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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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echte Gefahr bestand und daß es sich hier um eine Art Ritual handelte, das aufhören würde, sobald allen langweilig wurde. Sein Pech war es, daß der Mann vor ihm in diesem Augenblick zu der Frau mit Brille hinaufschrie, sie solle kein solches Miststück sein und die arme bekloppte Alte gefälligst in Ruhe lassen .
    Darauf sagte ein anderer: »Untersteh dich, meine Frau als Miststück zu bezeichnen!« Und als sich der Maresciallo umdrehte, um festzustellen, wer gesprochen hatte, traf ihn eine Faust ins Auge .
    »Kaltes Wasser ist das einzige, was da hilft. Halten Sie sich das drauf. Aber ein hübsches Veilchen werden Sie schon kriegen. Ich mache Ihnen schnell einen Kaffee. «
    Der rettende Engel des Maresciallo war der Schrank von Mann, der ihm die Sicht versperrt hatte und sich als Besitzer der Bar an der Ecke entpuppte, die gegenüber dem Haus lag, in dem es den Ärger gegeben hatte. Er führte den noch völlig benommenen Maresciallo nach drinnen und dirigierte ihn an einen braunen Resopaltisch, damit er sich erholen konnte. Wortlos drückte der Maresciallo die kalte Kompresse auf sein eines großes, vorstehendes Auge, das ringsum deutlich anschwoll. Zum Glück war ihm die Sonnenbrille aus dem Gesicht geschlagen worden und nicht auf der Nase zerbrochen, sonst hätte es viel schlimmer ausgesehen .
    Die anderen Leute waren alle draußen vor der Bar, wo am Straßenrand noch ein paar Tische aufgestellt wurden. Sie feierten das Ende des Streits oder trösteten sich über das Ende der Unterhaltung für diesen Tag hinweg, doch ihre Gespräche wurden vom Lärm des Fernsehers übertönt, der in der Bar lief, obwohl niemand hinschaute. Die wenigen Männer, die außer dem Maresciallo noch vor der Hitze geflohen waren, spielten am Flipper. Die Luft war von ihrem Zigarettendunst erfüllt .
    »Da ist Ihr Kaffee. Wie fühlen Sie sich jetzt? «
    »Es geht schon. «
    »Wie sind Sie überhaupt da reingeraten? Sie wohnen doch nicht hier in der Gegend. «
    Der Maresciallo sagte ihm, wer er war .
    »Tut mir leid. Da Sie keine Uniform tragen … Ich kann mir nicht vorstellen, wer Sie gerufen hat. «
    »Niemand. Meine Leute sind zufällig vorbeigekommen. «
    »Sie hätten besser daran getan weiterzufahren. «
    »Die Straße war blockiert. «
    »Stimmt. Na ja, sowas passiert eben. Niemand ist zu Schaden gekommen – tut mir leid, das hätte ich nicht sagen sollen. Wirklich Pech, daß es Sie so erwischt hat. War reiner Zufall. «
    »Natürlich.« Es hatte nicht viel Sinn, die Sache weiterzuverfolgen, da er nicht gesehen hatte, woher die Faust gekommen war, und sie außerdem jemand anderem gegolten hatte .
    Ein schepperndes Frauenlachen unterbrach das Gespräch der Männer vor der Tür. Alle anderen Frauen hatten sich in die Häuser zurückgezogen, doch die Verrückte, die sich inzwischen angezogen hatte, allerdings noch immer ihre Hausschlappen trug, war heruntergekommen und wurde von den Männern draußen vor der Bar aufgezogen .
    »Gib uns einen Kuß, na, komm schon! «
    »Behaltet ja eure Hände bei euch.« Aus irgendeinem Grund hatte sie einen Handfeger dabei, den sie drohend hochhielt .
    »Komm schon, gib uns einen Kuß. «
    Der Barbesitzer hatte neben dem Maresciallo Platz genommen .
    »Sie ist nicht ganz richtig im Kopf«, erklärte er. »Arme Haut. Die anderen übertreiben es mit ihren Hänseleien und Schikanen, aber das Problem ist, daß sie sie immer anstachelt. Sie genießt es, im Mittelpunkt zu stehen. «
    »Worum ging es denn bei dem Streit? «
    »Um die Tauben, wie üblich. «
    »Tauben? «
    »Sie füttert sie. Genau dort an der Ecke unter Maria Pias Fenster, und dann lassen sie ihren Dreck überall auf den kleinen Balkon und die Pflanzen und ihre Wäsche fallen. Nicht nur ein paar, sondern Hunderte. «
    »Und das ist alles? «
    »Mehr oder minder, nur führt eins zum anderen. Maria Pia war an der Reihe mit dem Essen für Clementina. Sie hatte ihr eine Schüssel Minestrone gegeben. Als sie dann angefangen haben, sich wegen der Tauben zu zanken, hat Clementina die Schüssel aus dem Fenster geworfen – o Gott, jetzt steht wieder jemand dem 15er Bus im Weg. «
    Auf der Straße ertönte wiederholt eine Hupe .
    »In dieser Stadt einen Bus zu fahren verkürzt das Leben garantiert um Jahre«, meinte der Barbesitzer, »bei diesen engen Straßen und den Leuten, die einfach in der Mitte parken. Dabei möchte man meinen, daß heute wahrhaftig wenig Verkehr ist – wohin gehen Sie? «
    Der Maresciallo war aufgesprungen, erstaunlich

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