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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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Leuten von Thinbeach anstellen. Außerdem – habe ich Ihnen einen Vorschlag zu machen.«
    Iwan sah einen Moment lang zu den Wolken auf, deren Schatten über sein Gesicht zogen. Dann streckte er die Hand aus, und als
     Fletcher sah, was sich dort im Mondlicht abzeichnete, überlief es ihn eiskalt.
    Iwan hielt ein kleines Figürchen in der Hand. Es lag schwarz und verkrümmt auf seiner Handfläche, zerfranst und mit gebrochenen
     Gliedmaßen, und Fletcher brauchte einen Moment, um das Ding zu erkennen. Dann fiel ihm ein, wo er so etwas schon einmal gesehen
     hatte. Im Pub in Thinbeach und in Alain de Minchings Eingangshalle. Die Püppchen, die er bisher kannte, waren allerdings liebevoll
     gebastelt, sahen hübsch aus und trugen feine Seidentüchlein. Dies hier war eine bösartige Verwandte. Es war ein Thinbeach-Strohpüppchen,
     eine winzige Braut von Thinbeach, nackt und mit scharfkantigen, ausgefransten Strohhalmen. Arme und Beine waren geknickt und
     krumm, die zerfaserten Finger griffen wie Klauen in die Luft und im augenlosen Gesicht grinste ein gestickter Mund zum Mond
     hinauf.
    Fletcher blickte auf die Strohpuppe, dann auf Iwan, und in diesem Moment gaben die Wolken den Mond frei. Jetzt badete die
     Fläche unter dem Raketensilo im hellen Mondschein.
    »Was ist das, Iwan?«
    »Das wissen Sie genau. Es ist eine Strohpuppe. Der Mannmit dem roten Stern am Kragen hat sie neben der Asche meines Vaters auf den Küchentisch gelegt.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass bei der Leiche Ihres Vaters eine Strohpuppe gefunden wurde?«
    »Die englische Polizei dachte, dass die Puppe meinem Vater gehörte. Aber meine Mutter und ich, wir spürten sofort, dass etwas
     Böses von ihr ausging. Wir wussten, dass jemand aus irgendeinem Grund die Puppe auf die Leiche gelegt hatte. Als ich damit
     zum Stausee gerannt war, blieb ich lange dort stehen, so lange, dass man mich suchen kam. Ich schwor mir, dass ich herausfinden
     würde, was geschehen war. Das schwor ich mir wieder und wieder. Wissen Sie, welcher Gedanke mir am unerträglichsten ist? Dass
     ich es nicht wusste. Dass ich Tag für Tag auf die Karte schaute und die Orte ankreuzte, die mein Vater, wie ich glaubte, gerade
     besuchte. Dabei hat er es nur bis zum ersten Ort geschafft, bis Cambridge. Danach war er tot. Und jemand von hier hat dieses
     Ding auf seine Leiche gelegt.«
    Fletcher merkte, dass Iwan nicht mehr mit ihm sprach, sondern eigentlich mit sich selbst. Iwan gab sich noch einmal das Versprechen,
     das er seit 1979 immer wieder erneuert hatte, sogar in der Strafzelle einer Militärstrafanstalt, und das nun so felsenfest
     in seinem Kopf saß, dass nichts mehr daran zu ändern war.
    »Iwan«, sagte Fletcher, »das mit der Strohpuppe kann ich auch nicht erklären. Ich weiß nicht, warum sie bei der Leiche Ihres
     Vaters gefunden wurde, aber Sie haben keinen Beweis dafür, dass irgendjemand aus Thinbeach für seinen Tod verantwortlich war.«
    Iwan stand da und blickte auf die Fens hinaus. Das Revers seines Anzugs flatterte ganz leicht im Wind. Der Mond glitt langsam
     nach Westen, wo ein Verkehrsjet, dessen Lichter heller strahlten als die Sterne, den Himmel überquerte. »Ich dachte, den Beweis
     würde Olga finden, aber sie hat versagt.«
    Fletcher dachte an die Stimmen auf Tevershams Band zurück.Tevershams Frage:
Und was bedeutet das?
Und die Antwort des alten Polizisten:
Ach, dieser uralte Kram   ... Das lief wie am Schnürchen.
Nach
diesem
uralten Kram hatte Teversham sich erkundigt, denn das war die Frage, hinter der Jake hergewesen war: Was bedeutete eine Strohpuppe
     in Thinbeach eigentlich? Warum kam jemand auf die Idee, sie auf eine Leiche zu legen?
    »Olga hat mich bei meiner Lebensaufgabe im Stich gelassen. Nun können Sie mir helfen, sie zu vollenden.«
    Fletcher verstand, worauf Iwans Vorschlag hinauslief.
    »Sie wollen, dass ich die Umstände aufkläre, die zum Tod Ihres Vaters geführt haben.«
    »Sie sind der Einzige, der das kann. Im Gegenzug bleibt bei der Hochzeit von Thinbeach dann alles ruhig.«
    »Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich dem zustimmen könnte?«
    »Nun, erstens natürlich, weil Sie bei der Hochzeit kein Desaster erleben wollen. Sie wissen, dass ich den Leuten etwas Schreckliches
     antun kann, ohne sie auch nur anzurühren. Ich werde genau das tun, wovor sie die größte Angst haben. Denken Sie an Charter
     oder Denton, und zwar mal hundert. Der zweite Grund ist ganz simpel – Sie wollen selbst herausfinden, was die

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