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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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solche Sorgen um den Jungen. So kann es nicht weitergehen … «
    »Wer hat dir davon erzählt? «
    »Erzählt? «
    »Von dem Jungen. War es Bruno?« Er ärgerte sich und war zugleich erleichtert. Immerhin, wenn sie Bescheid wußte, würde sie vielleicht mit der Mutter reden. »Ist schon eine schlimme Sache. Ein Junge in dem Alter, und keine Zukunft vor sich. Überhaupt keine Zukunft. Bruno hätte dir nicht… Aber gut, es ist passiert, und irgendwann hättest du es sowieso erfahren. «
    Teresa hatte keine Ahnung, wovon er redete, war aber klug genug, es für sich zu behalten. Er sollte es sich, was immer es war, ruhig von der Seele reden. Wenn er einfach weiterredete, würde sie bald dahinterkommen. Sie schenkte ihm Wein ein. Er redete immer weiter .
    »Egal, wie du das siehst, ich mache der Mutter Vorwürfe. Er hat keine Kindheit gehabt. Um elf Uhr nachts draußen auf der Straße, verkauft geschmuggelte Zigaretten und fällt der Polizei in die Hände, in welchem Alter? Neun? Zehn? «
    »Zehn.« Sie wußte jetzt, wovon er sprach. Aber was um Himmels willen hatte der Junge angestellt? Mit dieser Sache hatte er doch bestimmt nichts zu tun !
    »Warum setzen Menschen heutzutage Kinder in die Welt, wenn sie sie nicht haben wollen? Und wenn sie sie haben, sollten sie Verantwortung für sie übernehmen! Wenn Ferrini nicht so ein vernünftiger Mann wäre, hätte er ihn neulich nacht eingesperrt, aber ihm war klar, daß es sinnlos gewesen wäre. Er wird sowieso nicht lange leben, das war Ferrinis Meinung, und er hat recht. Die Eltern sollte man einsperren. Wie kann man sein Kind derart vernachlässigen. Und jetzt muß ich ihr mitteilen, daß ihr Sohn auf den Straßen von Florenz herumspaziert, aufgetakelt wie eine Fregatte, das Gesicht voller Schminke – und dann wird sie natürlich anfangen, herumzujammern und die Muttergottes anzurufen! «
    Teresa sagte noch immer nichts, aber inzwischen mehr aus Bestürzung. Sie schob ihr eigenes Problem beiseite. Das würde bis morgen warten können. Es gab so viele Menschen auf der Welt, denen es noch schlechter ging als einem selbst. Schminke… der kleine Enrico… Sie hatte sie natürlich gesehen. Schon mittags standen sie auf der Straße, nicht erst nachts, man konnte sie ja gar nicht übersehen, aber ausgerechnet Enrico… »Also, jemand muß ihr Bescheid sagen.« Er stand vom Tisch auf. Seine Empörung war größer als seine Verlegenheit. Er würde selber mit der Frau sprechen .
    »Salva, bist du sicher…? «
    Doch er rief schon von der Diele aus: »Wo ist die Nummer? «
    »Auf dem Block… aber bist du sicher, daß du…« Sie gab auf, als sie ihn wählen hörte. Sie erhob sich ebenfalls und räumte geräuschvoll das Geschirr ab, denn sie war viel zu durcheinander, als daß sie mitbekommen wollte, wie er der Mutter Bescheid sagte. Dennoch drangen einige Worte an ihre Ohren, und sie registrierte, daß seine Stimme, die anfangs vor Zorn ganz laut gewesen war, im Laufe des Gesprächs vor Bestürzung immer leiser wurde. Als er nach längerer Zeit wieder hereinkam, war er in Zivil und stopfte sich gerade einen Schal in den Mantel .
    »Es wird spät werden. Warte nicht auf mich.« Sein Gesicht war sehr blaß .
    Ferrini stieg wieder in das parkende Auto. Der Motor lief .
    »Ich lasse ihn lieber an. Warum sollen wir uns zu Tode frieren. «
    »Genau.« Der Wachtmeister hockte mit hochgeschlagenem Mantelkragen zusammengekauert auf dem Beifahrersitz, als friere er tatsächlich .
    »Mimi hat ihn vor etwa zehn Minuten im Auto eines Freiers wegfahren sehen. Ist dumm, aber davon geht die Welt nicht unter. Er kommt ja zurück. Mimi selbst hat ein lupenreines Alibi. Kam am selben Tag aus der Klinik, als Lulu dort erwartet wurde. Deswegen wußte er auch davon. «
    »Ja.« Er starrte die dunkle Allee hinunter. Die Straßenlaternen verschwammen hinter einem Regenschleier .
    Ferrini drückte auf einen Schalter, der die Scheibenwischer in Bewegung setzte. Vor ihnen stand ein zweites schwarzes Auto. Jedesmal, wenn ein Fahrzeug mit einem Freier am Steuer an ihnen vorbeischlich, sah der Wachtmeister die Silhouette von Bruno, der sich ernst mit dem Beamten unterhielt, den Ferrini mitgebracht hatte. Dann tasteten sich die Scheinwerfer weiter, und die Silhouetten verschwanden allmählich im Dunkel. Ferrini schaltete die Scheibenwischer wieder an. Weiter unten trat eine bleiche Gestalt unter den schützenden Bäumen hervor, beugte sich zu einem Autofenster herab, richtete sich fast im selben Moment wieder

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