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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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den seinen auch Ihre Fingerabdrücke finden werden. «
    »Selbstverständlich. Ich habe ja dort gewohnt. «
    »Und Sie haben Peppina mitgenommen. «
    »Nein.« Er kniff die Augen zusammen und sagte dann: »Sie ist von ganz allein gekommen. «
    »Und Sie haben ihn eintreten lassen? «
    »Warum denn nicht? Und sie blieb dort, während ich weggegangen bin. «
    Jetzt ließ es sich kaum noch umgehen .
    »Wo war Lulu? «
    »Sie war dort. Lulu war in der Wohnung. «
    »Und Sie sind weggegangen? Und dann hat Peppina Lulu umgebracht? «
    »So muß es gewesen sein. Peppina haßte sie. «
    »Viele andere Leute auch. «
    »Sie haben sie nicht verstanden. «
    »Aber Sie? «
    »Ich habe sie geliebt. «
    Die Augen im Spiegel glänzten, und um die dünnen Lippen spielte ein Lächeln, das an das Züngeln einer Schlange erinnerte. Mit einer Hand strich er über das Paillettenkleid, von der Schulter bis zur Taille hinunter .
    »Schön…«, flüsterte er, »vollkommen…« Er sprach nicht mehr mit dem Spiegelbild des Wachtmeisters, sondern zu sich selbst, als er wiederholte: »Ich habe sie geliebt. «
    Da wußte der Wachtmeister, daß da nicht der Zeuge vor ihm saß, den er gesucht und endlich gefunden hatte, sondern ein Mörder. Er wußte auch, daß keiner je sehen würde, was er sah: Daß im Zeugenstand nämlich kein Nanny stehen würde, sondern ein angesehener Geschäftsmann namens Carlo Fossi, unterstützt von seiner Mutter und umringt von einem Haufen kostspieliger Verteidiger. Ein angesehener Mann, hereingelegt und verführt und in eine Falle gelockt von einer sozial geächteten Kreatur namens Peppina .
    Sofern er nicht ein Geständnis ablegte. Und Zeit für ein Geständnis war nur hier und jetzt. In gemessenem Tonfall sagte der Wachtmeister: »Aber Lulu hat Sie nicht geliebt. «
    Die Augen waren wieder wach .
    »Das ist gelogen. Sie haben keine Ahnung. Sie kennen Lulu nicht. «
    »Lulu hat weder Sie noch irgend jemand sonst geliebt. Lulu hat nur sich selbst geliebt. Seinen Körper, sein Geld. Haben Sie geglaubt, Sie könnten ohne Geld weitermachen? Sie hatten kein Geld, über das Sie verfügen konnten, nicht wahr? Sie sind bei Lulu eingezogen, aber früher oder später mußte die Wahrheit herauskommen. Daß Sie kein Geld hatten. Das war das Problem, hab ich recht? «
    »Ich habe sie geliebt. Warum hat sie es nicht verstanden? Was war schon Geld verglichen mit dem, was ich ihretwegen aufgegeben hatte. Alles. Ich habe alles aufgegeben. Jahrelang habe ich gearbeitet, mein Geschäft aufgebaut. Ich habe es aufgegeben. Meine Mutter, meine Frau, mein Zuhause… ich habe alles aufgegeben, weil ich sie geliebt habe. Warum hat sie nichts verstanden? Sie hat mir ins Gesicht gelacht. Hat gesagt, ich bin verrückt. Ich hatte ihr mein ganzes Leben zu Füßen gelegt, und sie lachte mich bloß aus. Über ein Jahr hat es gedauert… manchmal ließ sie mich ein, zwei Tage bei sich wohnen, und dann warf sie mich raus. Man mußte sie verstehen. Sie hatte etwas von einem wilden Tier, aber auch das habe ich an ihr geliebt. Alles an ihr habe ich angebetet. Warum hat sie es nicht verstanden? Warum? «
    »Hat er Geld gewollt? «
    »Die Miete. Drei Millionen. Ich hatte nichts mehr – ich hatte alles für sie aufgegeben, aber sie konnte es nicht verstehen. Ich habe viel darüber nachgedacht. Ich dachte: Sie hat nie in ihrem Leben richtige Liebe kennengelernt, deswegen kann sie es nicht verstehen. Ich hab mir gesagt… sei geduldig. Ich war demütig, hab ihr angeboten, daß ich ausziehe, damit sie es sich noch einmal überlegen kann. Ich würde ihr ja fehlen, verstehen Sie? Wenn ich es schaffen würde, lange genug von Lulu wegzubleiben, würde sie es begreifen. Nein! Oh, nein!« Das war wieder Lulus Stimme. »Nein, nein, du schmieriger Penner! So haben wir nicht gewettet! Ich hab mir nicht zwei Wochen lang dein Gejammere und Geflenne angehört, damit du hier die Fliege machst, ohne eine Lira auszuspucken! Du gehst jetzt hübsch brav zur Bank, und wenn du glaubst, daß du nach Hause schleichen kannst zu deiner Frau, dieser blöden Kuh, dann überleg’s dir gut! Nach dem netten kleinen Päckchen, das ich ihnen geschickt habe, werden Sie dich nicht reinlassen!« Er brach in schallendes Gelächter aus, lachte immer weiter und immer weiter, bis zur Erschöpfung. Dann ließ er mit einem leisen Schluchzer den Kopf nach vorn fallen. Im Spiegel sah man, daß er oben schon etwas kahl war. Der Wachtmeister wartete, wollte ihn nicht unterbrechen, bis er die Augen

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