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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Knochen sich unter dem Druck meiner Finger bewegte. Jemand hatte Vinius' Schädel mit einem Knüppel oder einem ähnlichen Gegenstand eingeschlagen. Also mittlerweile schon drei Mörder?
    Nicht notwendigerweise. Menschen wehren sich oft heftig gegen den Tod, und bei einem Mann wie Vinius konnte man davon ausgehen, daß er nur sehr ungern gestorben war.
    Vielleicht hatte ihn der Würger oder der Messerstecher auf den Kopf geschlagen, um ganz sicherzugehen. Man hätte meinen sollen, das verknotete Seil hätte gereicht. Und wenn dann noch ein Rest Unsicherheit geblieben war, warum hatte man nicht noch ein paarmal auf ihn eingestochen? Männer, die gewillt sind, andere Männer zu erstechen, haben normalerweise keinerlei Hemmungen, mehrmals zuzustechen.
    In meinem Kopf nahm eine Theorie Gestalt an, die mir überhaupt nicht gefiel. Sie wies geradewegs auf die Erste Centurie und besonders auf jenes spezielle Contubernium.
    Die Leiche selbst ließ wenig weitere Rückschlüsse zu. Das Opfer war unbewaffnet und trug weder Börse noch Schmuck.
    Das hatte wenig zu bedeuten, da die Gallier ihn sämtlicher Wertsachen beraubt haben konnten. Ich hoffte noch immer auf die Gallier als mögliche Tatverdächtige, obwohl der Verbleib seines Kopfes dagegen sprach.
    Ich untersuchte den Boden um die Fundstelle der Leiche, doch er war von zahllosen Nagelschuhen dermaßen aufgewühlt, daß sämtliche Spuren, die sich möglicherweise dort hätten finden lassen, verwischt waren. Ein kräftiger und schlachterprobter Mann wie Titus Vinius, so überlegte ich, mußte sich doch heftig gewehrt haben, und sei es nur für Sekunden. Ich hoffte, abgerissene Teile von Kleidungsstücken, Schmuck oder Waffen zu entdecken, konnte jedoch nichts dergleichen finden. Ein einziger ausländischer Dolch hätte gereicht, den Verdacht von der Legion abzulenken, aber das einzige, was ich fand, war ein Fetzen weißen Leinens.
    Ein Schwall von Fragen überflutete mich. Warum trug der Tote eine schmuddelige Sklaventunika? Warum war er überhaupt hierhergekommen? Warum gerade in dieser Nacht?
    Und aus welchem der zahlreichen und triftigen Gründe war er getötet worden?
    Meine Gedanken wurden unterbrochen, als sich vom Lager eine feierliche Prozession näherte. Die meisten der Männer waren Soldaten, doch sie glänzten prachtvoller als die Legionäre, die ich bisher gesehen hatte. Dann erkannte ich die blitzenden Beinschienen, und mir war klar, daß es sich um die überlebenden Centurionen der Zehnten handelte. Sie hatten für diese traurige Pflicht ihre Paradeuniformen angelegt. Mit ihnen kam eine kleine Gruppe von Sklaven, darunter auch Molon, der übertrieben klagte und ein großes Bündel auf dem Rücken trug.
    Der Anführer ließ den kleinen Zug halten. »Ich bin Spurius Mutius, Centurio der Zweiten Centurie, Erste Kohorte der Zehnten und zur Zeit amtierender Erster Speer. Wir sind gekommen, den Leichnam unseres Kameraden zur Beerdigung zurück ins Lager zu bringen.«
    »Hat der Prokonsul dich über meine Sondervollmachten unterrichtet?«
    »Das hat er.« Ich blickte in neunundfünfzig harte, verschlossene Gesichter und wußte, was mir bevorstand. Ich war nur ein Außenseiter, ein weiterer politischer Eindringling. Dies waren die Profis der Zehnten. Sie schlossen ihre Reihen und rückten enger zusammen wie die alten Manipel, in denen die Principes, die Hastati und die Triarii ihre Formation angesichts des Feindes zu einem undurchdringlichen Block verschmolzen hatten.
    »Ihr könnt ihn mitnehmen«, sagte ich. »Ich brauche ihn hier nicht mehr.«
    Mutius wandte sich an die Sklaven. »Tut eure Pflicht.« Es waren Beerdigungssklaven, von denen jede Legion einen gewissen Bestand hat. Auf einem Feldzug verzichteten sie auf die archaischen Gewänder, die sie in Rom trugen, und sahen daher aus wie gewöhnliche Legionssklaven. Der Priester, ebenfalls ein Sklave, zelebrierte das Lustrum, um die Leiche zu reinigen. Ausländer sind bisweilen entsetzt darüber, daß bei uns Sklaven auch Priester sein können, aber unsere Götter sind nicht so snobistisch wie manche Menschen.
    Die Bestatter zogen Vinius' Leiche die schmuddelige Tunika aus, und der noch immer weinende und wehklagende Molon stellte sein Bündel auf den Boden. Er schlug die Decke zurück und breitete die glänzende Paradeuniform seines Herren aus. Mit behenden, geübten Handgriffen kleideten die Sklaven die Leiche an.
    »Molon, geh irgendwo anders trauern«, befahl ich. »Aber nicht zu weit weg. Ich möchte dich

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