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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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wer, Ferrini in der allerersten Nacht angebrüllt hatte: »Wenn eine Nonne ermordet wird, brecht Ihr dann auch um drei Uhr nachts in das Kloster ein und schafft die anderen Nonnen her, um sie zu verhören? «
    Er war damals zu verlegen und zu abgelenkt gewesen, um das in sich aufzunehmen, doch jetzt stiegen die Worte wieder in ihm auf, und er sagte nein .
    Ferrini sah ihn an, wartete auf eine Entscheidung. Bis jetzt hatte er einfach stur weitergemacht, ohne zu denken, ohne zu hoffen, ohne zu reagieren, weil er nicht wußte, was er sonst hätte tun sollen. Doch jetzt verlor er, müde und verärgert, vor allem über sich selbst, ganz plötzlich seinen Schwung. Es war gegen jede Polizistenregel. Wenn man hundert Personen zu befragen hat, dann befragt man hundert Personen und gibt nicht nach der neunundneunzigsten auf. Die Wahrscheinlichkeit, daß die erste Person einem das Gesuchte liefert, ist nicht größer oder geringer als bei der letzten. Es gab keinen Grund, bei Nummer zehn optimistischer zu sein als bei Nummer neunzig. Es bedeutete gar nichts. Er war einfach müde, basta. Und Ferrini war krank. Er sah zum Fenster hinaus. Noch immer regnete es .
    »Es soll einen Wetterumschwung geben«, meinte Ferrini, als er seinen Blick bemerkte, »und schlechter kann’s ja wohl kaum werden. «
    »Hmhm… «
    »Sie sehen so aus, wie ich mich fühle. Nach einem Haufen Aspirin darf man keinen Kaffee trinken, oder? «
    »Nein. «
    »Schade. Könnte einen gebrauchen. Wenn ich im Auto einschlafe, stoßen Sie mich an. Wissen Sie was? Ich entwickle einen ziemlichen Haß auf unseren Freund Nanny .
    Ist Ihnen klar, wenn er sich auf diesem Foto nicht als Frau verkleidet hätte« – wütend stieß er mit dem Finger darauf –, »daß wir dann die beiden anderen herausschneiden und das Foto auf die Titelseiten der Zeitungen knallen könnten. DIESE PERSON WIRD GEBETEN, SICH BEI DER POLIZEI ZU MELDEN .
    »Er würde sich nicht melden. «
    »Nein, aber ich hätte mich besser gefühlt. Also, gehen wir?« Er stand auf und knöpfte seinen Regenmantel zu .
    »Nein, Sie würden sich nicht besser fühlen.« Der Wachtmeister sah auf das Foto. Das stümperhaft geschminkte Gesicht des Mannes, Carlas benommener, leicht angesäuselter Blick, Lulus betörendes Lächeln. »Denken Sie an die Frau, an das Kind… «
    »Ich weiß. Ich wollte einfach nur Dampf ablassen. Ich würde niemandem so etwas antun, besonders dem Kind nicht. Ich hab ja selbst drei. Stellen Sie sich vor, so etwas über den eigenen Vater herauszufinden.« Er hatte eine Zigarette angezündet, aber vielleicht wegen seiner Grippe oder der Aspirintabletten verzog er das Gesicht und drückte sie in dem Aschenbecher aus, den der Wachtmeister zu Beginn ihrer gemeinsamen Arbeit aufgetrieben hatte. Der Wachtmeister rührte sich noch immer nicht vom Fleck .
    »Und unsere Labortechniker?… Könnten die das Foto nicht bearbeiten? Ich meine, das Gesicht ein bißchen säubern und ihm die Schultern eines ganz gewöhnlich gekleideten anderen Mannes verpassen? «
    »Kein Problem. Trotzdem würde er sich nicht melden. Selbst wenn wir nur von einem Zeugen reden – und hundertprozentig sicher können wir da nicht sein, obwohl er, verglichen mit unserem verunglückten Freund aus Mailand, nicht besonders tatverdächtig aussieht – ein verheirateter Mann würde niemals riskieren, in einem solchen Fall als Zeuge auszusagen. Würde sein Leben ruinieren. Und denken Sie an das Risiko. Solange Peppina sitzt, wird er sich überall sicher fühlen. Wenn er aber sein Foto in der Zeitung sieht, wie retuschiert und unter welchem Vorwand auch immer, dann wird er sich garantiert aus dem Staub machen. «
    »Ja. Ich habe nicht an die Presse gedacht. Nur daran, die Carabinieri-Stationen in der ganzen Toskana zu informieren… «
    »Das wäre ein Gedanke… oder man könnte ihn in das Fahndungsbuch aufnehmen, für alle Fälle, dann hätte man ganz Italien. Das wäre wirklich ein Gedanke. Dauert aber. Die Ausgabe für diesen Monat haben wir schon verpaßt. «
    Der Wachtmeister zuckte mit den Schultern. »Wir machen jedenfalls beides. Schicken die Anzeige an alle Posten in der Toskana und nehmen ihn in das Fahndungsbuch auf .
    »Wollen Sie’s machen, oder soll ich? «
    Der Wachtmeister runzelte die Stirn und zögerte, bevor er antwortete: »Sie. «
    Nachdem Ferrini gegangen war, blieb er noch sitzen, versuchte sich an etwas zu erinnern. Das Fahndungsbuch hatte, aus einem unersichtlichen Grund, eine schmerzliche Assoziation

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