kaum Schnee. Aber den wirbelte er auf.
„Das hat der Herr Pit für Sie abgegeben, Vera“, sagte van Engelenburg, „er war betrübt, Sie nicht anzutreffen.“
„Nicholas und ich waren auf der Alster“, sagte Vera. Sie nahm den großen weißen Umschlag und legte ihn aufs Säufersofa.
„Ist sie freigegeben?“
„Das Eis ist dick genug. Hunderte waren drauf.“
„Und das mit der
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