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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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nicht? Unsere letzte gemeinsame Mahlzeit…« Er runzelte die Stirn. »Ich wollte es ohne Schlaftabletten tun. Sie sollte wach sein, verstehen Sie. Sie sollte wissen, was ich tat, sie sollte büßen. Ich wollte, daß sie es verstand… Aber ich konnte kein Risiko eingehen. Lulu war stark und kämpfte wie eine Wildkatze, und so… Selbst als ich sie ins Bad schaffte und mit dem Nudelholz auf ihren Kopf schlug, dachte ich, der Schmerz würde sie aufwecken und dann… Aber nichts passierte. Immer wieder schlug ich auf sie ein, aber sie wachte nicht auf. Sie war tot, und es war mir nicht gelungen, ihr klarzumachen, was sie Böses getan hatte. Trotzdem ging es mir besser. Ich fühlte mich erleichtert…« Sacht strich er über das kleine Gesicht auf dem Foto .
    »Was haben Sie dann getan? «
    »Ich habe die Wanne vollaufen lassen. Mußte ich tun, denn sonst wäre der Körper starr geworden, und ich hatte ja noch einiges mit ihm vor. Nachdem ich mir draußen irgendwo ein Alibi verschafft hätte. Ich ließ heißes Wasser einlaufen. Dann wusch ich mich in der Küche. Ich mußte die Hände waschen. Ich zog mich um, ließ meine Sachen im Bad liegen und ging dann aus der Wohnung. «
    »Und Sie kamen mit Peppina wieder zurück, damit man Peppinas Fingerabdrücke in der Wohnung finden würde? «
    »Ja, und ich habe ihr ein paar von Lulus Reiseschecks geschenkt. Ich sagte, Lulu ist nach Spanien gegangen und hat sie vergessen. Den Koffer hatte ich versteckt, daran hatte ich schon gedacht. Die Reiseschecks sind mir erst eingefallen, als Peppina bei einem Drink erzählte, daß sie Geld spare, um ein Geschäft aufmachen zu können. Es war dumm von ihr, die Schecks zu nehmen, nicht wahr? «
    »Ja. «
    »Aber für mich war es günstig. Bevor wir gingen, war sie übrigens auch im Schlafzimmer, um sich die Nase zu pudern, Sie werden also auch dort ihre Fingerabdrücke finden. «
    »Und Sie waren derweil im Bad? «
    »Das ganze Wasser war rot. Ich hab zu ihr gesagt: ›Ich muß Peppina loswerden, aber ich werde zurückkommen, Lulu.‹ Ich war ganz ruhig in diesem Moment, deswegen habe ich nicht gebrüllt, sondern einfach gesagt: ›Ich komme zurück.‹ «
    Schweigend starrte er auf das Foto, und auf seinem Gesicht lag ein anderer, weicherer Ausdruck, als erinnere er sich eines vor langer Zeit gestorbenen Kindes und nicht eines lebenden .
    Auch der Wachtmeister erinnerte sich. Er erinnerte sich an ein kleines Mädchen, das ihn fasziniert hatte, weil sie beim Anblick eines unglücklichen Kindes, das geweint hatte, weil es keine rosa Schultasche bekam, einen Moment lang die gleiche Mischung aus schlechtem Gewissen und Befriedigung empfunden hatten .
    »Warum sind Sie zurückgegangen?« fragte er. »Warum? Wenn Sie die Absicht hatten, sich das Leben zu nehmen, warum haben Sie dann… weitergemacht? «
    Der Mann sah noch immer zu Boden. »Sie hatte meine Augen, wissen Sie. Ich wollte nie heiraten… meine Mutter… Sie hatte meine Augen, aber ihr Haar war fast so weiß wie das ihrer Mutter. Ich habe sie nie berührt. Diese Hände… Ich habe sie kein einziges Mal berührt, habe sie immer nur angesehen. Ich konnte nicht, verstehen Sie? Und sie sagte immer: ›Spiel mit mir, Papi, warum spielst du nicht mir mir?‹ Dann habe ich geantwortet: ›Papis spielen nicht, sie müssen arbeiten‹ – weil ich sie mit diesen Händen nicht berühren wollte. ›Ich werd dir ein Geschenk kaufen‹, habe ich dann gesagt. ›Erzähl mir, was dir am allermeisten Freude machen würde.‹ Immer wieder habe ich sie gefragt: ›Erzähl mir, was du am liebsten haben möchtest‹, und sie… sie hat dann lange überlegt und sich am Ende, ganz ernst, immer irgendeine Kleinigkeit gewünscht. ›Ich wünsch mir einen neuen Buntstift mit rosa und weißen Streifen.‹ Und dann hat sie mich angeguckt, um zu sehen, ob ich damit zufrieden war. Wissen Sie, im Grunde wollte sie gar nichts geschenkt bekommen. Sie mußte sich etwas ausdenken, mit ihrem kindlichen Verstand hatte sie erkannt, daß ich es war, der etwas brauchte. Und sie war so unbefangen, daß ihr nie eingefallen wäre, diese Situation auszunützen. Ich hatte kein Recht, in der Nähe eines so unschuldigen Wesens zu sein, das weiß ich. Das habe ich immer gewußt. Ich habe immer befürchtet, sie eines Tages nicht einmal mehr anschauen zu dürfen, wie ich es immer tat, wenn sie schlief. Jeder hätte das Recht gehabt, sie mir wegzunehmen – aber nicht, sie zu beflecken, nicht, sie zu besudeln!« Die Hände, die das

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