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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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einen Brocken Land in einem Jahr erobert.«
    Da war es wieder: Alexander. Ich wünschte, der kleine Makedonier würde noch leben, damit ich ihn noch einmal umbringen konnte. Ein einziger Psychopath in der Geschichte reichte aus, um die Narren auf ewig zu inspirieren.
    »Die Gallier sind nicht die Perser.«
    »Nein, und ich danke Jupiter dafür. Ich bezweifle, daß man aus den Persern je gute Bürger machen könnte.«
    Es war, als hätte er plötzlich in eine Sprache gewechselt, derer ich nicht mächtig war. »Ich glaube, ich kann dir nicht ganz folgen, Caesar.«
    Er fixierte mich mit seinem durchdringenden Advokatenblick.
    »Rom braucht neues Blut, Decius. Wir sind nicht mehr das Volk, das wir in den Tagen eines Scipio oder Fabius waren.
    Früher einmal konnten wir zehn starke Legionen in Gegenden ausheben, die nicht mehr als zwei oder drei Tagesmärsche von Rom entfernt liegen. Jetzt müssen wir ganz Italien abklappern, um drei oder vier gute Legionen zusammen zubringen. In ein oder zwei Generationen haben wir vielleicht nicht einmal mehr das. Und wo sollen wir dann unsere Soldaten finden? In Griechenland? Völlig absurd. Syrien, Ägypten? Die Vorstellung ist lachhaft.«
    Was er sagte, war nicht völlig von der Hand zu weisen.
    »Wenn wir Italien einfach von allen ausländischen Sklaven räumen und die Einheimischen wieder auf italischem Boden arbeiten lassen dürfen, wäre das Problem gelöst«, behauptete ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Jetzt redest du schon wie Cato. Kein Mensch kann das Rad der Geschichte zurückdrehen. Wir müssen die Gelegenheit ergreifen und die Gegenwart nach unserem Willen gestalten. Du hast doch in Spanien gedient. Was für einen Eindruck hattest du von den Spaniern?«
    »Sie sind wild und primitiv, aber sie geben erstklassige Soldaten ab.«
    »Genau. Und viele von ihnen sind auch so eine Art Gallier.
    Ich glaube, daß man die Menschen des gallischen Kernlandes zivilisieren kann. Wenn man sie dazu bewegen könnte, ihre halbnomadischen Sitten aufzugeben, sich nieder zulassen, aufzuhören, einander zu bekämpfen, und die Herrschaft Roms anzuerkennen, könnten sie sehr viel zu unserer Stärke und unserem Reichtum beitragen.«
    Das waren wahrhaft radikale Gedanken. Barbaren zu unterwerfen war eine Sache: Damit war jeder einverstanden.
    Aber Bürger aus ihnen zu machen?
    ,,Sie machen nicht einmal einen vernünftigen Wein, obwohl ich zugeben muß, daß ihre Rennpferde und Wagenlenker nicht schlechter sind als die römischen.«
    »Ich wußte, daß ich auf dich zählen kann, wenn es um das Wesentliche geht.«
    »Aber, Caesar, es ist noch nicht lange her, daß wir einen blutigen Krieg deswegen geführt haben! Und damals ging es um unsere Vettern, die meisten von ihnen Menschen latinischer oder zumindest oscischer Abstammung, die viele unserer Sitten und Bräuche teilen. Wenn es schon eines Krieges bedurfte, um ihnen die vollen Bürgerrechte zu verleihen, wie willst du die Römer dann davon überzeugen, daß die Gallier dieselbe Ehre verdienen?«
    »Mit einem Appell an ihren gesunden Menschenverstand, will ich hoffen«, sagte er ungeduldig. »Und der Furcht vor den Germanen.« Das war allerdings ein Argument. »Du weißt genauso gut wie ich, daß sie keine heulenden Wilden sind, sie sehen nur so aus und hören sich so an. Sie sind ausgezeichnete Handwerker und einigermaßen anständige Bauern. Sie haben eine recht ansehnliche Architektur, obwohl sie nicht mit Stein bauen. Aber politisch sind sie primitiv, sie leben noch in einer Stammesgesellschaft und befehden einander ohne Unterlaß.«
    »Und sie kennen keine Schrift«, bemerkte ich.
    »Nein, das tun sie nicht. Aber dafür haben sie Druiden.«
    »Ich fürchte, ich sehe den Zusammenhang nicht.«
    »Wie mächtig wäre unsere Priesterschaft, wenn sie ein Monopol auf das geschriebene Wort hätte, Decius? Denk darüber nach. Ich weiß, daß du nicht so beschränkt bist, wie du tust.«
    Das war wohl eine Art Kompliment. »Du meinst wie die Ägypter, bevor sie die griechische Schrift gelernt haben?«
    »Etwas in der Richtung. Stell dir eine Gesellschaft vor, in der nur die Priester lesen und schreiben können, während selbst die Adeligen und Könige Analphabeten sind. Die Druiden genießen eine ähnliche Position.«
    »Lovernius hat mir erzählt, daß sie nicht nur die Mittler zwischen den Galliern und ihren Göttern, sondern auch die Bewahrer ihrer Gesetze und Traditionen sind.«
    »Genau. Und als solche sind sie auch oberste Richter in sämtlichen

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