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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Streitfragen zwischen all den kleinen Königen und Häuptlingen. Nicht daß sie den Kämpfen wirklich Einhalt gebieten können. Doch sie haben großen Einfluß, wenn die Gallier gezwungen sind, mit nichtgallischen Völkern wie den Germanen zusammen zuarbeiten. Oder auch mit Rom. Es gibt mindestens zwanzig größere gallische Nationen und einhundert kleine Häuptlinge mit ihren Stämmen, die untereinander völlig zerstritten sind. Doch es gibt von den Pyrenäen bis nach Britannien, ja sogar bis nach Galatien nur einen einzigen Druidenkult. Er ist die einzige vereinigende Macht der Gallier.
    Wenn ich also die Gallier unterwerfen will, muß ich wahrscheinlich zuerst die Macht der Druiden brechen.«
    Nun, ich hatte nicht vor, zugunsten der Druiden zu sprechen; hatte ich Priester, die ihr Amt erbten, doch immer für einen Haufen von Parasiten gehalten. Unsere Vorväter haben große Weitsicht bewiesen, als sie die Priesterschaft in ein politisches Amt umwandelten.
    »Ich werde ihnen bestimmt keine Träne nach weinen«, sagte ich.
    Caesar richtete sich auf und beugte sich vor. »Und, Decius, sie sind nicht nur Barden und Gesetzgeber. Ihre Religion ist düster und blutrünstig. An ihren hohen Feiertagen werden auch Menschen geopfert. In ihren Wäldern errichten sie riesige menschliche und tierische Figuren aus Korbgeflecht. Zu wichtigen Ritualen werden Männer, Frauen und Tiere darin eingesperrt, bevor man sie in Brand setzt. Man sagt, die Schreie seien widerlich.«
    Ich spürte jenes Kribbeln des Entsetzens, das uns Römer für gewöhnlich befällt, wenn von Menschenopfern die Rede ist.
    Natürlich müßten die Gallier sich wirklich anstrengen, um es je zu so schrecklichen Menschenopfern zu bringen wie unsere alten unerbittlichen Feinde, die Karthager. Doch diese Korbopferungen waren sicherlich ausreichend, die Gallier als Wilde zu charakterisieren. Unsere eigenen, überaus seltenen Menschenopfer wurden stets mit großer Würde und Feierlichkeit vollbracht, und wir verwendeten dafür ausschließlich verurteilte Verbrecher.
    »Es fehlt deinen Plänen gewiß nicht an Größe«, räumte ich ein. »Doch andererseits wird Rom zur Zeit von ehrgeizigen Männern beherrscht, nicht von sicheren konservativen Arbeitstieren wie meiner eigenen Familie.«
    »Trotzdem wäre mir die Unterstützung der Caecilier sehr willkommen.« Das war wieder der Caesar, den ich kannte: der Forumpolitiker, der geschickt Koalitionen zur Absicherung seiner Pläne schmiedete.
    »Du redest mit dem Falschen. Ich bin bei weitem der unbedeutendste Vertreter meiner Familie. Auf mich hört kein Mensch.«
    Er lächelte. »Decius, warum mußt du dich immer benehmen wie ein pflichtbewußter kleiner Junge? Die großen Männer deiner Familie werden alt und ziehen sich bald aus dem öffentlichen Leben zurück. Wenn du erst Praetor bist, wirst du ein hochangesehenes Mitglied eures Familienrates sein.
    Bande, die im Feld geschmiedet wurden, sind von Dauer, Decius.«
    Das war ein netter, sentimentaler Gedanke, doch leider nur zur Hälfte wahr. Natürlich pflegten alte Kampfgefährten eine gewisse Kameraderie, doch nur solange sie sich mit ihren politischen Ambitionen nicht in die Quere kamen. Marius, Sulla und Pompeius waren alte Waffenbrüder in vielen Feldzügen gewesen, bis sie angefangen hatten, um die Macht im Staat zu kämpfen. Von da an waren sie Todfeinde.

IV
    Am nächsten Tag begann ich meinen lästigen Dienst im Praetorium, während Lovernius und der Rest meiner Ala weiter Patrouillen, Säuberungs- und Begleitschutzaktionen durchführten. Die meisten der letztgenannten Pflichten wurden von der regulären Reiterstaffel der Hilfstruppen übernommen, von denen wir mittlerweile eine erstaunliche Anzahl zusammengezogen hatten. Caesar wollte für diesen Feldzug eine riesige Kavallerie aufbauen und bestand darauf, daß die Provinz jeden halbwegs gesunden Mann und jedes Tier für den Militärdienst abstellte. Wir Römer haben die Kavallerie stets mit einer gewissen Verachtung betrachtet, aber je mehr Reiter man hat, desto größer der Respekt der Gallier.
    Zumindest war ich in Ausübung meiner neuen Pflichten sicher, so sicher, wie man in einem winzigen Legionärslager in der Wildnis umgeben von einer erdrückenden Übermacht johlender Barbaren eben sein konnte. Sie waren noch nicht soweit, eine Offensive gegen uns zu starten, doch das war nur eine Frage der Zeit; ihre nächtlichen Überfälle würden mit Sicherheit bereits jetzt häufiger und dreister werden. Doch

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