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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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hatte, worum es bei dem Streit gegangen war, reichte ihm wortlos ein Taschentuch .
    »Danke. Ich hab doch das Recht, meinen Lebensunterhalt genau wie die zu verdienen, oder? Stimmt’s? «
    »Und? «
    »Und was? «
    »Kannst du davon leben? «
    »Es reicht. Ich kann die Miete davon bezahlen und das Essen. Mit denen natürlich nicht zu vergleichen. «
    »Hmmhm.« Er begriff nicht, wo der Unterschied lag. Er betrachtete den Jungen. Soweit man das sagen konnte, hatte er unter seinem billigen, kurzen Jäckchen ebenfalls Brüste, aber der einzige Unterschied, den er sah, war der, daß diese großen, parfümierten, puppenhaften Gestalten im Nebenraum etwas Theatralisch-Groteskes an sich hatten, das ihn erschreckte, wogegen dieser Jugendliche nur ein Bild des Jammers bot .
    »Kannst du dir nicht einen Job besorgen, einen normalen Job?« fragte er .
    »Ich hatte mal einen, aber es reichte nicht zum Leben, irgendwann hatte ich dann genug. Was für einen Unterschied macht es denn, solange ich davon leben kann? «
    Der Wachtmeister gab auf .
    »Papiere. «
    »Sie liegen nebenan auf dem Tisch Ihres Kollegen – ich muß doch nicht wieder dorthin? «
    »Nein.« Der Wachtmeister hatte selber keine Lust, dorthin zurückzugehen, von ihm drohte also keine Gefahr .
    »Manche von ihnen können wirklich bösartig werden.« Er hatte aufgehört zu weinen und rieb sich jetzt mit dem Taschentuch des Wachtmeisters die Mischung aus Lippenstift, Mascara und Tränen ab. Als er fertig war, wollte er es zurückgeben .
    »Nein«, sagte der Wachtmeister hastig, »behalt es. «
    »Haben Sie vielleicht ’ne Zigarette? «
    »Ich rauche nicht. «
    »Ich habe immer nur meine Papiere dabei, und zwar in meinen Sachen versteckt. Einmal bin ich von einem Freier beraubt worden, wissen Sie. Die Leute sagen, daß wir diejenigen sind, die so was tun, und es stimmt auch, es passiert manchmal, aber ich habe noch nie jemandem eine Lira gestohlen. Die Leute wissen überhaupt nicht, was jemand wie ich alles ertragen muß – einmal hat ein Mann versucht, mich zu erwürgen. Ich hab mich befreien können, weil wir im Freien waren, im Park. Wenn wir in seinem Auto gesessen hätten, hätte er mich umgebracht. Ich steige nicht gern zu Kunden ins Auto, es ist gefährlich. «
    »Es ist auch verboten. «
    »Was ist verboten? «
    »Erregung öffentlichen Ärgernisses. Das solltest du wissen. «
    Der Junge zuckte mit den Schultern. »Nachts um diese Zeit im Park? Wer soll schon was sehen? So oder so ist es ein öffentlicher Ort, ob wir es nun im Auto oder im Freien tun. «
    »Du nimmst sie nie mit nach Hause? «
    Er schüttelte den Kopf. »Der Hausbesitzer wohnt über mir. Ich will meine Wohnung nicht verlieren, und ohnehin teile ich sie mit zwei anderen, also… «
    »Dieser Mann, der dich erwürgen wollte… wann war das? «
    »Letzten Sommer. «
    »Du weißt, daß jemand ermordet worden ist? «
    »Nein. «
    »Was glaubst du denn, warum ihr hierhergebracht worden seid? «
    Er zuckte wieder mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? Hören Sie… ich fühl mich nicht besonders… «
    Er zitterte tatsächlich und sah jetzt, da sein Gesicht sauberer war, bleich und kränklich aus. Der Wachtmeister stand auf und trat zu ihm, packte seinen Unterarm und sah ihm scharf in die Augen. Mit seiner breiten Hand drehte er dann den dünnen Arm um und entdeckte auf der Innenseite die Einstiche .
    »Lassen Sie los! «
    Der Wachtmeister ließ ihn los und setzte sich auf die Schreibtischecke. »Also nicht nur Miete und Lebensmittel, sondern auch noch das. «
    Aber der Junge wurde immer unruhiger .
    »Werden sie’s mir zurückgeben? Es hat gerade für mich gereicht, ich brauche es doch… Sie könnten mir doch auch was verschaffen. Hier gibt’s doch reichlich, das weiß ich. «
    »Ach ja? «
    »Ich weiß, daß es für Informanten hier reichlich Stoff gibt. Ich hab’s gehört. Mein Gott… mir ist schlecht! «
    Zur Erleichterung des Wachtmeisters klopfte Ferrini an und kam herein .
    »Ich bin fast fertig. Hier.« Er gab dem Jungen den Personalausweis zurück. »Verschwinde! «
    Der Junge stand auf, machte aber keine Anstalten zu gehen. Mit flehendem Blick sah er Ferrini an .
    »Verschwinde«, wiederholte Ferrini, »bevor ich mir’s anders überlege und dich hierbehalte. «
    Der Junge stöhnte leise und schlich sich davon .
    »Vor Sonnenaufgang wird er wohl was aufgetrieben haben«, bemerkte Ferrini. »Gehen wir wieder nach nebenan? «
    »Wieviel hatte er bei sich?« fragte der

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