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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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– verstehen Sie mich nicht falsch, aber in der Regel werden wir von den Bullen ja nicht als menschliche Wesen behandelt, von niemandem eigentlich, wenn man es sich überlegt… Muschi! Muschi, komm her!« Eine kleine Katze mit glänzendem schwarzem Fell und sehr hellen Augen hatte sich ins Zimmer geschlichen .
    »Sie hat auf meinem Bett gelegen und tief geschlafen«, sagte Carla. »Sie weicht nie von meiner Seite, wenn ich krank oder deprimiert bin. Komm zu mir! «
    Das Kätzchen sprang hoch, machte es sich auf dem Schoß des blumengemusterten seidenen Morgenrocks bequem, gähnte und sah aufmerksam zum Wachtmeister herüber. Ihr Kopf sah kugelrund aus, als hätte sie keine Ohren. Carla hielt das glänzende Köpfchen sanft in ihren großen, schlanken Händen .
    »So eine Katze wie dich hat er noch nie gesehen, stimmt’s, Muschi? Schauen Sie mal!« Carla hob vorsichtig die schwarzen Ohren an. »Sie gehört zu einer besonderen Rasse. Ihre Ohren sind zusammengefaltet, so daß man sie nicht sieht. Sie hat mich ein Vermögen gekostet, und sie hält mich ganz schön auf Trab. Sie möchte gern nach draußen, das arme Ding, aber die Straße hier ist zu gefährlich. Ich muß sie in meinem Schlafzimmer einsperren, bevor ich die Wohnungstür aufmache, sonst wäre sie im Nu draußen auf der Treppe, dann müßte nur jemand die Haustür aufmachen, und im nächsten Moment wäre sie überfahren. Einmal hat sie es bis zur unteren Treppe geschafft, ich habe sie gerade noch erwischt. Hab mir fast die Knochen dabei gebrochen, nicht wahr, Muschi? Du mußt immer zu Hause bleiben, hier ist es sicher. Arme kleine Gefangene. Sehen Sie nur, wie sie Sie anguckt. Sie ist eifersüchtig. Wenn ich einen Kunden mitbringe, kratzt sie manchmal an der Schlafzimmertür und macht eine richtige Szene. «
    »Bringen Sie Ihre Kunden immer mit hierher? «
    »Immer. Ich steige nie in irgendwelche Autos. In dieser Branche hat man es manchmal mit richtigen Verrückten zu tun. «
    »Keine Probleme mit dem Hausbesitzer? «
    »Die Wohnung gehört mir. Es gibt aber eine Nachbarin, die mich ständig nervt – sie hat sich einmal sogar beschwert, daß Muschi zuviel Lärm macht! Stellen Sie sich vor! Ein kleines Tier wie sie, man hört sie ja kaum, selbst wenn man mit ihr im selben Zimmer ist! Ich könnte es ja verstehen, wenn ich nachts komme und gehe und ständig die Tür knalle, aber Muschi, ich bitte Sie! Aber so sind die Leute halt zu uns. Ich kann von Glück reden, daß es nur diese alte Kuh ist. Die anderen Nachbarn sind in Ordnung. Was tue ich denn Schlimmes, überlegen Sie mal! «
    »Vielleicht«, meinte der Wachtmeister, »sind es Ihre Kunden, vor denen sie insgeheim Angst haben. Sie sagen, Sie haben es manchmal mit Verrückten zu tun… Haben Sie von dem Mord gehört? «
    »Meine Freundin hat mir am Telefon davon erzählt. Stimmt es, daß die Leiche zerstückelt war? «
    »Ja. «
    »Mein Gott! Da läuft’s einem ja kalt den Rücken hinunter! Und Sie wissen nicht, wer sie ist, die Tote? «
    Der Wachtmeister wollte schon sagen, daß es eine männliche Person sei, besann sich aber eines Besseren .
    »Nein, wir wissen es nicht. Deswegen bin ich hier. Ist Ihnen bekannt, ob irgend jemand aus der Szene verschwunden ist? «
    »Nein. Aber ich bin ja schon einige Tage nicht mehr draußen gewesen. Meine Freundinnen habe ich alle gesehen, sie sind nachmittags immer vorbeigekommen, um nach mir zu sehen und Medikamente vorbeizubringen, aber das heißt ja nicht viel. «
    »Nein… Bei einer Gruppe von über zweihundert… «
    »Es ist noch komplizierter. Wir sind keine Gruppe, verstehen Sie. Es bestehen viele kleine Gruppen, die nichts miteinander zu tun haben wollen, die sich nicht riechen können. Ich bin jetzt zehn Jahre oder noch länger in diesem Geschäft, und ich kann Ihnen sagen, es ist kompliziert. Schauen Sie, ich bin so, wie ich bin, und ich bin immer so gewesen. Die Hormone, die ich gelegentlich nehme, brauche ich nicht einmal. Es ist bloß eine Art Schönheitsbehandlung, wenn ich hier oder da ein bißchen zulegen will. Aber es gibt Leute, die sich mit Absicht umwandeln lassen, einfach wegen des Geldes, das damit zu verdienen ist, wenn Sie mir folgen können. Also, ich habe mit diesen Leuten jedenfalls nichts zu tun, und dann gibt es noch die Transvestiten, Menschen, die tagsüber als Männer leben und sich nachts als Frauen kleiden. Also, ich weiß, wer ich bin, aber ich weiß nicht, was die sind, wissen Sie’s? «
    »Nein… Ich… Nein. «
    Carla

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