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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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dann plötzlich aufsprang, und Bruno hatte die herausragende Hand mit den rotlackierten Fingernägeln gesehen .
    Es war schon dunkel, als sie zurückkehrten. Bruno plapperte noch immer aufgeregt, ohne auch nur einen Gedanken an die zwei versäumten Mahlzeiten zu verschwenden. Der Magen des Wachtmeisters knurrte, aber er knipste das Licht in seinem Dienstzimmer an und rief seinen Vorgesetzten an, der in Borgo Ognissanti auf der anderen Arnoseite gerade beim Abendessen saß .
    »Herr Hauptmann… Ach so, Sie haben’s schon gehört… Ja, eine junge Frau. Keine Kleidungsstücke, keine Papiere… Hat der geschriebene Bericht bis morgen Zeit oder… Vielen Dank… Nein, soweit ich weiß, wird in meinem Viertel niemand vermißt. «
    Und damit hatte es sich. Er ging in seine Wohnung. Die Jungen lagen schon im Bett. Teresa war in der Küche und wusch ab .
    »Ich habe dir noch etwas aufgehoben, du hast doch bestimmt keine Zeit gehabt, was zu essen. Di Nuccio hat gesagt… «
    »Ich muß mich duschen. «
    »Also, es müßte noch reichlich heißes Wasser da sein. Die Jungen haben schon vor dem Essen geduscht. «
    Als er zurückkam, trug er Pyjama und Morgenmantel .
    Teresa wartete, um zu sehen, ob er ihr erzählen würde, was passiert war, doch er saß am Küchentisch und schaufelte schweigend den Risotto in sich hinein .
    »Es schmeckt bestimmt nicht mehr so gut. Wenn ich gewußt hätte, daß du so spät kommst, hätte ich nicht Risotto gemacht. «
    Schweigen. Erst nach einer Weile überwand er sich zu der Feststellung: »Ach was. Mir schmeckt’s. Ist noch ein Stück Brot da? «
    Sie war nicht so dumm, die Dinge zu forcieren. Das meiste erzählte er ihr ohnehin früher oder später. Und sie wollte sowieso etwas loswerden .
    »Hoffentlich wird es morgen abend nicht auch so spät bei dir. Um halb sieben ist Elternabend. Was meinst du, wirst du dich freimachen können? «
    Er schenkte sich ein halbes Glas Wein ein. »Du kannst doch gehen, oder? «
    »Natürlich, aber die Sache ist die: Totòs Klassenlehrerin hat heute mittag angerufen. Sie will unbedingt mit uns beiden sprechen. «
    »Weshalb? Stimmt was nicht? «
    »Sie wollte am Telefon nicht darüber reden, aber du weißt ja, Totò hat immer mehr Schwierigkeiten als Giovanni. Jedenfalls, wenn es ihr so wichtig war, mich extra anzurufen, dann finde ich, daß wir uns die Mühe machen sollten. Wenn du natürlich nicht wegkannst, weil du etwas Besonderes vorhast… «
    »Nein, nein. Ich kann mich für eine Stunde von Lorenzini vertreten lassen. «
    Und damit mußte sie sich zufriedengeben .
    Erst als sie im Bett lagen und sie das Licht ausgeschaltet hatte, meinte er: »Ich habe mich nach dem jungen Luciano umgehört – wie heißt er gleich… «
    »Enrico. «
    »Hm. Er hat noch keinen Ärger mit der Polizei gehabt. «
    »Na, immerhin etwas. Ich könnte morgen seine Mutter anrufen und ihr Bescheid sagen. «
    »Warte bis zum Abend. Ich wollte noch in den Krankenhäusern nachfragen, hatte aber bisher keine Zeit. Wie war doch seine letzte Anschrift, was haben sie gesagt? «
    »Ich weiß nicht mehr genau, aber es ist irgendwo in der Gegend um Santa Croce. Ich habe es auf den Notizblock neben dem Telefon geschrieben. «
    »Ich könnte ja mal vorbeischauen… «
    Er war noch immer überzeugt, daß der Junge einfach genug von seiner Familie hatte, aber die Ereignisse des Tages hatten ihm klargemacht, daß die alptraumhaften Ängste, die sich jeder irgendwann um seine Kinder macht, manchmal wahr werden. Schließlich waren die drei Leichenteile, die jetzt in einem Kühlfach des Gerichtsmedizinischen Instituts lagen, einmal die Tochter von irgend jemand gewesen .
    Tags darauf war ebenso schönes und klares, sonniges Wetter. Wenn es nicht bald regnete, würde es zu Wassermangel kommen. Damit rechnete man ohnehin schon nach einem so langen trockenen Sommer. Ideale Bedingungen für die Winzer, die ihre Ernte eingebracht hatten und bereits von einem erstklassigen Jahrgang sprachen. Gegen Monatsende würde es gewiß zu einem Wetterumschwung kommen. Der Wachtmeister würde den schönen Nachmittag jedenfalls genießen und hinüber nach Santa Croce gehen. Die Adresse des jungen Luciano steckte in seiner Brusttasche. Falls er ihn dort antraf, würde er sich kurz mit ihm unterhalten, ihm vorschlagen, seiner Mutter Bescheid zu sagen, daß mit ihm alles in Ordnung sei. Mehr wäre wohl nicht nötig .
    Das Viertel um Santa Croce kannte er nicht besonders gut. Es lag auf der anderen Arnoseite und

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