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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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gemacht – das kann vor Gericht
     zu Ihren Gunsten gewertet werden. Und wer ist nun also außer uns beiden noch hier?«
    Rundum sah Fletcher nur das riesige Geröllfeld, das sich im Abendlicht dem Horizont entgegenstreckte.
     
    Sal Moresby versuchte noch einmal, mit dem Airwave-Gerät Fletchers Handy zu erreichen. Ohne Erfolg. Sie beschloss, ihm noch
     eine halbe Stunde zu geben, bevor sie anfing, sich Sorgen zu machen.
    Dann benutzte sie das Gerät, um zu überprüfen, ob Alain de Minching eventuell schon polizeilich erfasst war. Es war ein völliger
     Flop, der Computer hatte nichts über Minching.
    Sie schaute auf die Uhr. Eine Viertelstunde. Sie konnte sich eigentlich nicht vorstellen, dass Fletcher jemals in eine Lage
     geraten könnte, mit der er nicht fertig wurde.
     
    Berlitz steckte die Margolin in das lederne Pistolenhalfter unter seinem Arm. Dann zeigte er wie ein Kellner, der dem Gast
     zuvorkommend einen Tisch anweist, auf den aus der Geröllhalde emporwachsenden kleinen Hügel. Sie stapften die Halde hinauf,
     unter ihren Füßen knirschten Betonbrocken. Als sie sich dem Hügel näherten, erkannte Fletcher, dass er künstlich war, eine
     etwa drei Meter hohe Erhebung, die auf den ersten Blick uralt wirkte – sie sah aus wie ein neolithisches Hügelgrab. Dann entdeckte
     er jedoch einen modern wirkenden Spalt in der Seite: der Eingang, mit einem verbogenen Gitter versehen und von Betonsäulen
     flankiert.
    Die Erhebung war also neueren Datums. Vielleicht ein verlassener Luftschutzbunker? Zuerst hielt Fletcher das Ganze für einen
     aufgegebenen Flugplatz, doch dann sah er weiter hinten andere, noch höhere Erhebungen aus dem Pusteblumenfeld ragen.
    »Haben Sie es schon erraten?«, fragte Berlitz, als sie sich dem Hügel näherten. »Als ich klein war, gestattete Ihr Land den
     Amerikanern, an solchen Orten wie diesem hier Cruise Missiles aufzustellen, die auf uns gerichtet waren, und wir hatten unsere
     Raketen, die in eure Richtung zeigten. Aber jetzt sind wir alle gute Freunde, nicht wahr? Wir haben unsere Raketen zerlegt,
     und aus diesem Ort hier ist ein Naturschutzgebiet geworden. Was für ein Happy End.« Sie hatten das Gitter am Eingang der Kuppel
     erreicht. Ein paar Betonstufen führten nach unten. »Weiter begleite ich Sie nicht.«
    Er machte sich auf den Rückweg zum Wagen und ließ Fletcher allein.
    Ein Windstoß trug Rauch heran. Fletcher betrachtete die Kuppel und entdeckte ein immer heller aufflackerndes Feuer im Inneren.
     Dann tauchte jemand am Fuß der Treppe auf und winkte ihn herein.
    Beim Hinabsteigen stellte Fletcher fest, dass die Kuppel in ihrer ganzen Länge von dem Spalt durchschnitten wurde. Die Wände
     aus altem, aber noch nicht rissigem Beton stiegen zu einem Streifen rötlich grauen Himmels empor. In der Mitte brannte ein
     Feuer aus dürrem Holz. Der Spalt wirkte wie ein Kamin, und der Rauch zog steil nach oben ab und verbarg das Gesicht eines
     hinter dem Feuer stehenden Mannes. Flechter erkannte nur den Umriss einer kräftigen Gestalt.
    Der Mann hinter der Rauchsäule sagte: »Sie sind tief in Gedanken versunken, Polizist.«
    »Ich heiße Fletcher.«
    »Ich kenne Ihren Namen.«
    »Olga Breakman hatte vor irgendetwas Angst. Vermutlich vor Ihnen. Wer sind Sie?«
    Ein brennender Zweig knackte, und der Mann sah eine Weile ins Feuer, bevor er antwortete.
    »Sie kennen mich nicht. Ich bin Iwan.«

Dienstagabend
    Die Silhouette des Russen hinter der Rauchfahne des Holzfeuers verharrte vollkommen reglos, nur die Schuhe waren im Schein
     des Feuers zu sehen. Es waren Armeestiefel, die so blank poliert waren, dass die Glut sich darin spiegelte.
    Fletcher sprach zu der dunklen Gestalt.
    »Iwan, ich weiß nicht, was Sie hier wollen, aber Berlitz besitzt eine illegale Pistole. Er ist Ihr Komplize.«
    »Er ist nicht mein Komplize. Er ist mein Dach-Mann.«
    »Ihr was?«
    »So führt man bei uns in Russland Geschäfte. Ich bin Geschäftsmann – und
Kryscha
: ein Dach für die Menschen, die ich schütze und vor Schaden behüte. Probleme gibt es, wenn jemand nicht für seine
Kryscha,
für seinen Schutz zahlt. Dann machen Berlitz und seine Freunde einen Hausbesuch. Sie steigen mit Kettensägen ins oberste Geschoss.
     Sie sägen das Dach ab und werfen es auf die Straße. Berlitz ist der Beste, er singt dabei. Er hat eine unglaubliche Stimme.
     Die Leute kommen, lauschen seinem Gesang und sehen zu, wie das Dach abgenommen wird. Nach ein paar Stunden weiß jeder im Viertel,
     was los

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