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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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fragte Ferrini mit einem Blick auf die Hand, die auf dem heruntergedrehten Fenster lag. An den Fingern mit langen, lackierten Nägeln steckten drei oder vier Ringe, aber einer war mit vielen kleinen Steinen besetzt, die nach echten Diamanten aussahen .
    »Oh Gott, nicht diese alte Geschichte schon wieder! «
    »Sag schon. Hast du eine Quittung? «
    »’ne Quittung, ich lach mich tot! Heben Sie die Quittung von jedem billigen Schnickschnack auf, den Sie kaufen? «
    »Billige Diamantenringe kann ich mir nicht leisten. «
    »Dann suchen Sie sich ’n anderen Job! «
    »Steig ein! «
    »Soll das ’n Witz sein? «
    »Steig ein. Und betrachte dich als Glückspilz. Dir könnte Schlimmeres blühen, wenn wir dich hier stehen lassen. «
    Er stieg in das Auto, tobte aber vor Wut, als hätte Ferrinis Bemerkung einen Kurzschluß ausgelöst. Die Flüche und Beschimpfungen und die Parfümwolken, die sie vom Hintersitz aus trafen, waren überwältigend .
    »Halt die Klappe, Titi«, sagte Ferrini, »oder du bist wegen Beamtenbeleidigung dran, das weißt du doch. «
    »Ich habe kein Recht, ein Arschloch als Arschloch zu bezeichnen, nicht wahr, denn ich bin ja kein Mensch wie ihr! Warum geht ihr nicht in die Via Tornabuoni und schnappt euch eine dieser reichen Kühe, die bei Gucci einkaufen, fragt sie nach den Quittungen für die ganzen Juwelen, die sie trägt, und dann woll’n wir mal sehen, was passiert. Ich arbeite für mein Geld, kapiert? Ich arbeite. «
    »Klappe, Titi«, wiederholte Ferrini sanft, »es gibt Schlimmeres auf der Welt. Einer von euch ist ermordet worden, in kleine Stücke gesäbelt und fein säuberlich in Plastiktüten verpackt. Es ist sicherer für dich, wenn du heute nacht bei uns bleibst, statt da draußen anzuschaffen. «
    »Das ist doch erfunden. «
    »Nee. Frag den Wachtmeister. «
    Titi fragte nicht, und das war auch gut so. Der Wachtmeister, ohnehin nicht besonders gesprächig, war völlig verunsichert und sprachlos .
    »Also«, fuhr Ferrini fort, »ist irgendeine von deinen kleinen Freundinnen nicht aufgetaucht? «
    »Ich weiß nicht…« Der Tobsuchtsanfall, der so plötzlich ausgebrochen war, hatte sich im Nu gelegt. Wie es schien, war Titi ebenso leicht abzulenken wie ein widerspenstiges Baby .
    »Ist irgend jemand ein, zwei Tage nicht aufgetaucht, egal, aus welchem Grund? «
    »Erwarten Sie, daß ich Ihnen helfe? Trotz… «
    »Jawohl. Genauer gesagt, daß du dir selbst hilfst, es sei denn, auch du möchtest gern in Stücke geschnitten werden und in einer Plastiktüte enden. Nächstes Mal ist es vielleicht einer von deinen Kunden, und du bist dran. Also, komm schon, pack aus! «
    Titi brummte angewidert. Als der Wachtmeister sich umdrehte, sah er Titi wie gedankenverloren aus dem Fenster starren, doch plötzlich beugte er sich vor und tippte Ferrini auf die Schulter .
    »Gigi ist nicht da, sie müßte dort bei dieser Bank stehen. «
    Sie fuhren langsam weiter, und eine andere Figur trat vor, ein Pelz wurde zurückgeschlagen, und ein nacktes Bein bot sich ihren Blicken .
    Diesmal war es Titi, der das Fenster öffnete und mit leiser, schleppender Stimme rief: »Hey… Mimi, komm mal kurz her! «
    Mimi erkannte Ferrini, murmelte »O Scheiße« und bedeckte das nackte Bein .
    »Es hat einen gräßlichen Mord gegeben«, verkündete Titi in affektiertem Tonfall, »und Gigi ist nicht an ihrem Platz. «
    »Na und? Sie ist mit Lulu, dieser Kuh, nach Spanien gefahren. Vor drei Tagen hatten sie beide einen Termin in der Klinik. «
    »Fehlt sonst noch jemand?« warf Ferrini ein .
    »Ich weiß nicht… Paoletta, aber sie ist nach Sizilien gefahren, ihre Großmutter ist gestorben. «
    »Sonst niemand? «
    Sonst niemand. Sie fuhren weiter, wiederholten ihre Fragen, mußten mitunter zehn, fünfzehn Minuten in einer Schlange warten, während ihre Beute vortrat und sich zurückzog, diskutierte, schmeichelte und meist mit einem Kopfschütteln den einen Wagen weiterschickte und den nächsten herankommen ließ. Neun von zehn Angeboten wurden offenbar abgelehnt, und nur einmal stieg eine halbnackte Gestalt in ein Auto und fuhr davon, nachdem sie eine halbe Ewigkeit gewartet hatten und gerade an die Spitze der Schlange vorgerückt waren .
    »Mist…« Ferrini fuhr, zusammen mit den enttäuschten Kunden, weiter. »Na ja, wir werden ihn morgen früh aufgabeln, zusammen mit all den anderen, die sich heute nacht nicht haben blicken lassen. Sie stehen ja alle auf der Liste. «
    »Richtig! Wie die Verbrecher! Hören Sie, ich hab

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