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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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Autofahrer unterwegs war. Ich kannte Rons Autokennzeichen nicht,
     weil er weiter vorn in den Shamblings geparkt hatte, aber ich dachte, dass ihn vielleicht ein Streifenwagen anhalten könnte.
     Das war vermutlich ein Irrtum. Hier in der Gegend ist nicht viel Polizei unterwegs, oder? Ihre Personaldecke ist ja auch ziemlich
     dünn. Dafür kann keiner was und Teversham ist selbst schuld, aber ich mache mir trotzdem Vorwürfe. Hätte ich vielleicht ein
     zweites Mal anrufen sollen?«
    Fletcher warf Sal einen Blick zu, und sie trat ins Haus, um durch einen Anruf zu überprüfen, ob Alain de Minching die Wahrheit
     sagte. Fletcher vermutete, dass dem so war. Manchmal gab es eben Pannen.
    Es wurde Nacht über dem Thinbeach Pool. Zwei Wolkenbänke schoben sich ineinander, das Röhricht am gegenüberliegenden Ufer
     hatte das Blaugrau des Wassers angenommen. Fletcher roch den Schlick am Uferstreifen unter der Terrasse.
    In der Stille hörte er das leise Hecheln der prachtvollen Hunde. Alain kniete sich neben sie und streichelte sie am Hals.
     Die Hunde reckten wohlig die Köpfe. Er flüsterte ihnen etwas zu – auf Französisch, wie Fletcher bemerkte.
    Fletcher blickte auf die auf dem Tisch ausgebreitete Karte. Sie kam ihm vertraut vor: Häuser, Straßen, Flüsse.
    »Eine Karte von Thinbeach?«, fragte er.
    Alain blickte auf, als hätte er Fletchers Anwesenheit ganz vergessen. Dann stand er auf und trat näher.
    »Ja. Wir bereiten die Hochzeit von Thinbeach vor. Sie findet am Samstag statt.«
    »Diesen Samstag?«
    »Ja. Von da oben auf dem Damm, nur wenige Meter von hier entfernt, wird man die Braut von Thinbeach ins Wasser werfen.« Auf
     einer der Pappmarkierungen war eine Strohpuppe mit dünnen Ärmchen und Beinchen aufgezeichnet, die am Rande des Thinbeach Pool
     lag. »Könnte jemand, der vor Hunderten von Jahren hier gelebt hat, zuschauen, würde er das Fest sofort erkennen. Wir sind
     hier sehr dicht an unserer Vergangenheit dran.«
    »Und Sie stammen, wie ich Ihrem Buch entnehme, von den Normannen ab. Das ist erstaunlich.«
    »Warum? Sechzig Prozent der einheimischen britischen Bevölkerung leben in dem Bezirk, in dem sie geboren wurden. Vierzig Prozent
     sogar in derselben Stadt. Insgesamt gesehen sind wir ein recht sesshaftes Volk.« Alain trank einen Schluck Wein und warf einen
     Blick zum Haus. »Wie lange braucht Ihre Kollegin noch?«
    »Nicht mehr lange.«
    »Es eilt natürlich nicht. Vielleicht haben Sie ja von der Frau von Cricklade gehört? Sie hat vor dreitausend Jahren in Wiltshire
     gelebt, 1999 stieß man in einem Steinbruch auf ihr Skelett. Als man die DNA ihrer Gebeine mit der DNA der Bewohner des nächstgelegenen
     Dorfs verglich, stellte man fest, dass zwei Familien ihre unmittelbaren Nachfahren waren. Dreitausend Jahre, und sie sind
     noch immer da. Denken Sie nur! Nun, meine Abstammung von Chretien de Minchin ist eindeutig in den Kirchenbüchern dokumentiert.«
     Er setztesein Glas ab. »Sie sollten Samstag zum Fest kommen und ein wenig Vergangenheit schnuppern.«
    »Und zusehen, wie Chretien seine Frau ertränkt?«
    De Minching lächelte wieder und blickte aufs Wasser hinaus. Er strich sich über die behaarten Unterarme. Aus seinem offenen
     Hemdkragen quollen Büschel von Brusthaar. »Chretien war ein recht starker Charakter, so könnte man es vielleicht ausdrücken.
     Er vertrieb die Angelsachsen, die ihm Ärger machten, und bevölkerte das Dorf mit seinen eigenen Nachfahren. Dafür braucht
     man eine feste Hand.«
    Sal kam zurück und nickte Fletcher zu. Offensichtlich hatte de Minching wirklich bei der Polizei angerufen und die Kollegen
     vor Ort hatten nicht auf den Anruf reagiert.
    »Mr de Minching, es tut mir leid, wenn ich unfreundlich schien«, sagte Fletcher.
    Der Angesprochene winkte ab. »Inspector, nennen Sie mich Alain. Alain mit ai natürlich. Und denken Sie daran, ich stehe zu
     Ihren Diensten. Sollten Sie irgendetwas über das Dorf wissen wollen, können Sie mich jederzeit fragen.«
    Die Hunde zu seinen Füßen hechelten.
    »Russland«, sagte Fletcher.
    »Wie bitte?«
    »Wissen Sie etwas über eine Verbindung zwischen Thinbeach und Russland?«
    Alain wirkte ehrlich verwundert. »Russland? Ach so, ich verstehe. Sie denken an Crispins Frau? Sie meinen, die Probleme bei
     Breakman Machinery könnten durch sie ausgelöst worden sein? Nun, ich habe keine Ahnung.«
    »Ich dachte an einen umfassenderen Zusammenhang.«
    Alain schüttelte den Kopf. »Da fällt mir wirklich nichts ein. Wir

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