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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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Haut wirkte ein wenigfeucht. Sie saß mit einer Flasche Wasser an einem Picknick-Tisch und betrachtete die Kathedrale, die weithin sichtbar aus
     der Stadt und ihren Vorstädten herausragte. Sie hob fragend die Augenbrauen.
    »Hungrig?«
    »Mein Körper schreit:
Nahrung!
Aber erst nach der Lovely Street.«
    Dort würden sich vielleicht die Theorien bestätigen, die er in Bezug auf zwei ganz einfache Fragen entwickelt hatte.
    Die erste Frage war, warum die Strohpuppe sowohl auf den Leichen der jugendlichen Einbrecher als auch auf der eines russischen
     Ingenieurs gelegen hatte.
    Und die zweite Frage lautete, wer sie dort hingelegt hatte.

Freitagabend
    »Da sind sie ja. Die Wittris-Zähne.« Sal saß am Steuer, und der Vectra schoss auf die gelben Wohnblocks zu, die hinter den
     Feldern aufragten. In den Fenstern spiegelte sich die untergehende Sonne. In der Polizeidatenbank war nur ein einziger Legsey
     zu finden gewesen. Ein gewisser Daniel »Dad« Legsey, Lovely Street, Wittris. Er war in den fünfziger, sechziger und siebziger
     Jahren mehrfach wegen Körperverletzung und dem Besitz von Diebesgut verurteilt worden. Mit siebenundsechzig hatte er auch
     genau das richtige Alter, um als Paddy Legseys Vater in Frage zu kommen.
    Legseys Telefon war ständig besetzt – aber Fletcher hatte keinen anderen Anhaltspunkt. Violette Abendschatten legten sich
     von beiden Seiten über die Felder und die Drainagegräben am Straßenrand, als würde ein Buch zugeklappt. Sal schaltete die
     Scheinwerfer ein.
    Fletchers letzter Besuch in Wittris hatte ihn auf die wohlhabendere Seite der Stadt geführt, wo Teversham lebte. Heute Abend
     fuhren sie am Stadtrand entlang in die entgegengesetzte Richtung, und die Scheinwerfer beleuchteten halb zerbröckelte Straßenränder.
     Es war noch immer warm, und durchs offene Fenster drang der Geruch von Pflanzen und Rauch, der Körpergeruch einer Stadt in
     den Fens.
    Sie fuhren an der Hereward Pool Hall vorbei, das Licht des Giebelfensters war vom Dunst, der aus den Feldern aufstieg, halb
     verschleiert. Dann ragten unmittelbar vor ihnen die Wittris-Zähne auf, und Sals Navi-Gerät forderte sie auf, nach rechts abzubiegen.
     Sie fuhren in ein kleines Sozialwohnungsgebiet.Niedrige Häuschen aus den sechziger Jahren hinter Maschendrahtzäunen. Einige Türen waren mit Sperrholz verrammelt, andere
     waren mit Kutscherlampen und Steinfigürchen verschönert. Eine Gruppe von Jugendlichen mit dem typischen kantigen Kinn stand
     an aufgemotzte und getunte Autos gelehnt am Straßenrand und sah ihnen nach. Dann bremste Sal und das Navigerät sagte, sie
     hätten ihr Ziel erreicht. Die Lovely Street war eine Lücke in der Häuserreihe, durch die eine asphaltierte Gasse in die Dunkelheit
     führte. Sie hielten und fanden tatsächlich ein an einem Maschendrahtzaun befestigtes Straßenschild.
    Es war eine Sackgasse mit acht quadratischen, mit schmalen Fensterchen versehenen Häusern. Da war ein Architekt mit der Phantasie
     der Nachkriegszeit am Werk gewesen. Die Straße, aus der 1978 ein solches Chaos über die umliegenden Gemeinden hereingebrochen
     war, wirkte heute Abend völlig unauffällig. Auf der einen Straßenseite sah überhaupt nur eins der Häuser bewohnt aus – davor
     brannte, von Mücken umschwirrt, eine Türleuchte, und im Erdgeschoss sickerte Licht hinter Vorhängen hervor. Dies war die gesuchte
     Adresse.
    Sie öffneten ein Gartentor in einer verstaubten Hecke und gingen über einen Trampelpfad. Die Haustür wirkte jedoch frisch
     gestrichen und war mit einem Messingklopfer versehen. Der Klang hallte über die Straße und die Felder.
    Sie warteten. Fletcher spürte, wie die Mücken sein Gesicht umschwirrten, und hörte in der Ferne ein Tier jaulen.
    Die Tür ging auf, so weit es eine Sicherheitskette zuließ. Jemand sagte: »Wer da?«
    Der Mann wirkte noch immer bedrohlich. Stiernackig und mit finsterer Miene studierte er mit sichtbaren Lippenbewegungen die
     Polizeiausweise, die sie ihm durch den Türspalt entgegenstreckten.
    »Sind Sie Mr Daniel Legsey?«, fragte Fletcher.
    Er hob den Kopf und die Augen schillerten im Licht der Türleuchte. »Was wolln Sie?«
    »Mit Daniel Legsey reden, denn ich denke, der ist der Vater von Paddy Legsey.«
    »Was wolln Sie über Paddy wissen?«
    Sal ging ganz dicht an den Türspalt heran, das Haar fiel ihr ins Gesicht: »Wir wollen wissen, was mit ihm passiert ist. Und
     zwar bevor diese verdammten Mücken uns hier auffressen.«
    Der Mann dachte eine

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