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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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war und bei dessen Anfertigung Klebstoff eine ähnlich große Rolle gespielt hatte wie das Klebeband bei der Verpackung. Er fand auch einen Briefumschlag, dem er eine bunte Geburtstagskarte entnahm. Auf ihr stand: »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Totò. «
    Zum ersten Mal seit Tagen lächelte er .
    »Hat er das selbst gemacht? Für mich? «
    »In der Schule. Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange er dafür gebraucht hat, er ist so ungeschickt mit den Händen. «
    »Genau wie ich. «
    »Er hatte große Sorge, er würde es nicht rechtzeitig hinbekommen. Mit dem Klebstoff ist er ein bißchen großzügig umgegangen. «
    »Ja. «
    »Von mir bekommst du auch eine Kleinigkeit und von Giovanni auch, aber das kann bis morgen warten, wenn du ausgeruht bist. Laß uns schlafen gehen. «
    Als sie dann schließlich das Licht ausmachten und nebeneinander lagen, spürte sie, daß er noch wach war .
    »Kannst du nicht einschlafen? «
    »Doch, doch. Ich hab nur nachgedacht… «
    »Verschieb das Denken auf morgen. Du bist fix und fertig. «
    »Ja, aber… Die ganze Zeit… «
    »Was denn? «
    »Die ganze Zeit… hat Totò an dem Geschenk für mich gebastelt… «
    »Seit das Schuljahr angefangen hat. «
    »Und ich habe gedacht, ich habe wirklich gedacht, als er mich an diesem Tag attackierte, daß er mich haßt. Du hättest nur sein Gesicht sehen sollen… «
    »Salva! Er ist doch noch ein Kind! Er liebt dich… wenn überhaupt, dann hat er dich viel lieber als mich, auch wenn Giovanni sehr viel mehr von dir hat… Es ist komisch. Er hat so heftig reagiert, weil er dich liebt. Er war so durcheinander, und Kinder können zwischen Liebe und Haß nicht immer unterscheiden. «
    »Erwachsene vielleicht auch nicht… Und die ganze Zeit hat er an diesem Ablagekasten gebastelt. «
    »Ja sicher. «
    »Ich werde die Menschen nie verstehen. Du… Teresa, ich hätte dich mit Signora Luciano sprechen lassen sollen. «
    »Hätte ich auch gemacht, wenn du mich gelassen hättest. Muß ein schlimmer Schock für sie gewesen sein. «
    »Ja. Vielleicht hat sie das alles gar nicht so gemeint. «
    »Was hat sie denn gesagt? «
    »Das ist doch jetzt egal. Du rufst sie an, ja? «
    »Gleich morgen. Aber der Junge… Mit dem Jungen solltest du sprechen, Salva. Man muß doch etwas tun können. «
    »Ich werd’s versuchen. «
    Sie hatte natürlich recht. Der Junge war verängstigt zu ihm gekommen, und er hatte ihn weggeschickt. Er hatte alles falsch gemacht, ungeschickt wie immer… dieser ganze Klebstoff… Er hatte ungeschickte Hände, und die Leute lachten über ihn, wenn er seine Hände durch den Schalter stecken wollte, aber sie waren zu groß. Die Katze streckte sich ihm schnurrend entgegen, aber er war viel zu ungeschickt, um ihr helfen zu können. Er hatte so viel Klebstoff verwendet wie nur möglich, aber wo kam jetzt dieser Klebstoff her? Er schlief vermutlich ein, das war es. Er würde es morgen noch einmal versuchen müssen .
    »Haben Sie die Mutter gesehen?« fragte Ferrini .
    »Gerade so lange, daß sie mir einen bösen Blick zuwerfen konnte. Sie sprach mit dem Staatsanwalt. «
    »Seine Frau war nicht dabei? «
    »Nein. Sie hat zusammen mit ihrer Tochter die erstbeste Maschine nach Finnland genommen. «
    »Kann ich ihr nicht verdenken. Tja…« Ferrini schob seinen Stuhl zurück und zündete sich eine Zigarette an .
    »Das war’s dann wohl. Ein brillant aufgeklärter Fall, geradezu lehrbuchmäßig. Diesen Eindruck wird zumindest der Untersuchungsrichter gewinnen, sobald wir ihm dieses tolle Drehbuch vorgelegt haben. «
    Ferrini und der Wachtmeister, die in einem Dienstzimmer im Borgo Ognissanti saßen, hatten wieder einmal bis spät in die Nacht hinein gearbeitet, um ihren Bericht fertigzustellen. Der Wachtmeister beugte sich mit düsterem Gesicht über den Papierberg .
    »Sie könnten ein wenig freundlicher gucken. Wir haben gute Arbeit geleistet. «
    »Entschuldigen Sie. Es ist diese Sache mit Peppina. «
    »Ach, kommen Sie! Schlimmstenfalls wird er wegen Hehlerei belangt. Er wird mit einer leichten Strafe davonkommen. «
    »Ich weiß… aber er hatte doch vor, auszusteigen, mit der Prostitution aufzuhören, und jetzt… «
    »Hören Sie, Herr Wachtmeister, ich möchte keine unpassende Bemerkung machen, aber ich finde, Sie sollten diesen Typen nicht allzu großen Glauben schenken. Sie erzählen einem immer herzzerreißende Geschichten und sagen, daß sie aussteigen wollen, aber glauben Sie mir, keiner tut’s, höchstens einer von

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