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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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langsam wieder hob und ihre Blicke sich trafen .
    »Ich mußte Geduld haben. Ich mußte mir Klarheit verschaffen. Sie wollte, daß ich meinen Betrieb verkaufe, sie wollte alles. Ich konnte es nicht… so einfach ging das nicht… ich hätte es getan, ich hätte ihr alles Geld in der Welt geschenkt, wenn ich damit hätte ungeschehen machen können, was sie mir angetan hat. Aber es war zu spät. «
    »Die Sache mit Ihrem Ausweis? «
    »Nicht nur das. Der war verschwunden, aber es fehlte auch ein Foto von mir… ein Foto… und ein Brief, in dem sie alles detailliert beschrieben hatte… sie hat’s mir erzählt. Hat mir erzählt, was drin stand und daß sie ihn an meine… «
    »An Ihre Mutter geschickt hat? «
    Er schüttelte den Kopf und verbarg das Gesicht in den Händen .
    Und dabei war der Wachtmeister so sicher gewesen, daß seine Frau… Langsam drehte sich die Gestalt vor dem Spiegel um. Das verschmierte und hagere Gesicht sah in dem harten Licht der Taschenlampe wie ein angestrahlter Totenkopf aus. Die Lippen bewegten sich kaum, als er flüsterte: »An meine kleine Tochter. «
    Dann weinte er. Die Hände hingen schlaff zwischen den Schenkeln .
    Der Wachtmeister beschloß zu warten, bis die Krise vorüber war, und musterte währenddessen den Raum, ohne sich dabei zu bewegen, so gut es ihm jedenfalls möglich war. Die einzige Tür befand sich hinter ihm, wenn er auch kaum befürchtete, daß die Gestalt vor ihm einen Fluchtversuch unternehmen würde. Sein Blick fiel schließlich auf das Gesuchte. An einem Tischbein lag die Tasche, darüber Carlo Fossis Anzug. Obendrauf lag die Pistole .
    Das Schluchzen verebbte allmählich. Die steifen Hände legten sich umeinander, rieben und kratzten sich .
    »Ich muß mich waschen. Ich muß die Hände waschen. «
    »Nicht hier. Hier gibt es… «
    »Sie hat mich immer ausgelacht. Sie hat gesagt ›Willst du die Schuld abwaschen?‹, besonders dann, wenn ich im Begriff war, wieder nach Hause zu fahren. Ich habe einfach das Bedürfnis…« Er hatte sich die Hände blutig gekratzt, hörte aber nicht auf. »Ein Bedürfnis… es tut doch niemandem weh, stimmt’s? «
    »Nein. «
    »Sie hat mich immer verspottet. Ich mußte sie vernichten, verstehen Sie, wie man einen Hund vernichten muß, der Krätze hat, selbst wenn man ihn liebt. Man muß es einfach tun. Aber ich mußte sehr vorsichtig sein. Ein Kind kann schließlich vergessen, glauben Sie nicht? Hauptsache war, sie sollte nicht in dem Wissen aufwachsen, daß ihr Vater ein Mörder ist. Ich habe lange nachgedacht. Lulu bildete sich ein, daß ich meinen Betrieb verkaufen wollte, aber das stimmte nicht. Ich habe nachgedacht. Ich dachte, wenn ich meiner kleinen Tochter einen Brief schreibe und ihr erkläre… ihr sage, daß das alles Lügen sind und daß diese Lügen mich in den Selbstmord getrieben haben… sie hätte vielleicht Mitleid mit mir gehabt. Sie hätte mir vielleicht geglaubt, nicht wahr? «
    »Vielleicht. «
    »Sie ist so verletzlich, so unschuldig…« Zur Erleichterung des Wachtmeisters hörte er auf, seine Hände zu kratzen, und langte hinunter nach seinen Sachen .
    Der Wachtmeister erstarrte, griff aber nicht ein. Die Waffe fiel zu Boden, doch Nanny schien es nicht zu bemerken. Er suchte in der Jackentasche, drehte sich dann wieder um und hielt ihm ein Foto seiner blonden Tochter hin .
    »Sehen Sie! «
    »Sie ist sehr hübsch. «
    »Haben Sie Kinder? «
    »Zwei Jungen. «
    »Dann verstehen Sie…« Er nahm das Foto wieder an sich, balancierte es auf dem Knie und schaute es an, während er sprach .
    »Meine Pistole war in der Fabrik, wissen Sie, also konnte ich nicht… Ich hab an den Arno gedacht, sogar an den Glockenturm. Aber ich wußte, daß ich nicht den Mut haben würde. Vielleicht hätte ich nicht mal mit der Waffe den Mut gehabt, ich weiß es nicht. Also dachte ich, am besten wäre es, zuerst Lulu zu töten, dann würde es mir bessergehen, und dann könnte ich überlegen, was ich tun sollte. Später habe ich an Peppina gedacht. «
    »Wieso Peppina? Was hatte sie Ihnen denn getan? «
    »Nichts. Sie ist mir von denen allen einfach zuerst eingefallen.« Er schien sich über die Frage zu wundern. Sein Blick war noch immer auf das Foto gerichtet, auf den reinen, unumstößlichen Grund für seine Tat .
    »Die Hauptsache war, Lulu zu vernichten. Ich entschied mich für die Nacht vor ihrer Abreise nach Spanien. So würde niemand sie vermissen, und zwar für lange Zeit, und sowieso war es ein guter Vorwand, finden Sie

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