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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Andeutung des Wachtmeisters, daß eine andere Frau im Spiel sein könne, hatte sie erwidert: »Überhaupt nicht. Für derlei Geschichten hat er nie etwas übrig gehabt. Dafür ist er nicht der Typ.« Und sie war ganz sicher gewesen, ihre Sicherheit hatte jedenfalls überzeugend gewirkt. Und das wußte sie .
    Er blieb nicht lange in dem verschlafenen kleinen Carabinieri-Posten, nur lange genug für einen Höflichkeitsbesuch und um die Adresse der Fabrik zu erfahren. Als der Chef des Postens ihm anbot, ihn zu begleiten, sagte er: »Ich geh lieber alleine. Ich möchte, daß es möglichst beiläufig aussieht. «
    »Sie meinen wirklich…? «
    »Ich weiß es nicht. «
    »Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich meine, er ist doch so ein ehrbarer Mensch… «
    Es war eine neue Fabrik. Mehrere Gebäude, teils aus Ziegelsteinen, teils aus Beton, alles Schandflecken in einem nach wie vor agrarisch geprägten Dorf. Die grüngestrichenen Eisentore der Silberfabrik waren offen. Ein Lieferwagen und ein kleines Auto standen auf dem geschotterten Parkplatz in der Nähe des Eingangs. Es war ein kleines Gebäude ohne Pförtnerloge. Der Mann, der ihn bemerkte und fragte, was er wolle, war offensichtlich ein Arbeiter. Er ließ den Wachtmeister in einem Raum warten, der offenbar als Ausstellungssalon diente: Regale über Regale, vollgestellt mit teurem Silberschnickschnack, wie man ihn zu Hochzeiten verschenkte .
    »Kann ich Ihnen helfen? «
    Er drehte sich um und sah eine blonde junge Frau, die, wie er sich sagte, bestimmt die Schwiegertochter war. Sie trug teure Kleider und war sorgfältig geschminkt, aber in dem Bruchteil der Sekunde, bevor sie ihm ein professionelles Lächeln schenkte und wieder sprach, sah der Wachtmeister ein Gesicht vor sich, das unglücklich war, sehr unglücklich, aber nicht erschrocken .
    »Sie wollen mit meinem Mann sprechen? «
    »Ist er hier? «
    »Leider nein. Kann ich Ihnen helfen?… Es ist doch nichts passiert, oder? Es hat doch keinen… «
    »Nein, nein, keine Sorge. «
    »Ich dachte plötzlich… ein Verkehrsunfall… «
    »Nein. Sie brauchen nicht zu erschrecken.« Wenngleich… Er und der Chef des nahe gelegenen kleinen Carabinieri-Postens hatten sich eine Geschichte von einem Taschendieb ausgedacht, aber ein Verkehrsunfall würde es auch tun. »Es hat tatsächlich einen Verkehrsunfall gegeben, in den Ihr Mann aber nicht unmittelbar verwickelt war. Ich hatte gehofft, er könnte sich als Zeuge zur Verfügung stellen. «
    »Er hat nie davon gesprochen, daß er einen Unfall gesehen hat. Wo ist es denn passiert? «
    »Tja, es könnte natürlich ein Irrtum vorliegen.« Vielleicht hätte er bei dem Taschendiebstahl bleiben sollen .
    »Jemand hat sich die Nummer eines vorbeifahrenden Autos notiert, aber Sie wissen ja, wie das so ist. Man merkt sich die Nummer nicht genau, oder es stellt sich heraus, daß das Auto eine andere Farbe hatte… «
    Ohne zu zögern, nannte sie ihm die Nummer des stahlgrauen Mercedes ihres Mannes. Während er ihre Angabe notierte, sagte sie: »Komisch, daß er nichts davon erwähnt hat. «
    »Vielleicht hat er es vergessen… oder… Könnte er jemandem in der Familie davon erzählt haben, als Sie zufällig nicht dabei waren? Schließlich gab es keinen Grund, anders als nur beiläufig darüber zu sprechen. Er war in die Sache ja nicht verwickelt. «
    »Es könnte sein, daß er seiner Mutter etwas erzählt hat… «
    »Könnte ich dann wohl mit ihr sprechen… es sei denn, Sie erwarten Ihren Mann gleich zurück, dann möchte ich nicht… «
    »Nein. Er wollte sich zum Mittagessen mit unserem Agenten treffen, und anschließend haben sie eine Besprechung… es ist doch nicht etwa dort passiert, in der Via Baracca? Diese Straße ist wirklich furchtbar. Ich weiß, daß Carlo immer eine Abkürzung durch den Park nimmt, um das Schlimmste zu vermeiden. «
    »Es ist in dieser Gegend passiert, ja. «
    »Dann bin ich nicht überrascht. Ich fahre selbst nicht gerne dorthin. Also, wenn Sie wollen, können Sie mit meiner Schwiegermutter sprechen, aber wenn Sie nichts dagegen haben, wird Sie jemand anders zu ihrem Haus bringen … sie ist schon losgegangen, um das Mittagessen zu beaufsichtigen, und ich muß einen Kunden ins Restaurant bringen. Bitte entschuldigen Sie mich! «
    »Selbstverständlich.« Er ließ sie nur allzu gern gehen. Mit der Frau mußte er allein reden .
    Derselbe Mann, der ihn zuerst begrüßt hatte, brachte ihn nach draußen, führte ihn am Gebäude entlang zu dem

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