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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Straße hinter sich und ein gelegentliches Hupen. Von der Verfolgungsjagd drang kein Geräusch an sein Ohr. Je weiter er sich von der Allee entfernte, desto deutlicher vernahm er seine Schritte im nassen Gras und seinen schweren Atem. Der leichte Nieselregen hüllte ihn in Nässe wie ein schwarzer Nebelschleier. Er fragte sich, ob er vorn an der Allee hätte stehenbleiben sollen, für den Fall, daß Peppina dorthin zurückkehrte, doch dafür war es jetzt zu spät, denn er wußte überhaupt nicht mehr, wo er sich befand. Er tastete um sich. Anscheinend befand er sich auf einer Art Lichtung. Irgend etwas huschte vor ihm davon, eine Ratte vielleicht oder ein Eichhörnchen, das er aufgescheucht hatte. Dann hörte er einen Ruf. Das mußte Brunos Stimme gewesen sein. Niemand antwortete. Nur abermals tiefe Stille. Er wünschte sich jetzt wirklich, er wäre vorne stehengeblieben – oder jedenfalls, wenn er unbedingt in der Dunkelheit herumstreifen mußte, daß er eine Taschenlampe mitgenommen hätte. Für ihn war alles viel zu schnell gegangen. Er steckte seine großen Hände in die Taschen und stand bewegungslos da wie die Bäume um ihn herum, wie üblich dankbar, daß Ferrini dabei war. Er zumindest wußte, wen sie jagten. Jemand mit Namen Peppina, hatte er gesagt. Eine von denen, die sie neulich aufgelesen hatten, doch der Wachtmeister konnte sich an das dazugehörige Gesicht beim besten Willen nicht erinnern .
    »Haben Sie die Gesichter von denen gesehen?« hatte Ferrini ihn gefragt. Doch er hatte nichts bemerkt, außer daß sie für ihn alle gleich aussahen. Wieso war er eigentlich für diesen Fall zuständig? Nicht, daß er etwas dafür konnte. Trotzdem war es einfach nicht richtig. Er war völlig ratlos, und am besten meldete er sich möglichst bald beim Hauptmann und sprach mit ihm darüber. Es war auch Ferrini gegenüber ziemlich unfair, daß er mit einem derart inkompetenten Beamten zusammenarbeiten mußte, so daß alles an ihm hängenblieb. Ferrini hatte sich zwar von der Geschichte mit dem Waschbecken beeindruckt gezeigt, aber was hätte er gesagt, wenn er die Wahrheit wüßte. Daß Teresa nämlich kurz nach ihrem Eintreffen in Florenz, als sie begann, seine Wohnung zu verschönern, ihn monatelang bedrängt hatte, die Stelle im Badezimmer zwischen Waschbecken und Wand auszukacheln. Er selbst war nie dazu gekommen, und sie hatte schließlich jemanden beauftragen müssen. Sie meinte, daß dort schmutziges Wasser hineinsickerte und Keime entstünden. Davon konnte er Ferrini nichts erzählen, so sehr hätte er sich geschämt. Das Ganze war lächerlich, er war kein Detektiv, er war dafür nicht ausgebildet, es war einfach nicht sein Beruf. Das Revier Pitti war ein ruhiger Ort, seine Aufgabe war es, für Ordnung in seinem Viertel zu sorgen, gelegentlich einen Streit unter Nachbarn zu schlichten, Anzeigen von Touristen entgegenzunehmen, denen die Tasche gestohlen worden war, und bei den großen Ausstellungen in der Galerie Pitti für Sicherheit zu sorgen. Wieso stand er verdammt noch mal um ein Uhr nachts hier im Park und holte sich völlig umsonst nasse Füße ?
    Die bleiche Gestalt Peppinas stürzte so plötzlich auf die Lichtung hervor, daß ihm keine Zeit blieb, sich zu rühren. Da er in seiner Reglosigkeit nicht zu erkennen war, prallte die fliehende Person mit voller Wucht gegen ihn, daß es ihm fast den Atem verschlug. Der Wachtmeister wollte schon vorsichtig zupacken, wich dann aber zurück, als sein Gesicht attackiert wurde. Er zögerte, weil er nicht genau wußte, mit wem er eigentlich kämpfte. Peppina hatte den Pelzmantel während der Flucht verloren und stand jetzt halbnackt vor ihm. Frauenbrüste preßten sich gegen seinen dicken Mantel, Frauenfingernägel zerkratzten ihm die Wangen, aber um seine Gurgel schloß sich eine Männerhand, und die Muskeln erwiesen sich als genauso stark, wenn nicht stärker als die seinen. Er begann, mit dem Mann zu kämpfen, hatte sich aber zu spät dazu entschlossen, und sein Zögern hätte ihm wohl das Leben gekostet, wäre Bruno nicht herbeigestürzt und hätte Peppina weggerissen .
    »Gut gemacht!« rief Ferrini, und die anderen beiden kamen näher. Ferrini hatte natürlich eine Taschenlampe dabei. Bruno saß auf der am Boden liegenden Peppina und bemühte sich, ihm die Hände auf den Rücken zu drehen und in Handschellen zu legen. Die anderen halfen ihm, und bald wurde Peppina hochgezogen und zu den abgestellten Autos geführt .
    Der Wachtmeister hatte das Gesicht

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