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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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beschäftigt, so überzeugt bei seiner Arbeit. Alle außer ihm. Die Techniker verstanden ihr Handwerk, und es war zwecklos, sich in ihre Arbeit einzumischen. Auch Ferrini wußte, was zu tun war. Er verzeichnete gerade den Inhalt von Lulus Handtasche, steckte die Gegenstände, sobald sie notiert waren, wieder in die Tasche zurück. Eine große Zellophantüte lag bereit, in der das Ganze abtransportiert würde .
    »Keine Reiseschecks«, sagte er, ohne aufzublicken .
    Auf dem Fernsehschirm sah man, wie ein großer roter Mund sich öffnete und langsam näherkam .
    »Ich gehe mal nach oben«, sagte der Wachtmeister. »Mit der Hausbesitzerin sprechen und ihr sagen, daß wir die Schlüssel behalten und die Wohnung versiegeln müssen. «
    Die Hausbesitzerin wohnte ganz oben. Er hätte den Lift nehmen können, stieg aber gedankenlos die Treppe hoch, so wichtig war es ihm, aus der Wohnung und von diesem gräßlichen Fernseher wegzukommen. Atemlos erreichte er die oberste Etage .
    »Ach, Sie sind’s schon wieder«, sagte die Frau und schaute abwehrend durch den Türspalt. »Was gibt’s denn diesmal? «
    Ihr graues Haar war frisch onduliert. Sie war, nach ihrer äußeren Erscheinung zu urteilen, um die sechzig und hatte etwas aggressiv Ehrbares .
    »Ich komme besser rein«, sagte der Wachtmeister. Er sah, daß sie nicht begeistert war, doch immerhin öffnete sie die Tür so weit, daß er eintreten konnte. Er kam nur bis in die auf Hochglanz polierte Diele, protestierte aber nicht, sondern nahm die Mütze ab und blieb stehen .
    »Was geht hier eigentlich vor?« Sie war schon in der Defensive .
    »Ihr Mieter im ersten Stock ist ermordet worden. «
    Sie wiederholte das Wort nicht in fragendem Ton, wie es jede andere vermutlich getan hätte, sondern schaute ihn nur an, als warte sie auf etwas Eindrucksvolleres. Er mußte ohne ihre Hilfe weitermachen .
    »Seit wann hat er hier gewohnt? «
    »Was meinen Sie damit? «
    »Genau das, was ich sage: Seit wann war er Ihr Mieter? «
    »Was meinen Sie mit ›er‹? Sie haben die Schlüssel zu der Wohnung im ersten Stock links. Dort wohnt eine Frau. «
    »Der Mieter war Luigi Esposito, ein Transsexueller. «
    »Wie abscheulich! Das habe ich nicht gewußt. «
    »Wirklich? Sie haben eine Wohnung vermietet, ohne sich den Ausweis des Betreffenden anzusehen? Und der Vertrag? «
    »Ich… wir sind nicht dazu gekommen, einen Vertrag zu schließen. Ich hab das immer nachholen wollen… Sie wissen ja, wie so etwas geht…« In ihrer Stimme lag jetzt nichts Aggressives mehr .
    »Seit wann? «
    »Sie… zwei Jahre etwa. «
    »Und Sie sind nicht dazu gekommen, einen Vertrag aufzusetzen? «
    »Es hat mehr oder weniger auf freundschaftlicher Basis angefangen, und wir sind dann einfach nicht dazu gekommen. «
    »Aha. Wieviel hat Luigi Esposito monatlich für dieses freundschaftliche Arrangement zahlen müssen? «
    »Das weiß ich wirklich nicht, ich müßte nachschauen. Ich denke nie an Geld… «
    »Wenn Sie nachschauen wollen, ich habe viel Zeit. «
    »Etwa eine halbe Million, plus Nebenkosten natürlich. «
    »Natürlich. Quittungen sind vorhanden? «
    »Quittungen? Nein, also… «
    »Es war ein freundschaftliches Arrangement. Ja, das sagten Sie bereits. Da es sich um ein freundschaftliches Arrangement handelte, hat er sich wohl auch bereit erklärt, sich nicht anzumelden? «
    »Das ist nun wirklich nicht mein Problem. Davon habe ich nichts gewußt – auch nicht, daß er keine Frau war, ich versichere Ihnen. Wenn man jemanden nur gelegentlich auf der Treppe sieht – in diesen zwei Jahren haben wir vermutlich höchstens einmal guten Tag gesagt. «
    »Aber es bestand dieses freundschaftliche Arrangement.« Dergleichen war durchaus üblich – kein Vertrag, keine Quittungen, keine Mietkontrolle, keine Steuern –, doch als Außenseiter, die über Geld verfügten, waren die Lulus besonders geeignete Opfer, Der Wachtmeister war überzeugt, daß Lulu dieser überaus ehrenwerten Hausbesitzerin eher siebenals sechsstellige Summen gezahlt hatte, wußte aber auch, daß er das nie würde beweisen können. Und wenn sie »nicht wußte«, daß Lulu ein Transsexueller war, dann hatte sie natürlich auch nie Kunden bei ihm einund ausgehen sehen. Sie wurde unruhig unter seinem Blick, aber diese Sorte Mensch kannte er. Er vergeudete seine Zeit. Er sagte daher nur: »Wir müssen die Schlüssel behalten. Die Staatsanwaltschaft wird jemanden vorbeischicken, der die Wohnungstür bis auf weiteres versiegelt. Guten Abend,

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