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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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    Während der ganzen Rückfahrt saß Carla mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen im Taxi, und gelegentlich war der Wachtmeister nicht mehr sicher, ob Carla noch bei Bewußtsein war. Als sie ankamen, bezahlte er sofort, um ihm beim Aussteigen behilflich zu sein .
    Er hielt dem Wachtmeister die Handtasche entgegen .
    »Die Schlüssel… ich traue mich nicht, die Augen aufzumachen, es dreht sich alles… «
    Er fand die Schlüssel, öffnete die Haustür und lief so schnell er konnte die Treppe hinauf, um die Wohnungstür zu öffnen. Carla hielt beide Hände vor den Mund und drängte sich wortlos am Wachtmeister vorbei. Offenbar mit knapper Not erreichte er das Badezimmer. Der Wachtmeister hörte, wie er sich erbrach und dann tief aufstöhnte. Dann wurde der Wasserhahn aufgedreht. Es dauerte einige Minuten, bevor Carla wieder zurückkam .
    »Entschuldigung. «
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Es war tapfer von Ihnen, daß Sie so lange ausgehalten haben.« Er hielt sich in der Nähe der Wohnungstür auf, die noch immer offenstand, und überlegte, ob er Carla allein lassen könne .
    »Muschi! «
    »Was… «
    »Muschi! Sie muß entwischt sein! Mein Gott… Muschi…! «
    »Ich habe sie nicht herauslaufen sehen… «
    »Muschi! «
    Beide waren schon draußen auf der Treppe, als die Haustür aufging, und die Frau, der sie zuvor begegnet waren, mit zwei Einkaufstüten hereinkam .
    Sie stürmten die Stufen hinunter, der Wachtmeister voraus .
    »Die Tür!« rief Carla. »Machen Sie die Tür zu!« Die Frau stand glotzend da, die Tür war noch immer offen. Die kleine schwarze Katze, die sich am Fuß der Treppe versteckt hatte und bis zu diesem Moment nicht zu sehen gewesen war, sprang plötzlich auf und schoß auf die Straße hinaus. Der Wachtmeister lief hinterher und erreichte den Bürgersteig gerade in dem Moment, als der 36er Bus in hohem Tempo vorbeifuhr, die abschüssige Straße hinunter. Keine Bremsen quietschten. Der Fahrer bemerkte nicht einmal das flinke, schwarze kleine Etwas, das vom Hinterrad erwischt und auf den Bürgersteig geschleudert wurde, so daß es fast genau vor den Füßen des Wachtmeisters landete .
    Die Vorderpfoten bewegten sich leicht, als liefe das Tier noch. Ein wenig Blut sickerte aus einem Ohr auf das Pflaster. Dann hörten die schwachen Bewegungen auf. Muschi war tot .
    »Fühlen Sie sich besser? «
    »Es geht langsam. Tut mir leid, daß ich so hysterisch geworden bin.« Er lag zusammengerollt auf dem Sofa, vor ihm stand der Wachtmeister mit einem Glas in der Hand .
    »Aber Muschi war halt… Es gab Zeiten, da war sie meine einzige Freude. Manchmal ist es furchtbar, sich zwingen zu müssen… rauszugehen auf die Straße, die eigene Person zurückzulassen und diese Show zu veranstalten. Manchmal, wenn es mir nicht so gut geht und ich dort draußen stehe… dann denke ich: Muschi hat sich zu Hause irgendwo zusammengerollt, sie wartet auf mich in einer anderen Welt. Sie sorgt dafür, daß meine wahre Welt lebendig bleibt, während ich… Und jetzt, was soll ich tun? Heute nacht kann ich nicht raus, es geht einfach nicht. «
    »Sie sollten zu Hause bleiben und sich erholen. Sie haben zwei furchtbare Schocks erlebt. Gibt es denn niemand, der sich hier um Sie kümmern könnte? «
    »Keine Sorge. Ich werde meine Mutter anrufen, aber erst später.« Obgleich er sich beruhigt hatte, weinte er noch immer. »Ich warte noch eine Weile. Wenn ich sie in dieser Verfassung anrufe, wird sie sich nur Sorgen machen. Die Wirkung der Schlaftablette wird in etwa zehn Minuten einsetzen, und wenn ich ausgeschlafen habe, rufe ich sie an. Sind Sie in Eile? «
    »Nein, nein… «
    »Wenn Sie einfach ein paar Minuten bleiben könnten, bis die Tablette wirkt. Ich mag noch nicht alleine sein. Sie sind ein guter Mensch. «
    »Das ist doch das mindeste, was ich tun kann, nach allem, was ich Ihnen zugemutet habe. «
    »Sobald ich ein bißchen geschlafen und mit meiner Mutter telefoniert habe, wird es schon wieder gehen. «
    Der Wachtmeister stellte das Glas auf den Couchtisch neben eine silberne Obstschale und setzte sich auf eine Sessellehne .
    »Ihre Mutter…« Die Reaktion dieser Signora Luciano konnte er noch immer nicht verstehen. »Ihre Mutter hat nichts… Sie müssen nichts sagen, wenn es Ihnen unangenehm ist, aber wie hat Ihre Mutter denn reagiert… ich meine, der Schock, als sie feststellte… «
    »Daß ich ein Transsexueller bin?« Er wischte sich Augen und Nase ab. »Einen Schock hat es nie

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