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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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ist: Das Haus hat kein Dach mehr, keine
Kryscha.
Niemand wird jemals wieder dort wohnen wollen.«
    »Und wenn die Leute dann immer noch nicht zahlen?«
    »Sie zahlen immer.«
    »Sie befinden sich hier nicht in Russland, Iwan. Sondern in Ostengland. Ich vermute, dass Sie Informationen über zwei Morde
     besitzen, die hier vor kurzem an Einheimischen begangen wurden. Gehen wir.«
    Die dunkle Gestalt blieb vollkommen reglos. Das Licht im Bunker verblasste zu einem düsteren Malvenrosa, in welchem der Beton
     bernsteinfarben schimmerte. Vögel flogen durch den Streifen Himmel über ihren Köpfen.
    Fletcher schüttelte den Kopf. Mit einem Tritt schleuderte er einen Ast aus dem Feuer. Er packte ihn am nicht brennenden Ende
     und beleuchtete das Gesicht des Russen wie mit einer Fackel. Der Mann zuckte mit keiner Wimper.
    Wie Berlitz war auch er Ende dreißig. Er stand kerzengerade wie ein Berufssoldat, dem das Leben als Zivilist noch ungewohnt
     ist – und die blank polierten Armeestiefel verliehen seinem maßgeschneiderten Nadelstreifenanzug eine bedrohliche Note.
    Der Kragen des Hemdes stand offen, wofür es einen unübersehbaren Grund gab. Fletcher sah eine schartige Linie, die über den
     kräftigen Hals des Mannes bis unter sein Kinn lief – die schreckliche Narbe einer Wunde, die wohl um ein Haar tödlich gewesen
     wäre. Die Gesichtszüge des Mannes erinnerten Fletcher an alte sowjetische Denkmäler: hohe Wangenknochen, tiefliegende, mandelförmige
     Augen und kurzes, aus der breiten Stirn gebürstetes Haar.
    Das Gesicht verzog sich langsam zu einem Lächeln.
    »
Gehen wir
, sagt er. Der englische Humor ist wirklich sehr komisch. Olga hat mir von Ihnen erzählt.«
    »Was hat Olga Ihnen sonst noch erzählt? Über Jake Skerrit zum Beispiel? Vielleicht, wo und wann Sie ihn allein antreffen konnten?«
    Fletcher warf den Ast ins Feuer zurück, und Iwan trat ins Licht der Flammen.
    »Jake Skerrit, dieser junge Bursche in der großen Maschine. Ich habe von ihm gehört, und auch von seinem Freund, dem Wachmann.
     Mit uns hat das natürlich nichts zu tun. Eine rein englische Angelegenheit.«
    »Mir kommt es wie eine russische Angelegenheit vor.Klingt so, als hätten Sie sich eine leichte Beute gesucht, einen wehrlosen englischen Geschäftsmann. Geht es um Schutzgeld?
     Oder schaffen Sie junge Frauen wie Olga per Zwangsheirat nach England?«
    Iwan lächelte aufs Feuer hinunter, und das Licht tanzte in seinen mandelförmigen Augen. »Ich sollte Sie als Berater engagieren.
     Ja, wir machen solche Geschäfte. Der Heiratshandel ist für Leute wie mich topaktuell. Aber Ihre Vorstellung davon gefällt
     mir nicht – russische Frauen diesen englischen Burschen auszuliefern. Ich ziehe es vor, wenn der Ehemann der Dumme ist. Er
     verliert ein Vermögen bei der Scheidung, der Erlös landet bei mir, ich zahle die Frau korrekt aus und alle sind glücklich.
     Nun ja, fast alle. Olga ist eines meiner Mädchen, das beste, aber sie ist aus anderen Gründen hier.«
    »Aus welchen Gründen? Unsittlichen?«
    »Ich muss sagen, Sie haben ziemlich platte Vorstellungen von russischen Geschäftsleuten. Krasse Vorurteile, ist das in Ihrem
     Land nicht strafbar, hm?«
    Iwan griff in sein Nadelstreifenjackett und zog einen Flachmann aus Edelstahl mit angeschraubten Trinkbechern hervor. Er schenkte
     zwei Becher ein und wollte Fletcher einen reichen.
    »Ich trinke nicht«, erklärte Fletcher.
    »Das Zeug ist in Ordnung. Schauen Sie.« Iwan setzte den einen Becher an die Lippen und kippte den Inhalt in einem Zug hinunter,
     die Augen glänzend im Feuerschein. Er wirkte gekränkt, als Fletcher den anderen Becher erneut ablehnte.
    »Sind Sie Alkoholiker? Wie ich gehört habe, sind das viele Polizisten.«
    »Ich habe noch nie Alkohol getrunken.«
    Iwan betrachtete den vollen Becher in seiner Hand. Dann kippte er den Inhalt hinunter und schraubte beide Becher wieder auf
     dem Flachmann fest.
    »Sie kommen von weit her, Iwan«, sagte Fletcher. »Was treiben Sie denn so, wenn Sie nicht gerade die Angestellten von Breakman
     Machinery ermorden?«
    »Okay, Polizist. Hören Sie mir zu, das ist wichtig. In Russland gibt es das
delo shisni.
Wissen Sie, was das bedeutet? Es bedeutet die Lebensaufgabe, das entscheidende Werk im Leben eines Menschen. Der kritische
     Punkt. Nicht jeder hat das Glück, irgendwann dieser entscheidenden Aufgabe zu begegnen. Meine Lebensaufgabe liegt hier in
     Thinbeach.« Der Streifen Himmel über ihnen hatte inzwischen einen grellen

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