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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Parks. Dort würde er wenden und die nächste Straße zurückfahren können. Aber bevor er zu der Statue kam, bremste er vorsichtig und setzte nach rechts zurück auf ein von wildem Gebüsch umstandenes holpriges Rasenstück. Er stellte den Motor ab. Er hatte das Heck eines Autos gesehen, das ebenfalls zwischen den Büschen und nicht auf der Straße parkte. Ein großes, stahlgraues Modell. Er stieg aus, ließ die Tür angelehnt, um jedes Geräusch zu vermeiden, und schob sich durch das nasse Dickicht voran. Der Regen dämpfte seine Schritte, und das Halbdunkel des nassen, trüben Nachmittags verbarg ihn gut. Er war inzwischen auf gleicher Höhe mit der Heckklappe des Autos, das von der anderen Straßenseite heruntergefahren war. Ein stahlgrauer Mercedes, das gesuchte Nummernschild, und eine Gestalt in grauem Anzug, die sich über das Lenkrad beugte .
    Eine Weile blieb der Wachtmeister bewegungslos im Regen stehen. Ein toter Carlo Fossi… das würde bedeuten, daß das kleine blonde Mädchen nichts erfahren müßte… Aber Peppina? Was würde aus Peppina werden? Dann zuckte er zusammen. Die zusammengekauerte Gestalt hatte sich bewegt, die Schultern etwas gehoben. Der Wachtmeister trat einen Schritt zurück und versteckte sich noch besser. Wieder bewegten sich die Schultern, und der Kopf flog nach hinten, gegen die Kopfstütze. Die hellblonden, graumelierten Haare waren ein wenig zu lang. Die Gestalt bewegte sich noch etwas, verfiel dann wieder in Starre. Der Wachtmeister wartete, dachte an Peppina, welche Chancen es für ihn gäbe, falls tatsächlich das passierte, was er für möglich hielt .
    Erschrocken sah er, wie die Gestalt hochfuhr. Die Wagentür flog auf und der Mann stieg aus. Er wirkte benommen und bewegte sich unsicher, als hätte er zu lange in steifer Haltung gesessen. Es war zu düster, um von seinem Gesicht mehr zu erkennen, als daß es schmal war. Er ging nach hinten, öffnete den Kofferraum, nahm eine Tasche heraus und entfernte sich. Tür und Kofferraumklappe standen weit offen .
    Der Wachtmeister schlich ratlos hinterher. Vielleicht wollte der Mann zum Fluß hinunter. Vielleicht hatte er die Waffe auch gar nicht dabei. Aber was war mit der Tasche? Am Ende der Büsche, als vor ihm der Platz mit der Statue des Inders auftauchte, mußte er stehenbleiben .
    Hier konnte er sich nicht länger verstecken. Doch der Mann war verschwunden .
    Kein Schrei, kein Aufplatschen war zu hören gewesen, und in der Zeit hätte er auch nie den Fluß erreicht. Wo mochte er stecken – oder stand er einfach hinter dem großen Denkmal? Der Wachtmeister trat aus seinem Versteck und ging auf die Statue des beturbanten Prinzen zu, über dem sich ein pagodenähnliches Dach wölbte. Er ging einmal ringsherum. Eine leere Bank. Nasser Kies, ein Blick auf den angeschwollenen Fluß. Sonst nichts. Dann hörte er von rechts eine Stimme .
    War er das? Hatte er sich mit jemandem verabredet? Der Wachtmeister lief über den Kies, der Stimme entgegen. In der Nähe der Fußgängerbrücke über den Mugnone, der im Sommer ein ausgetrockneter Graben, jetzt aber ein reißendes Wildwasser war, stand ein verfallenes gelbes Gebäude, das früher einmal ein Café gewesen war, aber schon seit Jahren nicht mehr benutzt wurde. Die Stimme, drängend, aber nicht wütend, kam aus dem Innern. Er konnte nicht hören, worum es ging. Das erste Fenster, das er fand, war verrammelt, also ging er zum Vordereingang. Die ganze Zeit dachte er an die Tasche. Die Säge? Lulus blutgetränkte Sachen? Die Eingangstür war ebenfalls verrammelt und die Fassade überall mit zerfetzten Plakaten bedeckt und mit Graffiti besprüht: »In dieser Welt von Dieben und Gaunern haben wir dieses Gebäude…« Eine große handgeschriebene Bekanntmachung, vom Regen zum Teil verwaschen. »Seit 1975 steht dieses Haus leer. Jahre sind vergangen, und die Linkskoalition… «
    Der Wachtmeister erinnerte sich vage an eine Gruppe von selbsternannten Anarchisten, die das Haus besetzt hatten, bis sie nach irgendeinem Konflikt mit der Polizei hinausgeworfen wurden. Irgendwo mußte man doch hineinkommen. Die Stimme verklang und hob in einem anderen Tonfall wieder an – oder war es eine andere Stimme? Sie hatte etwas Manieriertes, Schleppendes, wie die effeminierte Stimme eines Transsexuellen, ohne aber ganz überzeugend zu wirken. Der Wachtmeister schlich zu seinem Auto zurück und rief Ferrini. »Kommen Sie nicht rein. Warten Sie draußen! «
    Er stolperte über klitschnasse Grasbüschel,

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