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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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verzerrt.
    Der Bildschirmausschnitt mit der Ausstellungshalle zeigte, dass Jake eine Weile dort stand und sich umsah, so als wollte er
     sich vergewissern, dass er unbeobachtet war. Fletcher beugte sich vor und wartete angespannt auf die schrecklichen Bilder,
     die nun kommen mussten. Doch Jake drehte sich um und ging in den Bürobereich zurück. Der Film zeigte, wie er an den anderen
     Türen vorbei in den spartanischen Wachraum trat, in dem Fletcher am Montagvormittag mit Ron Teversham gesprochen hatte. Jake
     trat ein und ließ die Tür angelehnt. Die Zeitanzeige zeigte 21.16   Uhr.
    Das Bildschirmviertel mit dem Parkplatz wurde dunkel. Dann geschah dasselbe mit der Kamera am Empfang. Dann in der Ausstellungshalle.
     Jake Skerrit lugte aus der Tür in Tevershams Büro und zog den Kopf wieder zurück. Der Ausschnitt mit den Bürotüren erlosch,
     und jetzt war der Bildschirm nur noch ein düsteres Grau, während in der Ecke die Zeitanzeige weiterlief. Sie spulten bis zum
     Ende des Bandes vor.
    Nichts mehr.
    »Das heißt also, dass Jake Skerrit die Kameras abgestellt hat. Er hat sie
absichtlich
ausgeschaltet.« Sal ließ die Videokassette auswerfen und klopfte sich damit gegen die Handfläche. »Das scheint wirklich auf
     einen Unfall hinzudeuten. Erwollte nicht, dass die Kamera aufzeichnete, wie er mit den Maschinen herumspielte.«
    »Ich würde dir zustimmen, Sal, hätte ich dieses Band nicht im Toilettenspülkasten eines Ermordeten gefunden. Ich meine, warum
     hat Teversham es an sich genommen, behauptet, dass es gar nicht existiert, und es dann so sorgfältig versteckt?«
    »Sorgfältig?« Sal schürzte die Lippen. »Eigentlich hast du ja nur ein paar Sekunden gebraucht, um es zu finden. Ich würde
     sagen, dass Teversham es vor jemandem versteckt hat, der nicht wusste, wie eine Toilettenspülung funktioniert.«
    »Eine gewagte Schlussfolgerung.«
    »Das ist meine größte Stärke.« Sie warf ihm die Kassette zu. »Wie auch immer, wir müssen heute Abend noch einen Besuch machen.
     Komm mal her.«
    Sie zupfte ihm die Krawatte zurecht.
     
    Am Gartentor prangte ein schmiedeeisernes Schild mit dem Hausnamen –
The Blindy House –
und dahinter führte ein mit Platten ausgelegter Weg zwischen Büschen hindurch zur Haustür.
    »Dort wohnt Alain de Minching«, sagte Sal. »Autor des Geschichtsbuchs, das wir in Jakes Zimmer gefunden haben, und, soweit
     wir wissen, der letzte Mensch, der Ron Teversham lebend gesehen hat. Ron war gestern gegen zweiundzwanzig Uhr hier. Wir wissen,
     dass er vor Mitternacht gestorben ist.«
    Bevor er das Gartentor öffnete, betrachtete Fletcher aufmerksam das Haus. Dann betraten sie den Garten. Es roch nach Lavendel
     und nach dem Fluss unmittelbar hinter dem Damm. Aus den schmalen Fenstern fiel ein milchiges Licht auf die hängenden Glyzinien
     – und aus der Nähe sah Sal, dass in den Fugen der Steinwand Wildblumen wuchsen.
    Als sie läutete, bellte irgendwo im Inneren des Hauses ein Hund, den jemand mit gut gelaunter Stimme zur Ordnungrief. Sie spürte die gespeicherte Wärme, die von den Steinen abstrahlte, und ebenso Fletchers schweigende Nähe.
    Kurz darauf öffnete sich die Tür, und Sal stellte fest, dass Alain de Minching wie die perfekte Ergänzung zu seinem imposanten
     Haus aussah.
     
    Fletcher musste unwillkürlich an Tevershams Wohnung in Wittris denken. Teversham hatte eine winzige Küche und drei kleine
     Zimmer gehabt. Dieser Mann hier dagegen führte sie, nachdem er ihnen freundlich die Hand gegeben hatte, durch eine riesige,
     mit Steinplatten ausgelegte Eingangshalle, von der links und rechts Türen abgingen, eine Treppe hinunter und zu einem Torbogen.
     »Kommen Sie, kommen Sie auf meine
terrasse
«, sagte er, wobei er Terrasse französisch aussprach.
    Hinter dem Torbogen traten sie auf einen kleinen gemauerten Platz, der direkt am Rand des Thinbeach Pool lag und vom Licht
     aus den Erdgeschossfenstern beleuchtet wurde. Links und rechts erhob sich der Damm und verdeckte die ersten Abendsterne. Am
     gegenüberliegenden Ufer des Sees bog sich das grau verschwommene Röhricht im Wind. Vor der Terrasse plätscherte das unruhige
     Wasser gegen den Schlickstrand, auf dem ein paar hell schimmernde Seerosen wuchsen. Man hörte einen Fisch springen.
    Zu dritt standen sie eine Weile da und sahen über das Wasser.
    »Thinbeach war früher eine Insel, wissen Sie. Bevor die Fens trocken gelegt wurden«, sagte Alain de Minching. »Das hier war
     damals der Hafen und

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