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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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dessen fragte er zurück: »Ist er ein Freund von Ihnen? «
    »Nicht richtig – offen gesagt, ich versuche, ihr aus dem Weg zu gehen. Sie ist so sprunghaft, so streitsüchtig. Sie macht mich nervös. Wenn Sie mich fragen, sollte sie sich einen anderen Arzt suchen. «
    »Sie glauben, die Hormonbehandlung… «
    »Genau das vermute ich. Es könnte einfach an ihrer Art liegen, aber an ihrer Stelle würde ich jedenfalls auf andere Tabletten umsteigen. Trotzdem, den Absprung wird sie wohl nie schaffen. Sie ist für dieses Geschäft nicht hart genug. Mimi hat mich angerufen und Bescheid gesagt, daß sie vergangene Nacht verhaftet wurde, und ich hab sofort gesagt: ›Das mußte ihr ja passieren.‹ Ich spüre manchmal bei Menschen, daß sie zu schwach sind, um zu überleben. Verstehen Sie mich? «
    »Glaub schon. «
    »Liegt tatsächlich so viel gegen sie vor? «
    »Leider ja.« Er war versucht, mehr zu erzählen, als er sollte. Carla wußte viel mehr über all diese Menschen, als er je wissen würde. »Er versucht, sich eine Art Alibi zurechtzubasteln. Wir haben die Trattoria angerufen, wo er an dem Abend angeblich gegessen hat, aber niemand kann sich an ihn erinnern. Er ist dort oft gewesen, aber daß er an diesem Abend dort war, will niemand beschwören. Die andere Sache ist« – er wies auf die Fotografie – »dieser Mann namens Nanny. Er sagt, sie seien zusammengewesen, Nanny habe ihn im Park, dort, wo er immer steht, aufgelesen und sei mit ihm zu Lulus Wohnung gefahren. Nanny, sagt er, hatte einen Schlüssel. Halten Sie das für denkbar? «
    »Vielleicht. Ich würde niemandem meinen Wohnungsschlüssel geben, aber Lulu war verrückt, und er war ein Stammkunde von ihr. Ich habe gehört, daß er oft in ihrer Wohnung gewesen sein soll, es könnte also möglich sein. Ich glaube – aber das ist nur ein Gerücht, wissen Sie –, daß Lulu ihn als ihren Mann nehmen wollte. Sie hat überall erzählt, daß er schwerreich sei und sie aushalten könne. Ich sage nicht, daß das wahr ist, aber wenn, dann hatte er vielleicht tatsächlich einen Schlüssel. «
    »Sie wollte also aussteigen? «
    »Lulu? Daß ich nicht lache! Manche von uns gehen anschaffen, weil wir, so wie wir sind, keinen anderen Job kriegen, und manche tun es wegen des Geldes, das man dabei verdienen kann, aber Lulu – man soll von den Toten nicht schlecht reden, ich weiß, aber Lulu war eine hundertprozentige Prostituierte. Es hat ihr Spaß gemacht. Sie hätte sich für eine Tasse Kaffee verkauft. Sie war restlos verdorben, und wenn Peppina es wirklich getan hat, dann habe ich Mitleid mit ihr. Sie können sich darauf verlassen, daß sie ihre Gründe hatte, und sie war nicht die einzige, das kann ich Ihnen sagen. Lulu war ein derart ekelhaftes Miststück, daß sie imstande war, einem anderen Menschen einfach aus Spaß etwas Schlechtes anzutun, auch wenn sie selbst nicht davon profitiert hat. «
    »Beispielsweise Ihnen Nanny auszuspannen? «
    »Meinetwegen. Sie wollte mir nur eins auswischen. Sie hat geglaubt, es würde mich treffen, aber es war mir völlig egal. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, er war mir nicht sympathisch, und ich hab ihn gern an sie abgetreten. «
    »Was war mit seinen anderen Kunden? «
    »Wie meinen Sie? «
    »Könnte es einen Kunden geben, den er schlecht behandelt hat und der sich an ihm rächen wollte? «
    »Jede Menge, würd ich sagen. Einen ganz sicher. «
    »Nanny vielleicht? «
    »Nein, ich hab an jemand anders gedacht… Moment, das könnte für mich sein…« Auf der Straße unten wurde gehupt. Carla zog den Vorhang beiseite und sah hinunter .
    »Da wartet ein Taxi. «
    »Auf mich.« Daß er sich entschieden hatte, mit einem Taxi zu Carla zu fahren, lag zum Teil an seiner Abneigung, Carla vor aller Augen in einem Polizeiauto abzutransportieren, zum Teil an der ähnlichen, jedoch unbewußten Abneigung, dabei gesehen zu werden, wie Carla in seinen eigenen Wagen einstieg. Die Uhr lief natürlich weiter, aber Taxis hatten keine Trennscheibe und die Fahrer keine Hemmungen, bei Gesprächen mitzuhören .
    »Keine Sorge«, sagte er, »das Taxi kann warten. Erzählen Sie mir von diesem Kunden. «
    »Ich kann Ihnen nicht viel erzählen außer, daß er aus Mailand kam und ziemlich regelmäßig hier aufkreuzte. Vielleicht war er irgendeine Art Vertreter. Ich weiß natürlich nicht einmal seinen Namen, aber Lulu wußte ihn. Sie hat es herausgefunden. «
    »Wie denn? «
    »Sie hat mal seinen Ausweis gestohlen, nachdem er sich entkleidet hatte.

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