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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Italienisch lernen wollte. Sooft die Ehefrau aus den Bergen anrief, setzte der Mann ein betrübtes Gesicht auf, stöhnte und sagte mit einem unterdrückten Seufzer: »Wenn du wüßtest, wie einsam man sich fühlt, wenn man Abend für Abend in einer leeren Wohnung sitzt, würdest du mich nicht einfach so allein lassen … «
    Dann wich der traurige Blick einem Grinsen, während er von Zimmer zu Zimmer eilte, sich mit Eau de Toilette besprühte, die Bettdecke glattstrich und darauf wartete, daß es an der Tür läutete .
    Der Maresciallo und seine Frau hatten den Film mehr als einmal gesehen, da er praktisch jeden Sommer gezeigt wurde, aber sie schauten ihn sich trotzdem an, weil sie den Komiker mochten. Als der Film zu Ende war und die Werbung begann, ging die Frau des Maresciallo in die Küche, um das restliche Geschirr zu spülen; er blieb im Wohnzimmer zurück, wo es inzwischen dunkel geworden war und außer einer kleinen Tischlampe nur die flimmernden Bilder ein bißchen Licht gaben. Als das Telefon klingelte, lief sie auf den Gang hinaus, glitt in ihren Filzpantoffeln auf dem polierten Marmorboden fast lautlos dahin, schaltete das Licht an und nahm ab. Ihr Mann blieb weiter vor dem Fernseher sitzen, etwas irritiert von dem hellen Lichtbalken unter der Tür, und hoffte, daß es nicht die Burschen waren, die Dienst hatten und ihn zu Hause anriefen, weil etwas passiert war .
    Doch als er seine Frau sagen hörte: »Du mußt etwas lauter sprechen … so ist es besser … Wie geht es ihnen?«, sanken seine Schultern kaum merklich an die Sofalehne zurück. Ohne länger zuzuhören, wußte er, daß es seine Schwester war, die, wie üblich, etwa einmal in der Woche anrief, um zu berichten, wie es den Jungen ging, jedesmal spätabends, weil es dann billiger war .
    Die Spätnachrichten kamen, und als der Maresciallo zum zweiten Mal die überfüllten Strände sah, überlegte er, daß sich der kriminelle Prozentsatz der Bevölkerung zusammen mit dem Rest am Meer befand und daß im August in der Stadt zu arbeiten in seinem Beruf den Vorteil hatte, daß es nicht viel zu tun gab. Er hätte sich eigentlich keine Sorgen zu machen brauchen, daß der Anruf für ihn sein könnte. Ende Juni war er zum letzten Mal nachts herausgerufen worden, und selbst das hatte sich als blinder Alarm herausgestellt .
    Trotzdem hatten das Klingeln des Telefons und das Licht seine friedliche Schläfrigkeit verscheucht, so daß er sich mühsam erhob und ins Schlafzimmer ging, um den Mückenkiller anzuschalten .
    »Salva! «
    »Was ist? «
    »Wenn du schon da bist, stell doch den Mückenkiller an. «
    »Hab ich schon. «
    Er kam in die Küche. »Was machst du da? «
    »Kamillentee. Ich habe ein bißchen Kopfweh, und mit dem Tee kann ich besser einschlafen. Hast du das Ding angestellt? «
    »Mm. «
    »Wenn du damit wartest, bis wir ins Bett gehen, erwischt mich jedesmal eine, bevor es sie erwischt. «
    »Was hat Nunziata gesagt? «
    »Den Jungen geht es gut. Ich kann nur hoffen, daß sie sich anständig benehmen. Es ist viel zu anstrengend für sie. «
    »Hat sie das gesagt? «
    »Natürlich nicht, aber ich weiß, was für eine Plage sie sein können, und da sie nie selber Kinder gehabt hat, ist sie das nicht gewohnt. Möchtest du noch was? «
    »Nein. Ich wette, es macht ihr Spaß. Kommst du ins Bett? «
    »In ein paar Minuten. Wenn das Maschinchen seine Wirkung getan hat. Erst trinke ich meinen Tee. «
    Als sie ins Schlafzimmer kam, war die Luft vom Geruch des Mückenkillers erfüllt; ihr Mann lag bereits im Bett, gähnte und strich sich mit seiner großen Hand übers Gesicht .
    »Ich bin müde, muß ich zugeben. «
    »Das macht die Hitze, die zermürbt einen. Ich bin sicher, daß ich nur deshalb Kopfweh habe. «
    »Wenigstens war der Anruf nicht für mich. Ich habe schon einen Augenblick befürchtet, es sei der Wachraum. «
    »Um diese nachtschlafende Zeit?« Sie war fünfzehn Jahre mit ihm verheiratet, hatte aber so viel Zeit getrennt von ihm verbracht, daß sie sich zwar an die einfachen Dinge, die das Leben beim Militär mit sich brachte, gewöhnt hatte, an die Uniform und das Wohnen in Kasernen, an seinen gelegentlichen Ärger mit dem Capitano und die ständige Sorge um die jungen Rekruten; alles andere jedoch, was den gewohnten Tagesablauf störte, etwa unerwartete nächtliche Anrufe oder seine Verwicklung in ernsthafte Kriminalfälle, überraschte und beunruhigte sie nach wie vor .
    So war es ihr Glück, daß der diensthabende junge Mann es nicht

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