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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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nie den geringsten Ärger mit der Polizei gehabt… «
    »Ich auch nicht. Und was wir tun, ist ja nicht verboten, oder? Oder etwa doch? Einige meiner besten Kunden sind Anwälte – und sogar Bullen! «
    Auf dem Rücksitz saßen jetzt zwei Passagiere, die das kleine Auto mit zwei unvereinbaren Parfümwolken und zwei ineinanderfließenden Strömen von Beschimpfungen erfüllten. Für den Geschmack des Wachtmeisters kehrten sie nicht eine Minute zu früh nach Borgo Ognissanti zurück. Die beiden anderen Wagen, die in der gleichen Mission losgeschickt worden waren, standen schon da und hatten ihre Beute in einem der größeren Büros abgeladen. Ferrini brachte ihre beiden Insassen ebenfalls dorthin. Der Lärm war ohrenbetäubend. Der Wachtmeister blieb in der Nähe der Tür stehen, er war äußerst verlegen und kam sich unnütz vor. Wenn er nichts Besonderes tat, pflegte er stocksteif dazustehen und mit ausdruckslosen Augen irgendeinen Punkt in mittlerer Entfernung zu fixieren. Hier würde ihm das nicht gelingen. Ganz gleich, wohin er schaute, immer traf sein Blick auf diese halbnackten, verwirrenden Körper, deren Weiblichkeit in einem so brutalen Widerspruch zu den männlichen Stimmen stand, von denen eine ihn plötzlich ansprach .
    »Reicht gaffen oder willste mal anfassen? «
    »Halt den Mund«, warnte ihn sein Nachbar. »Hat doch keinen Zweck, sich grundlos Ärger einzuhandeln. «
    »Ich sage, wonach mir der Sinn steht! Bloß, weil wir hierhergeschafft worden sind wie ein Haufen Betrüger, heißt das noch nicht, daß ich nicht reden darf. Hey, Ferrini! Wenn eine Nonne ermordet wird, dann brechen Sie vermutlich um drei Uhr nachts in das Kloster ein und schaffen die anderen Nonnen hierher, um sie zu verhören, stimmt’s? «
    Ferrini, der an seinem Schreibtisch die Papiere eines hochgewachsenen, schweigsamen Blonden studierte, sah auf .
    »Halt’s Maul, oder du wartest bis ganz zuletzt, wenn nicht länger.« Er zündete sich eine Zigarette an und machte ruhig weiter, ohne übellaunig zu wirken, und nur gelegentlich rieb er sich die müden Augen .
    »Name. «
    »Giulietta. «
    »Dein richtiger Name. «
    »Fabiano, Giulio. «
    »Hab dich noch nie gesehen. Wie lange bist du schon in Florenz? «
    »Seit Sommer. «
    »Und davor? «
    »Mailand. «
    »Anschrift… Was ist denn jetzt wieder los? «
    In einer Zimmerecke war ein Streit ausgebrochen, der sich zu einem richtigen Kampf zu entwickeln schien .
    »Herr Wachtmeister, bitte! «
    Inzwischen hatten alle anderen in den Kampf eingegriffen und brüllten, so laut sie konnten. Alle schienen es auf ein recht klein geratenes Geschöpf abgesehen zu haben, dessen kastanienbraune Locken zu einem Turm hochfrisiert waren. Während der Wachtmeister, todunglücklich über die Vorstellung, eine dieser Gestalten anfassen zu müssen, sich langsam in Bewegung setzte, bekam jemand den Lockenschopf zu packen, der sich daraufhin vom Kopf löste und widerspenstige schwarze Locken zum Vorschein brachte. Die anderen brachen in spöttisches Gelächter aus, und derjenige, der kurz zuvor den Wachtmeister provoziert hatte, wandte sich jetzt wieder an ihn und schimpfte: »Schauen Sie nur! Ein dreckiger kleiner Transvestit! Schauen Sie, der Bart unter dem ganzen Make-up. Mit so einem miesen kleinen Perversen lasse ich mich nicht in einen Raum sperren! Schauen Sie ihn doch an! «
    Verdutzt und verunsichert wandte sich der Wachtmeister an Ferrini, der den Vorschlag machte: »Bringen Sie ihn bitte nach nebenan, sonst gibt es hier keinen Frieden. «
    Der Junge mit dem widerspenstigen Haar schniefte. Der Wachtmeister führte ihn hinaus, verfolgt von höhnischem Geschrei: »Einsperren sollte man ihn! Es sollte verboten werden, daß Männer in Frauenkleidern herumlaufen! «
    »Tut so, als wäre er einer von uns! «
    »Ist bestimmt ein Verrückter! «
    Der Wachtmeister schloß die Tür, so daß der Lärm verstummte, und war erleichtert über den Vorwand, sich absetzen zu können. Das Nebenzimmer war dunkel und leer. Er brachte den Jungen hinein und schaltete das Licht an .
    »Setz dich. «
    Er setzte sich ebenfalls und betrachtete den schniefenden Jungen. Er bot ein trauriges Bild ohne seine Lockenpracht, sein Bart war zu sehen, worauf sein Ankläger schon hämisch hingewiesen hatte, die Lippen waren nachlässig geschminkt, und über die Wangen liefen mit Wimperntusche vermengte Tränen .
    »Mistkerle!« sagte er und wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab .
    Der Wachtmeister, der nicht verstanden

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