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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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inzwischen erkannt. Peppina war derjenige, der ihn in jener Nacht auf dem Revier gefragt hatte: »Reicht gaffen oder willste mal anfassen? «
    Jetzt saß er auf dem Beifahrersitz, spürte den Schmerz im Gesicht und roch das starke Parfüm, das noch immer seinem Mantel anhaftete. Peppina saß, mit Handschellen an Bruno gefesselt, auf dem Hintersitz. Ferrinis Kollege folgte in dem anderen Wagen. Peppina hatte zuerst einen Mordslärm veranstaltet, bis er sah, was Ferrini auf seinem Knie hielt .
    »Du hast deine Handtasche ins Gebüsch geworfen, als du weggerannt bist«, sagte Ferrini. »Das ist doch bestimmt aus Versehen passiert, also habe ich sie für dich aufgehoben. «
    Peppina schwieg .
    Sie ließen den Park hinter sich und fuhren den gelben Lichtern am Ponte alla Vittoria entgegen, als Ferrini bremste .
    »Wolltest du nicht mit Carla sprechen? Du hast gesagt, du würdest ihn wegen der Identifizierung fragen… «
    »Er ist hier? «
    »Dort drüben, neben dem Hotel. Soll ich anhalten? «
    Carla stand unbeweglich und kerzengerade da. Lange Beine in weißen Netzstrümpfen, irgend etwas Spitzenbesetztes, das die vollen Brüste nur ansatzweise bedeckte. Die eine Hand lag auf der linken Hüfte, die andere hing locker herunter. Der lange weiße Pelzmantel gab die Schultern frei und reichte fast bis zu den Füßen. Irgend etwas unterschied ihn von den Figuren im Park, die aus dem Schutz der Bäume hervortraten. Er zeigte kein Lebenszeichen, reagierte nicht auf den dunklen Regen, auf die Scheinwerfer, die langsam die bewegungslose weiße Gestalt erfaßten und sich weitertasteten. Sie kamen nahe genug heran, daß sie anhalten und sprechen konnten, aber der Wachtmeister, der nicht einmal auf diese Entfernung jene Person erkennen konnte, mit der er in einer ordentlichen kleinen Wohnung gesprochen hatte, zögerte und sagte dann: »Weiterfahren.« Es waren die Augen. Sie hatten an ihm vorbeigesehen, vorbei an den Autos, die über die Brücke strömten, vorbei am Fluß und an den angestrahlten Palästen auf dem anderen Arnoufer, vorbei an allem. Die leeren und blinden Augen einer Statue .
    »Wann bist du in Lulus Wohnung eingetroffen? «
    »Ich hab’s Ihnen schon gesagt. «
    »Und ich glaube dir nicht. «
    »Vor Mitternacht kann’s nicht gewesen sein. Ich gehe nie vor halb zwölf raus. «
    »Du bist schon vorher weggegangen. Du hast bei Lulu gegessen. «
    »Das ist eine Lüge. Ich hab in der Trattoria gegessen, wo ich immer esse. «
    »Mit wem? «
    »Weiß nicht mehr…« Peppina rieb mit einem Taschentuch an seinen geschwärzten Fingern, bekam die Stempelfarbe aber nicht ab, verschmierte sie höchstens noch. Er war halbnackt, aber der Mantel des Wachtmeisters lag über seinen Schultern. Ferrini hatte spöttisch gelacht, doch der Wachtmeister hatte es abgelehnt, Peppina unbedeckt hereinbringen zu lassen. Bruno hatte ihm während der Verfolgungsjagd unbeabsichtigt den Pelzmantel entrissen, und jetzt lag er klitschnaß irgendwo im Park .
    Ferrinis Verhör war nicht streng, nur beharrlich. Er war sich seiner Sache viel zu sicher, als daß er brüllen mußte. Ganz gleich, was Peppina zugeben oder abstreiten mochte, an dem Beweisstück, das auf dem Tisch zwischen ihnen lag, würde er nicht vorbeikommen. In seiner Handtasche hatte sich, unter anderem, ein Bündel Reiseschecks gefunden, ausgestellt auf den Namen Luigi Esposito .
    »Was ist mit diesem Geld? Es muß doch auch noch Bargeld gegeben haben. Hast du es ausgegeben? «
    »Es gab kein Geld. Geld habe ich nie gesehen. «
    »Wir haben die Wohnung schon auf Fingerabdrücke untersucht. «
    »Ich habe nicht behauptet, daß ich nicht in der Wohnung gewesen bin. «
    »Und die Handtasche? «
    »Ich habe ihre Handtasche nicht angerührt. Lulu war schon weg, als ich in der Wohnung eintraf. Das ist wahr, ich schwör’s. Ich habe sie in der Nacht zuvor gesehen. Sie sagte, sie würde bald abreisen. Als ich in dieser Nacht in die Wohnung ging, war Lulu schon weg. «
    »Er war nicht abgereist. Er war tot. Er starb unmittelbar nach einer Mahlzeit, jener Mahlzeit, die wir auf dem Tisch gefunden haben, der Mahlzeit, die du mit ihm geteilt hast. «
    »Das ist eine Lüge! Ich hab Ihnen doch gesagt, daß ich in der Trattoria gegessen habe! Sie können es nachprüfen… und dann bin ich arbeiten gegangen, an meinen üblichen Platz. Erst danach bin ich zu Lulu gegangen, aber sie war nicht da. «
    »Und wie bist du reingekommen? Na? Komm schon, sag’s uns. Du bist um Mitternacht zur Wohnung

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